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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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das selbstverständlich sofort überprüfen lassen.« Wymmler fuhr sich mit der Hand glättend über die pomadisierte Haarmütze. »Ausfall sorgt momentan für eine gewisse Hektik in der Kontrollzentrale. Zuständigkeiten müssen neu vergeben, Schichten verlängert werden, um Ruperths Fehlen auszugleichen. Schließlich darf kein einziger verdammter Speiseaufzug stehen bleiben, nur weil ein Thaumaturg sich unehrenhaft aus dem Diesseits verabschiedet hat.«
    »Natürlich nicht.« Hippolit straffte die Schultern, wobei er sich nicht zum ersten Mal eine etwas beeindruckendere Statur wünschte. »Dennoch muss ich darauf bestehen, Meister Everard umgehend aufzusuchen. Können Sie mich hinbringen, Herr Wymmler?«
    Wymmler zögerte nur einen Moment. »Jawohl. Werde mein Möglichstes tun. Lassen Sie mich von der Sprechsäule in der Eingangshalle eine Mitteilung in die Erste hinaufschicken, dann können wir uns auf den Weg machen.« Er salutierte, einmal in Hippolits Richtung, noch einmal an Oskulapius und Rekten gewandt, machte auf dem Absatz kehrt und verließ mit eiligen Schritten das Labor.
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Herr Kollege«, säuselte Oskulapius. »Wiewohl ich Ihnen ganz im Vertrauen sagen möchte, dass Sie meiner Meinung nach Ihre Zeit verschwenden.«
    »Nun, wenn Sie das sagen …« Hippolit ignorierte das Pochen an seiner Schläfe und setzte ein diplomatisches Lächeln auf.

»Sie dagegen scheinen von der Klärung des Mysteriums glücklicherweise nur noch eine Haaresbreite entfernt zu sein. Morgen, sagten Sie, gedenken Sie, dem Lordprotektor die Lösung des Falles zu präsentieren?«
    Als Oskulapius den Kopf hob, funkelte es in den Tiefen seiner grauen Augen unheilvoll. »Genau das habe ich vor. Und möglicherweise habe ich just während der letzten Minuten das fehlende Mosaiksteinchen entdeckt, das meine Rekonstruktion des Tathergangs lückenlos und unangreifbar machen wird – einmal mehr!« Er grinste schadenfroh und versenkte seine Nase in einen weiteren tränengesprenkelten Brief.

11
     
     
    Sicher, M.H. schätzte Glaxiko nicht übermäßig, und auch Jorge konnte nicht behaupten, dass er viel Sympathie für den Lackaffen hegte. Aber im Grunde fand er den General vornehmlich amüsant, so albern, wie er sich die meiste Zeit gebärdete. Glaxiko gehörte zu den Typen, die man so leicht auf die Schippe nehmen konnte, dass es fast schon wieder langweilig war.
    »Und du meinst, dass unser Kommen hier unten tatsächlich angekündigt wurde?«, fragte Jorge und ließ seinen Blick durch die weitläufige Halle schweifen, die den Eingang des Minentrakts in der Zwanzigsten markierte. Müde, grau aussehende Zwerge strömten aus den Mäulern riesiger Mannschaftsaufzüge am anderen Ende des Gewölbes und marschierten im Gänsemarsch durch eine Reihe von Drehkreuzen. Stechuhren versahen ratternd ihren Dienst.
    Kein einziger Zwerg würdigte General Glaxiko und Jorge eines Blickes. Die winzigen, tief eingesunkenen Augen hinter den dicken Schutzgläsern waren leer, ins Nichts gerichtet. Jorge vermutete, dass die Arbeiter nach einer langen Schicht unter Tage nicht mehr allzu viel um sich herum wahrnahmen. Die einzige körperliche Reaktion war ein gelegentliches Zusammenkneifen der Augen, wenn sie aus den Aufzügen in das Laternenlicht der Halle hinaustraten. Die plötzliche Helligkeit irritierte sie wie einen Vampyr oder ein exotisches nachtaktives Tier.
    Glaxiko stand mit schweinchenglatt rasiertem Gesicht und gereckter Brust da, als würde ihm gleich ein Orden verliehen. »Selbstverständlich werden wir erwartet, Agent Jorge. Wir sind bloß ein wenig früh dran. Der Vorarbeiter, der unsere Anfrage per Wortwurfsäule beantwortete, gab unmissverständlich zu verstehen, dass er uns am Haupteingang des Westflügels in Empfang nehmen werde.« Glaxiko schnaubte durch die Nase. »Bedauerlich, dass Polizeipräsident Wymmler nicht abkömmlich war. Seine Präsenz hätte uns hier bestimmt …«
    »Wir regeln das schon, Glax. Ganz subtil. Ich bin nämlich immer subtil, weißt du?«
    Glaxiko musterte Jorge von oben bis unten, ungefähr so, wie jemand einen Haufen Hundekot auf der Straße mustern mochte: empört, aber ohne wahres Interesse. »Sie sollten sich mal wieder rasieren«, riet er. »Wie können Sie so herumlaufen, Agent Jorge? Immerhin repräsentieren Sie …«
    »Schon gut, Glax. Ich weiß, wie ich aussehe: verdammt apart! Trollisch eben. Hey, schau mal: Da kommt einer angewackelt. Sieht irgendwie amtlich aus, wenn du

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