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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Blättern griff und sie ihm reichte. »Sorry, hier ist die Zusammenfassung für Normalsterbliche, die die Kollegen damals angefertigt haben. Ich hab vergessen, sie wieder abzuheften.«
    Menkhoff legte die Akte zur Seite und nahm ihr die Blätter aus der Hand. Schon nach wenigen Zeilen war ihm übel, und als er weiterlas, spürte er eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Wie war so etwas möglich gewesen, ohne dass jemand etwas dagegen unternommen hatte? Der Junge war schon vom Babyalter an Dauergast in der Notaufnahme und der chirurgischen Ambulanz gewesen. Meist war die Haushälterin mit ihm da gewesen, seltener die Mutter. Der Vater offensichtlich nie. Menkhoff fielen die Worte der Haushälterin ein, dass das Kind nur ins Krankenhaus gebracht worden war, wenn es gar nicht mehr anders ging. Manuel hatte unzählige Arm- und Rippenbrüche gehabt, außerdem immer wieder Platzwunden, Hämatome am ganzen Körper, Abschürfungen, Schnittwunden, Streifen aufgerissener Haut am Rücken … Sogar Brandwunden im Genitalbereich, die eindeutig von Zigaretten stammten, waren darunter. Die angegebenen Ursachen lasen sich für Menkhoff wie Grimms Märchen. Der Junge hatte sich angeblich gestoßen, war Treppen heruntergestürzt, hatte mit Messern gespielt, war auf Bäume geklettert und heruntergefallen und hatte sogar eine brennende Kippe seines Vaters geklaut, sich nackt ausgezogen und damit gespielt, wobei die Glut abgefallen und sich in seinen Penis eingebrannt hatte.
    Menkhoff ließ die Blätter sinken und sagte: »Was ist das für eine gottverdammte Scheiße? Warum zum Teufel hat damals niemand etwas dagegen unternommen? Wieso hat das Krankenhaus nicht sofort das Jugendamt eingeschaltet und Anzeige wegen Kindesmissbrauchs erstattet?« Er war laut geworden, das merkte er selbst, aber es war ihm egal. Er knallte die Blätter auf den Tisch. »Da kann man doch dran fühlen. Kippe geklaut, nackt ausgezogen und sich den Penis verbrannt. Ein Dreijähriger? Waren das denn damals alles Vollidioten?«
    Eine Weile herrschte betretenes Schweigen, dann sagte jemand in Menkhoffs Rücken. »Das war vor dreißig Jahren, Bernd. Das kannst du mit heute nicht mehr vergleichen.«
    Menkhoff drehte sich zu seinem Chef um, der im Türrahmen stand. »Ach, hat es vor dreißig Jahren also niemanden interessiert, wenn Kinder massiv misshandelt wurden, oder wie?«
    Brosius kam näher und lehnte sich neben Menkhoff an die Kante des Schreibtischs. »Doch, aber damals wäre es im Traum niemandem eingefallen, Anzeige gegen eine der einflussreichsten Familien Kölns zu erstatten. Zumindest niemandem, der seinen Job behalten und in Köln wohnen bleiben wollte.«
    »Mal davon abgesehen, was ich davon halte – war Rossbachs Einfluss damals schon so groß?«
    »Nun, seine Firma wuchs rasant, er wurde schnell zu einem bedeutenden Arbeitgeber und hatte es verstanden, innerhalb kürzester Zeit seine Verbindungen bis in die höchsten politischen Ämter auszubauen.«
    »Das ist doch Oberscheiße«, kommentierte Menkhoff und registrierte, dass Brosius eine Braue hochzog, was ihn aber nicht weiter interessierte. »Das heißt, wir haben da eine Frau, die ihren kleinen Sohn immer wieder aufs massivste misshandelt, was jeder weiß. Aber keiner unternimmt etwas dagegen, weil es Unannehmlichkeiten nach sich ziehen könnte. Und dann, ganz plötzlich, paddelt diese Frau mit dem Kleinen auf dem Rhein herum, was ihr vorher noch nie in den Sinn gekommen ist, und sorgt auch dafür, dass die Einzige, die sich um Manuel sorgt, nämlich seine große Schwester Eva, nicht dabei ist. Er öffnet dann selbst die Schwimmweste ohne dass sie es merkt, – was mich nebenbei bemerkt daran erinnert, wie er als Dreijähriger die Zigarette seines Vaters klaut und sich damit selbst verbrennt. Und als die Schwimmweste dann offen ist, fällt der Kleine ins Wasser und ertrinkt, ohne dass seine Leiche je gefunden wird. Der Fall wird als Unfall deklariert, und fertig.«
    Brosius nickte, die beiden jüngeren Kollegen saßen wie erstarrt da und sahen ihn an.
    »Wisst ihr, was das ist? Das ist gequirlte Kacke.« Menkhoff wandte sich ab, ging die paar Schritte bis zur Tür. Als Brosius ihm hinterherrief, drehte er sich wieder um und kam zurück, allerdings ohne seinem Chef die Chance zu geben, etwas zu sagen. »Ich kann jetzt zumindest verstehen, warum Eva Rossbach so seltsam ist. Es würde mich sehr wundern, wenn diese Frau nur ihren Sohn so misshandelt hat, vor allem, wenn man bedenkt, dass Eva nicht

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