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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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freudigen Satz machte. Er hatte vor etlichen Jahren selbst zwei Glophendoggen besessen, Zalton und Idiot. Leider waren sie bei einem unschönen Zwischenfall ums Leben gekommen, in dem eine gut betuchte Dame, ein verhätschelter Zerbuspfau und ein hilfsbereiter Thaumaturg der fünften Stufe eine Rolle spielten. Die Hunde – oder vielmehr das, was von ihnen übrig war – hatte Jorge später im Hinterhof seiner Wohnung beerdigt. Zuvor jedoch hatte er mit dem Thaumaturgen, der aus nicht nachvollziehbaren Gründen überzeugt gewesen war, Zalton und Idiot hätten dem dämlichen Vogel etwas Böses gewollt, auf seine ganz eigene Art abgerechnet. Der Mann wurde in ein medizinisch-thaumaturgisches Klinikum eingeliefert und erst neun Zenite später wieder entlassen.
    Während Jorge all dies durch den Kopf ging, kam das Tier näher. Enttäuscht stellte er fest, dass es sich keineswegs um eine Glophendogge handelte. Dieser Hund war ein wenig kleiner, gedrungener und von zottigem, braun-schwarz geflecktem Fell bedeckt. Im Stehen reichte ihm das Tier bis knapp unter die Hüfte, seinem Herrn dagegen musste es gut und gern bis zum Kinn gehen.
    »Ei, wer bist denn du?«, begrüßte Jorge den Neuankömmling. Ein irres Bild jagte durch seinen Kopf: Ersah Herrn Hellmuth in einem Sattel auf dem Hund sitzen und durch die unterirdischen Straßen der Zwergenstadt galoppieren wie auf einem Schlachtross. War es möglich, dass sich die Zwerge Hunde als Reittiere hielten?
    Der Hund stieß ein drohendes Knurren aus. Jorge zögerte. Er war davon überzeugt, dass er dem Biest ohne große Mühe das Genick brechen könnte, falls es ihn angriff, aber er nahm sich vor, damit zu warten, bis er keine andere Wahl mehr hatte. Herr Hellmuth würde das wahrscheinlich nicht allzu gut finden.
    Träger, grün-gelber Rotz rann dem Hund aus Nase und Maul. Er troff schleimig an seinen Lefzen herab und bildete eine Pfütze auf dem steingefliesten Boden. Auch die Augen des Tiers glommen grün. Bei Glophendoggen war das normal, wie sich Jorge erinnerte. War das Tier entspannt, konnte das Leuchten zuweilen zu Blau wechseln. Rot dagegen bedeutete, dass äußerste Vorsicht angebracht war.
    Aber wer wusste schon, was Grün bei diesem Köter hier bedeuten mochte? Blaak!
    Herr Hellmuth kehrte aus dem Nebenzimmer zurück, ein Silbertablett mit einem Teeservice in Händen. Jorge fand Gelegenheit festzustellen, dass er sich getäuscht hatte: Tatsächlich war der gebückte Zwerg sogar ein ganzes Stück kleiner als sein Köter.
    »Sabatius! Platz!« Ohne das Tier eines Blickes zu würdigen, platzierte Hellmuth das Tablett auf einen Tisch neben Jorges Sessel und schenkte beiden eine Tasse dampfendes Gebräu ein.
    »Also, noch einmal ganz in Ruhe, bei Thellw«, begann der Sekretär. »Was verschafft mir nun die Ehre Ihres Besuches?«
    Jorge ergriff die Glaskaraffe und nahm kurzerhand einen tiefen Schluck Drollych direkt aus dem Gefäß. »Ah, das bekommt«, murmelte er, als der Schmerz nachließ, und blickte zu dem Hund hinüber. Dessen Augen hatten sich in der Zwischenzeit violett verfärbt. Ein gutes Zeichen?
    »Ein schönes Haustier hast du da, Hellmuth. Hatte selber mal zwei Glophen, aber meine haben nie geknurrt. Und auch nicht so viel gerotzt. Es gibt da ein altes Troll Sprichwort, und das geht so: Rotz und Schleim, das ist … also …« Jorge winkte ab. »Völlig irrelevant, das Sprichwort. Ich hätte nie gedacht, dass Zwerge so immense Haustiere ihr Eigen nennen.«
    Hellmuth stieß ein helles Kichern aus, vielleicht, weil ihn die Bezeichnung »immens« für seinen Hausgenossen amüsierte. Jorge dachte kurz darüber nach und fand es dann selbst saukomisch.
    »Sabatius ist ein Rassehund, ein Barlyner Hirte«, erklärte Hellmuth. »Sein Stammbaum reicht lange zurück, länger als der manches Zwergs, der in dieser Stadt lebt. Ursprünglich gehörte er meiner Frau, aber sie nahm eines Tages ihren Hut, nicht wahr? Ich kann das Vieh nicht ausstehen, und Sabatius hasst mich ebenfalls. Frisst mir die Haare vom Kopf! Haben Sie eine Ahnung, was so ein Monstrum jeden Zenit vertilgt?«
    »Es gibt da ein altes Trollsprichwort, das besagt: Alles, was gefressen wird, muss auch wieder ausgeschissen werden.«

»Davon wollen wir gar nicht erst reden. Aber irgendwie haben wir uns aneinander gewöhnt, nicht wahr? Sabatius ist alt, wissen Sie? Sehr alt, nicht wahr?«
    »Dacht ich mir.«
    »Schleimt alles voll, da haben Sie wohl recht, aber das ist normal bei dieser Zuchtform.« Hellmuth

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