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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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fixierte ihn fragend über den Rand seiner Augengläser hinweg. »Doch Sie sind nicht gekommen, um sich mit mir über Hunde zu unterhalten, Herr Jorge, nicht wahr?«
    »In der Tat nicht.« Jorge nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Es geht um Folgendes: Wie ich dir bereits erklärt habe, bin ich vom IAIT.«
    »Ja, ja, ich weiß, nicht wahr?«
    »Bei unserer Einreise mussten wir unzählige Dokumente und Beweise für unsere Existenz, also, ich meine, hunderttausend Berechtigungen und all das vorlegen. Warum wolltest du das nicht sehen?«
    Hellmuth nahm eine Teetasse auf, spreizte den kleinen Finger ab und trank einen vorsichtigen Schluck. »Ich glaube nicht, dass es ein Troll lebend bis in die dreizehnte Ebene unserer schönen Stadt geschafft hätte, wenn mit seinen Personalien nicht alles in bester Ordnung wäre.«
    »Da sagst du was! Äh … die Augen deines vierbeinigen Freundes glühen mittlerweile feuerrot. Nach meiner bescheidenen Erfahrung als Hundehalter bedeutet das …«
    »Keine Sorge. Aufgrund der für diese Rasse typischen, chronisch vereiterten Nebenhöhlen ist die Signalfunktion der Augen beeinträchtigt. Ihre Farbe besagt gar nichts. Und selbst wenn Sabatius Sie beißen wollte – er hat gar keine Zähne mehr, nicht wahr?«
    »Ach? Traurig.«
    »Ich muss alles Fleisch, das er frisst, vorher pürieren. Eine

elende Mühe, das können Sie mir glauben, nicht wahr? Zum Glück muss ich es nicht vorkauen – bei der Menge hätte ich wohl eine ganze Weile zu tun, hia, hia, hia!«
    Jorge brauchte einen Moment, bis er begriff, dass die kehligen Laute ein Lachen darstellten.
    »Extrem guter Witz, ich lache später. Zur Abwechslung mal was Ernstes: Du bist also quasi der persönliche Sekretär von eurem Schlurfminister gewesen?«
    Hellmuth senkte den Kopf. Seine Augenbrauen zuckten, das bärtige Gesicht wirkte mit einem Mal bedeutend weicher, fast weiblich. »Scftwrfminister, nicht Schlurfminister, Herr Jorge, nicht wahr? Ja, grauenhaft, einfach grauenhaft. So lange habe ich unter Herrn Borkudd gearbeitet. Und dann dieses unrühmliche Ende. Der Schock sitzt mir noch immer in den Knochen.«
    Jorge schielte unauffällig zu Sabatius hinüber. Der Barlyner Hirte duckte sich, als wollte er zum Angriff übergehen. Ein Schwall von grünlichem Rotz platschte von seiner Schnauze zu Boden, seine Augen verfärbten sich schwarz-rot. Dann entspannte sich der Hund plötzlich, schleppte sich noch einen halben Meter weiter und brach zusammen. Innerhalb von Sekunden war die Bestie eingeschlafen. Oder ins Koma gefallen.
    »Es verwundert mich nicht, Herr Jorge, dass Sie wegen des tragischen Ablebens von Herrn Borkudd hier sind, nicht wahr? Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand kommen würde, um über ihn zu sprechen. Überraschen Sie meine Tränen?«
    Jorge sah keine Tränen, war infolgedessen auch nicht sonderlich überrascht.
    »Trotz des zuweilen etwas gespannten Verhältnisses, das ich zu Herrn Borkudd hatte, ist es doch erschreckend, wenn jemand, mit dem man so lange Zeit zusammengearbeitet hat – eng zusammengearbeitet hat – so plötzlich und unverhofft aus dem Leben gerissen wird, nicht wahr?«
    »Eng?« Jorges Blick suchte und fand die nackten Zwergenminiaturen. »Wie jetzt, ›eng‹? Ich arbeite auch eng mit M.H. zusammen, du kennst M.H. nicht, sei froh. Obwohl, ich kann ihn ganz gut leiden. Aber eng … ich meine, eng ist doch irgendwie eine Frage der Definition. Was genau meinst du mit eng? Eng wie … ahm, ein Zwergenweib und ein Zwergenmann?«
    Herr Hellmuth starrte in seinen Tee. »Eng«, murmelte er.
    Jorge erinnerte sich, dass er das Thema subtil hatte angehen wollen. Also ging er es subtil an. »Habt ihr Bett und Körper miteinander geteilt?«
    Herr Hellmuth hob abrupt den Kopf. »Was wollen Sie damit sagen?«, erkundigte er sich entrüstet.
    »Na, was schon?« Jorge ließ die geballte Rechte mehrmals in rascher Folge in seine Handprothese klatschen. »Bamm-bamm-bamm! Du verstehst?«
    Jorge konnte Hellmuths Mund in dem dichten Bartgewirr nur erahnen, aber er schien sich zusammenzuziehen, als hätte er in eine Citrusnuss gebissen. »Ich muss doch bitten, Herr Jorge!«
    »Also, wenn ich mich hier so umschaue – mal im Ernst, der Körperbau des männlichen Zwergs scheint dich zu begeistern, obwohl ich der Ansicht bin, dass diese gewagten Proportionen nicht hundertprozentig der Realität entsprechen. Unter uns, Freund Hellmuth, das ist doch übertrieben! Ich meine, bis zu den Knien …«
    »Ich

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