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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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explodieren. »Nun, wenn Sie darauf bestehen«, sagte er langsam. »Aber ich kann Ihnen versichern, da unten werden Sie nichts finden, das … WAS HAST DU DA ZU SUCHEN, FREUNDCHEN? MACH AUF DER STELLE, DASS DU WEGKOMMST!«
    Jorge runzelte die Stirn. »Wie bitte? Sprichst du mit mir? Sag mal, bist du vielleicht wahnsinnig?«
    Aber Hinreitz hatte nicht Jorge gemeint. Am anderen Ende des Gewölbes hatte sich ein Arbeiter in Richtung der Tür bewegt, aus der Hinreitz zuvor gekommen war. Ob er dem Vorarbeiter tatsächlich einen Besuch hatte abstatten wollen oder lediglich auf die neben dessen Büro liegenden Aborte zuhielt, war nicht zu sagen.
    »JA, MIT DIR REDE ICH, FREUNDCHEN!«, brüllte Hinreitz. »NAME UND DIENSTNUMMER!«
    Der Angesprochene starrte verängstigt herüber. Die graue Arbeitskleidung hing ihm löchrig am Leib. Selbst auf die Entfernung war zu erkennen, dass seine Augen blutunterlaufen waren.
    »BLAAK! NAME UND DIENSTNUMMER, ABER ZACKIG!«
    Jorge legte Hinreitz eine Pranke auf die Schulter und drückte sanft, aber bestimmt zu. Er hätte den Zwerg ohne Weiteres hochheben und über seinem Kopf im Kreis herumwirbeln können, wenn ihm danach gewesen wäre, alles mit einer Hand. Doch er hielt es für klüger, sich diesen diplomatischen Winkelzug für einen späteren Zeitpunkt aufzusparen.
    »Hör mal gut zu, du Wichtel«, sagte Jorge. »Ich linde es einigermaßen irritierend, wenn jemand mit mir spricht und mitten in seinen nichtssagenden Ausführungen plötzlich anfängt zu keifen wie ein geistesgestörtes Waschweib. Hast du mich verstanden, Bube?«
    »Ich …«
    »Ja, du! Hast! Du! Mich! Verstanden? Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Ich bin Jorge der Erwischer, ranghöchster Beamter des IAIT. Und Glax hier nicht zu vergessen. Soll ich dich vielleicht wegen mangelnden Respekts gegenüber einer Amtsperson bei eurem Oberriesenzwerg anschwärzen, he?«
    Der Zwerg starrte ihn schockiert an. Dann nahm er verlegen seine Augengläser von der Nase und putzte sie. »Entschuldigen Sie, Heil Hindrych, ich wollte nicht …«
    »Ja, du wolltest nicht. Also, könnten wir jetzt vielleicht endlich ins Rektum dieses Berges hinabfahren? Glax und ich haben unsere Zeit nämlich nicht geschissen, bei Batardos!«
    Wenige Minuten später, als sie ächzend und quietschend in die Tiefe ratterten, fand Jorge Gelegenheit, sich zu fragen, ob er vielleicht doch nicht der unverwundbare Troll war, für den er sich die meiste Zeit hielt.
    Natürlich wusste er, dass er kein Feigling war. Ebenso wenig war er ein lebensmüder Held – lebensmüde Helden starben jung und dumm, weil sie Gefahrensituationen nicht abzuschätzen vermochten, wofür man sie im Nachhinein dann fälschlicherweise zu Helden erklärte. Es gab einige wenige Dinge, die Jorge Angst einjagten. Torrlem, die Stadt der Toten, hatte ihn erschreckt, auf ihre ganz eigene, staubige Art und Weise. Aber mit dieser Form des Unbehagens konnte er umgehen. Er verlor nie die Kontrolle, er geriet nicht in Panik.
    Eigentlich.
    »Wie … wie tief … ich meine … äh … ah, ah … wie weit ist es wohl noch?«, ächzte er. Sein Kopf war seitlich abgeknickt, die rechte Wange drückte gegen die stählerne Decke der Kabine, und seine Schultern waren so fest zwischen den Gitterwänden verkeilt wie ein Trollpenis im Schoß einer Zwergenhure. »Verdammt heiß hier, oder? Und die Luft … dünn. Kann man die gefahrlos atmen? Was ist, wenn der Fahrstuhl stecken bleibt? Was …«
    Glaxiko legte ihm eine Hand auf den Unterarm. »Keine Sorge.« Er lächelte so schmierig, dass Jorge ihm am liebsten eine verpasst hätte. Aber er bekam den Arm in der Enge nicht hoch genug.
    »Uns passiert schon nichts.« Die Stimme des Generals troff vor Schadenfreude.
    Jorge hatte nie unter Platzangst gelitten, aber daheim in Nophelet gab es auch wenige Gelegenheiten, bei denen er das hätte erproben können. Im selben Moment, als er den viel zu kleinen Fahrstuhl betreten hatte und sich die Gittertür hinter ihnen schloss, hatte ihn die Wahnvorstellung angesprungen, dass er keine Luft mehr bekam. Der drückend warme Fahrtwind raubte ihm den Atem. Sein Herz hämmerte wie verrückt, Schweiß rann über sein Gesicht, seine Därme vollführten bedrohliche Verrenkungen. Einen bangen Moment lang glaubte er, sich in die Hose scheißen zu müssen.
    Glaxiko genoss sein Unbehagen sichtlich. Für Hinreitz dagegen war all dies reiner Alltag. Er sprach kein Wort.
    Der Fahrstuhl, ein instabiler, rostiger Gitterkäfig,

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