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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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der ungesunde Geräusche von sich gab und jeden Augenblick auseinanderzubrechen drohte, tauchte ein in ewige Nacht. Jorge musste ein Würgen unterdrücken, als der Boden unter seinen Füßen wegsackte. Eine mickrige Pechfackel verbreitete im Innern zu wenig Licht.
    Ein Troll, eingesperrt in einem rostigen Stahlkäfig über einem gähnenden Abgrund – das war schlimmer, als mit einem Cymwoog durch die Luft zu fliegen. Viel schlimmer!
    An alldem ist nur Torrlem schuld, dachte Jorge und erinnerte sich unwillkürlich an eine besonders abscheuliche Episode seines letzten Einsatzes. Als ich unter der verdammten Stadt der verdammten Toten verschüttet wurde, hei Batardos … das muss irgendwas hinterlassen haben. Blaak, vielleicht würde er, sobald er wieder daheim im guten, alten Nophelet war, einen thaumaturgischen Seelenklempner aufsuchen. M.H. konnte ihm bestimmt einen guten empfehlen.
    Rissig und grau glitt die Steinwand an ihnen vorbei. Ab und zu passierten sie dämmrig beleuchtete Stollen, in denen ausgemergelte Zwerge im flackernden Schein von Pechfackeln irgendwelchen unmenschlich anstrengenden Tätigkeiten nachgingen. Jorge blieb keine Zeit, genauer hinzusehen, aber er bildete sich ein, aus dem Augenwinkel diverse auffallend kleine Arbeiter wahrzunehmen, klein selbst für zwergische Verhältnisse. Konnte es sein, dass man in den Grobonskonit-Minen Kinder beschäftigte?
    Um von seinem desolaten Zustand abzulenken, versuchte er sich an etwas Konversation. »Ahm … bei Batardos, ich verreck noch … will sagen: Wie weit müssen wir runter?«
    »Vierunddreißigste«, sagte Hinreitz emotionslos. »Dauert noch einen Moment. Ist recht heiß dort unten. Aber Sie schwitzen ja jetzt schon ganz gehörig.«
    »Ein altes Trollsprichwort sagt: Schweiß ist der Saft des … ahm … der Saft des Mannes? Oder so ähnlich, vergiss es. Sagt mal, beschäftigt ihr hier eigentlich Minderjährige? Mir war eben so, als …«
    »Kinder fallen nicht unter die Bestimmungen der Tarifverträge«, sagte Hinreitz, als wäre das eine Antwort auf Jorges Frage.
    »Also beschäftigt ihr Kinder?«
    »Sie werden entlohnt wie jeder normale Arbeiter.«
    »Und auch so behandelt, wie? Dieser arme Kerl, den du oben angeschissen hast …«
    »Die Pflichten der Brüder sind hart, aber gerecht. Es sind starrköpfige Kerle darunter, da muss man zuweilen einen entsprechenden Ton anschlagen. Nehmen sich sonst alles raus. Heil Hindrych!«
    »Wie sieht es mit den Sicherheitsvorkehrungen aus?«
    »Alle Brüder sind mit Augenschutzgläsern aus Pleroquarz ausgerüstet. Ich habe Ihnen beiden vorhin auch welche ausgehändigt. Sie sollten sie aufsetzen, die Luft dort unten ist heiß, schlecht für die Netzhaut. Und …«
    »Ich habe läuten hören, dass in letzter Zeit die Sicherheitsvorkehrungen zurückgefahren wurden. Rigoros zurückgefahren. Ich meine, die Arbeit in dieser Tiefe ist doch gefährlich, bei Batardos! Daran ändern auch solche popeligen Schutzgläser nichts.«
    »Hart, aber gerecht«, wiederholte Hinreitz.
    Glaxiko, versunken in die Betrachtung der vorbeirauschenden Steinwand, nickte, als verstünde er genau, wovon der Zwerg faselte.
    Sie passierten eine weitere Ebene, wo sich Stollen nach allen Richtungen in den Fels fraßen. Jorge sah Arbeiter, die erschöpft an der Wand lehnten. Sie sahen aus wie tot. Ein kräftiger, gut genährter Bursche brüllte die Beinahe-Leichen an und trat ihnen gegen die Beine. Dann waren sie vorbei.
    »Die Lebenserwartung eines Minenarbeiters dürfte kaum so hoch liegen wie beispielsweise meine … falls ich hier je lebend rauskomme, heißt das.« Jorge fuhr sich mit seiner echten Hand über das schweißnasse Gesicht. Seine Finger zitterten, als hätte ihn ein perverser Thaumaturg mit einem Schüttelfluch belegt.
    Schön langsam, immer der Reihe nach. Tief ein- und ausatmen. Laut sprechen. Nicht die Kontrolle verlieren.
    »Die durchschnittliche Lebenserwartung der Brüder scheint im Einzelfall tatsächlich etwas reduziert zu sein«, kam Hinreitz auf seine Frage zurück. »Das ist in Ihrem Gewerbe aber gewiss auch so? Letztlich werden die Brüder dafür mehr als großzügig entlohnt.«
    »Kann ich mir vorstellen«, murmelte Jorge. »Besonders die Kinder, die ihr in diesen Schlund hinabschickt! Was seid ihr eigentlich für ein krankes Volk? Ich meine … Kinderarbeit!« Er spürte, dass er wütend wurde. Das war gut, Wut war ein vortreffliches Mittel gegen Angst und Panik.
    In diesem Moment setzte die Kabine rumpelnd in der

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