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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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dahinter?«
    »Aktueller Stand: Herr Horsten acht, Herr Jorge ebenfalls acht.«
    »Zu guter Letzt wäre da die Sache mit diesem absurden Wettstreit der Ermittler«, fuhr Hippolit fort. »Für mich liegt mittlerweile klar auf der Hand, dass die von Meister Alprecht geschaffene Konkurrenzsituation allein darauf abzielte, einzelne Beteiligte zu übereilten Schlüssen, respektive: an den Haaren herbeigezogenen Tatrekonstruktionen zu verleiten. Frage wiederum: wozu?«
    »Dieses Edelbier hat’s in sich, M.H. Allmählich verspüre ich ein gewisses Völlegefühl in Blase und Hirn …« Jorge hielt den Kellner, der an ihnen vorbeischritt, um Herrn Horsten einen neuen Krug vorzusetzen, an der Schürze fest. »Sag mal, wann endet dieser Wettkampf eigentlich? Nicht, dass du glaubst, ich schwächele, ich frage aus rein professionellem Interesse!«
    »Der Bewerb endet, wenn einer der Teilnehmer sich übergibt oder von seiner Sitzgelegenheit fällt und nicht mehr aus eigener Kraft an den Tisch zurückkehren kann«, erwiderte der Zwerg mit unbewegtem Gesicht. »Bitte sehr, Herr Horsten!«
    »Die gute, alte Wer-unter-dem-Tisch-landet-verliert-Regel«, murmelte Jorge halblaut und rutschte demonstrativ mit dem Hinterteil auf seinem Stuhl hin und her. »Ein altes Trollsprichwort empfiehlt: Dann nimm besser eine sichere Sitzposition ein!« Er taxierte Hippolit mit einem unauffälligen Seitenblick. Als er sah, dass dieser nach wie vor grübelnd in die Höhe starrte, tat er es ihm gleich.
    Nach wenigen Sekunden wurde ihm langweilig. »Du, M.H.? Wo du eben unsere Konkurrenten erwähntest … Du hast mir immer noch nicht erzählt, was es eigentlich mit Oskulapius und dir auf sich hat. Ich meine, woher ihr euch kennt, bei Batardos! Als dein Assistent muss ich dich darauf hinweisen, dass du mir Zusammenhänge, die deine durchtrieben berechnende Art …«
    »Meine was?«
    »… die deine kühl kalkulierende Arbeit im Dienste des Instituts beeinflussen könnten, mitteilen solltest. Jawohl!« Jorge verschränkte in gespielter Entrüstung die Arme.
    Hippolit sah ihn mehrere Herzschläge lang stumm an. Dann nickte er langsam. »Du hast recht. Jetzt, da ich der impertinenten Art dieses Hirntoten nicht länger ausgesetzt bin, wird es mir leichter fallen, über mein erstes Zusammentreffen mit ihm zu sprechen.« Er nahm einen Schluck Wasser und begann: »Es begab sich vor etwa fünfzehn Jahren in Panieth …«
    »Bitte sehr, der Herr! Aktueller Stand: Herr Horsten neun, Herr Jorge acht.«
    »Paniert?«, erkundigte sich Jorge und klappte den Krugdeckel hoch. »Nie gehört!«
    »Panieth ist eine Stadt mittlerer Größe, etwa einen Tagesritt südlich von Sherlepp, wo Oskulapius zu jener Zeit gerade sein Ermittlungsbüro eröffnet hatte. Es ist die Stadt mit der geringsten Kriminalitätsrate in ganz Sdoom, was hauptsächlich auf das kommunale Oberhaupt Panieths zurückzuführen ist, einen versierten Adeligen namens Nicholachs. Herzog Nicholachs hat ein System thaumaturgischer Fernaugen ersonnen und in den Straßen installiert, mit denen diese Tag und Nacht überwacht werden können. Im Falle einer Straftat wird sofort ein Signalwurf an die nächste Niederlassung der Stadtwache abgesetzt.«
    »Alter Spalter! So was brauchten wir zu Hause in Nophelet«, schnaufte Jorge und ließ den geleerten Humpen sinken. »Dann könnte Glax glatt in Pension gehen.«
    »Das System arbeitete über Jahre hinweg mit bemerkenswerter Effektivität. Es gab quasi keine Überfälle mehr, Einbrüche und tätliche Auseinandersetzungen gingen rapide zurück.« Hippolit verengte die Augen und starrte konzentriert in sein Wasserglas. »Umso schockierter waren die Bürger Panieths, als ein Unbekannter eines Nachts nicht nur in den Tresorraum der herzoglichen Bank eindrang und ihn bis auf den letzten Kaunap leer räumte, sondern darüber hinaus eine unersetzliche Sammlung exotischer Juwelen und Schmuckstücke stahl – aus der Privatresidenz des Herzogs höchstselbst.«
    Hippolit wartete, bis der Kellner am Nebentisch einen weiteren geleerten Krug abgeräumt und Jorge einen vollen hingestellt hatte. »Jedem Dorftrottel war klar, dass bei der Ausübung dieses Verbrechens ausgefeilte thaumaturgische Praktiken zur Anwendung gekommen sein mussten. Das hinderte Oskulapius, trotz mangelnder Referenzen bereits selbsternannter ›Meisterermittler‹, nicht daran, von Sherlepp herüberzukommen und dem Herzog seine Dienste bei der Aufklärung des Falles anzubieten.«
    »Und du?« Jorge starrte

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