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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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hatte, und reagierte geistesgegenwärtig: Er belegte sich selbst mit einem extrem starken Zwinger, der ihm befahl, Zwakop II. an Bord seines Schiffes ausfindig zu machen und ihn zu töten. Nur Sekunden nachdem die entsprechenden Befehlszeilen seine Lippen verlassen hatten, riss ihm ein Explosivglobulus den halben Hinterkopf sowie Teile des Großhirns weg. Sein Körper jedoch, unter thaumaturgischem Zwang stehend, klemmte sich ein Entermesser zwischen die Zähne und schwang sich, ungeachtet des Chaos ringsum, an einem Tau zum anderen Schiff hinüber. Dort kämpfte er sich bis zu Zwakops Befehlsstand am Heck vor, überrumpelte dessen Leibwache und stürzte sich mit seiner Klinge auf den Viehischen. Leider war es ihm lediglich vergönnt, Zwakop ein Ohr abzutrennen, bevor ein Dutzend schmerzverstärkte Hellebarden seinen Körper in mindestens ebenso viele Stücke hackten. Andernfalls hätte der Zweite Ybraltische Krieg möglicherweise ein bedeutend früheres Ende gefunden …«
    »Ha!«, brüllte Jorge im Nebenzimmer. »Genau wie ich gesagt habe: Wenn sich Borkudd also unter dem Bann so eines Zwingers in sein Büro eingeschlossen hätte …«
    »Aber Borkudd war, den Aussagen Wymmlers und Frietrychs zufolge, nicht versiert«, unterbrach ihn Hippolit sofort. »Er hätte den Spruch, für den es meiner Schätzung nach mindestens eines Thaumaturgen siebter Stufe bedurft hätte, nicht selbst wirken können.«
    »Dann hat es eben jemand anders für ihn erledigt.« Jorge war nicht von seinem Einfall abzubringen. »Auf jeden Fall hätte sich Borkudds Körper so lange selbst den Schädel perforieren können, bis der Blutverlust ihn fällte.« Er lachte triumphierend auf. »Sag mir, M.H.: Ist das eine überdenkenswerte Theorie, oder ist das eine überdenkenswerte Theorie?«
    Hippolit hockte bewegungslos im Dunkel und knetete seine Unterlippe.
    »Deinem Schweigen entnehme ich, dass du bereits mit dem Überdenken begonnen hast«, stellte Jorge zufrieden fest. »Sag mir Bescheid, wenn du fertig bist. Hin und wieder habe ich nämlich nichts gegen ein bisschen Lob. Auch wenn du das als Resultat meiner trollspezifischen Bescheidenheit natürlich nie merken würdest.«
    »Rein faktisch wäre ein solcher Hergang schon denkbar«, gab Hippolit zögernd zu. »Vorausgesetzt, wir ließen die berechtigte Frage außer Acht, warum Borkudd zu einer so komplizierten Methode greifen sollte, sein Leben zu beenden – noch dazu einer, bei deren Durchführung er auf die Hilfe eines Dritten angewiesen wäre.«
    »Vielleicht hat er ja hier unten irgendwo einen alten Kumpel, der Thaumaturg ist?«, schlug Jorge vor. »Der siebten Stufe oder höher?«
    »In Barlyn gibt es nicht viele Thaumaturgen. Generell kommt Versiertheit unter Zwergen deutlich seltener vor als bei Menschen oder Eiben. Nach allem, was ich heute Nachmittag von Wymmler erfahren habe, gibt es außer Meister Everard, dem obersten Thaumaturgen von Lordprotektor Hindrych, nur noch ein knappes Dutzend weitere. Hinzu kommen mehrere medizinisch-thaumaturgische Heiler in den verschiedenen Kliniken. Letztere wären allerdings kaum in der Lage, einen Zwinger von ausreichender Intensität zu wirken.«
    »Das engt den Kreis der infrage kommenden Personen auf sympathische Weise ein«, freute sich Jorge. »Wirst du dir das thaumaturgische Personal Barlyns morgen vornehmen, M.H.?«
    »Das schon. Aber aus anderen Gründen.«
    »Ah. Ah? Du gedenkst sie also nicht zu fragen, ob einer von ihnen den alten Borkudd verhext hat?«
    »Quintessenziell.«
    »Blaak!« Jorges Stimme nahm einen beleidigten Unterton an. »Und wieso, wenn ich fragen darf? Ich dachte, du fändest meine Theorie …«
    »Deine Theorie ist ausgesprochen interessant, Jorge. Vielleicht eine der schlüssigsten, die du während unserer bisherigen Zusammenarbeit abgesondert hast.«
    Ein glucksendes Geräusch drang durch die Verbindungstür. Hippolit konnte sich lebhaft vorstellen, wie Jorge drüben mit gebleckten Zähnen in die Finsternis strahlte.
    »Wie jede Theorie muss sie sich allerdings mit den vorliegenden Fakten in Korrelation setzen lassen. Gelingt dies nicht, ist sie als widerlegt zu betrachten.«
    »Korreli …«, wiederholte Jorge zögernd. »Und meine Theorie korebelliert nicht?«
    »Zwei Umstände sprechen dagegen: ein physikalischer und ein thaumaturgischer.«
    Nach einer kurzen Stille drang ein demonstrativ lautes Gähnen aus dem angrenzenden Zimmer hinüber. »Ich fürchte, ich ermüde rasch, M.H.«
    »Dich interessiert also

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