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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Scheißkerl«, sagte Menkhoff und sah sich um. Die Bäume standen hier etwas weiter auseinander, der Boden war wie überall bedeckt mit Laub, Gestrüpp und abgebrochenen Zweigen. »Also gut, versuchen wir unser Glück schon mal, bis die Kollegen hier sind. Geh du links rüber, ich versuche es rechts.« Riedel nickte, doch noch bevor sie losgehen konnten, hörten sie hinter sich Stimmen und das Rascheln von Laub. Sekunden später tauchten drei Männer und eine Frau zwischen den Bäumen auf, Kollegen des KK 11 .
    Menkhoff umschrieb ein Gebiet von etwa hundert mal hundert Metern und teilte die Kollegen ein. »Er hat die Frau wahrscheinlich erst vor wenigen Stunden vergraben. Achtet auf frische Spuren. Und beeilt euch. Wenn wir Glück haben, lebt sie noch. Aber wir müssen sie schnell finden. Das ist alles, was zählt.«
    Sie fanden sie nicht schnell. Etwa eine Viertelstunde später trafen neben Jutta Reithöfer auch die Hundertschaft der Bereitschaftspolizei und die Hundestaffel ein, und doch dauerte es noch eine weitere Dreiviertelstunde, bis einer der Schäferhunde an einer Stelle anschlug, die Nase in das lose Laub wühlte und anfing, wie verrückt zu graben. Die Stelle war so gut wieder abgedeckt worden, dass sie sie ohne den Hund wahrscheinlich nicht entdeckt hätten. Hastig eilten mehrere Beamte herbei und begannen den Untergrund von Laub und Gestrüpp zu befreien. Erst da erkannte man, dass an der Stelle kurz zuvor gegraben worden war.
    Die Kiste lag nicht sehr tief, schon nach etwa dreißig Zentimetern stieß der Spaten eines der Polizisten aus der Hundertschaft mit einem dumpfen Geräusch auf den hölzernen Deckel. Wenige Minuten später hebelte ein anderer mit einer Brechstange die Kiste auf, mehrere Hände griffen nach dem Deckel und rissen ihn hoch. Menkhoff stand am Rand und schob einen der jungen Männer zur Seite, um einen Blick ins Innere der Kiste werfen zu können. Auch Reithöfer schaute hinein und stieß ein betroffenes »O Gott« aus. Sekundenlang starrten sie die junge Frau an, die dort unter ihnen lag. Anders als das erste Opfer war sie bekleidet, aber auch bei ihr waren die Hände zusammengebunden und das lange Ende des Seils am Fußteil der Kiste an einer dicken Schraube festgemacht, so dass die Hände wie schon bei Inge Glöckner nur ein Stück weit Spielraum hatten. Die abgeschabten Fingerkuppen waren schwarz verkrustet, die Haut mit Splittern durchsetzt, Augen und Mund mit breitem Band verklebt. Und – um das zu erkennen musste Menkhoff nicht erst den Befund des Arztes abwarten – sie war tot.
    »Gottverdammtes Dreckschwein«, zischte er und wandte sich ab.
    »Warum fesselt er ihre Handgelenke, lässt ihnen aber so viel Platz, dass sie sie ein gutes Stück in alle Richtungen bewegen können?«, überlegte Reithöfer laut.
    »Ich schätze, das macht er, damit sie sich in ihrer Panik das Fleisch von den Fingern schaben.« Menkhoff hörte selbst, dass in seiner Stimme die Mischung aus Ekel und Wut mitschwang, die er empfand.
    »Aber warum dann überhaupt die Fesseln an den Handgelenken? Die Frauen hatten doch sowieso keine Chance, da wieder rauszukommen.«
    Menkhoff war ein Stück zur Seite getreten, um den Kollegen der Spurensicherung Platz zu machen. Nun blieb er stehen. »Damit sie sich das Klebeband nicht von den Augen und vom Mund reißen können. Und wenn du mich fragst, warum er ihr Augen und Mund zugeklebt hat, dann fällt mir nur eines ein: Er steigert ihr Leiden noch zusätzlich dadurch, dass sie zumindest in der ersten Zeit nicht sicher wissen, was mit ihnen geschieht. Und dabei die Gewissheit haben, sich nicht bemerkbar machen zu können.«

19
    Eva fand einen Parkplatz nur wenige Meter von dem Haus in Poll entfernt, neben dessen Eingangstür ein Messingschild angebracht war.
    Dr. med. Burghard Leienberg
    Arzt, Neurologe, Facharzt für Psychiatrie & Psychotherapie
    Darunter die Sprechzeiten.
    Eva stellte den Motor ab und blieb noch einen Moment sitzen. Sie starrte gegen die Windschutzscheibe, ohne wahrzunehmen, was sich davor abspielte. Sie fühlte sich unendlich müde, schlapp und ausgelaugt. Sie war antriebslos und hatte das Bedürfnis, sich einfach nicht mehr zu bewegen, sitzen zu bleiben, wie sie gerade saß. Ob es damit zusammenhing, dass sie sich innerlich dagegen wehrte, diesen Termin wahrzunehmen? Aber wehrte sie sich denn wirklich dagegen? Sie war sich selbst nicht im Klaren darüber, wusste aber eines ganz sicher: Es musste etwas geschehen, damit diese furchtbaren

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