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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Vierunddreißigsten auf.
    Kaum war er aus der engen Kabine heraus, schwand Jorges Platzangst. Zwar nicht komplett, aber wenigstens fühlte er sich nicht länger wie ein Huhn in einem Transportkäfig. Er konnte freier atmen. Allein der unangenehme Eindruck, das gesamte Gewicht der dreiunddreißig höheren Ebenen auf den Schultern zu spüren, wollte nicht weichen.
    Noch beim Aussteigen fiel ihm der Unrat auf, der sich in dem kleinen Raum vor dem Aufzug türmte: Metallschrott, Bretter, Steinschutt, zerbrochene Flaschen. Die Luft war zum Schneiden. Voller Sorge betrachtete Glaxiko neben ihm seine ehemals makellosen Schuhe, die schon jetzt mit einer schmierigen grauen Staubschicht überzogen waren..
    »Hier wären wir«, erklärte Hinreitz. »Wie Sie sehen, sehen Sie absolut nichts. Jedenfalls nichts Verdächtiges.«
    »In der Tat, in der Tat.« Glaxiko rieb sich unruhig die Ärmel seiner Uniformjacke. »Es … ist schmutzig hier. Vielleicht sollten wir wieder nach …«
    »Ich hätte da mal eine Frage«, hob Jorge an. »Ein altes Trollsprichwort sagt: Wenn du eine Frage hast, dann frag. Also, hier kommt sie, meine Frage: Was ist eigentlich mit diesen beiden Brüdern, die das Monster gesehen haben wollen? Wieso sind sie nicht hier? Ich würde mich gern mit ihnen unterhalten.«
    Hinreitz grinste. Er hatte seine Schlitzgläser aufgesetzt, seine Augen hinter den dicken Kristallscheiben leuchteten. »Nun, das stellt leider eine gewisse Schwierigkeit dar. Die beiden sind nicht ansprechbar. Faktisch gesehen.«
    »Wie meinst du das? Wie heißen sie überhaupt?«
    »Bruder Frantz und Bruder Wylhelm. Zwei, wie soll ich sagen … eher unproduktive Arbeitskräfte. Wylhelm ist ein Idiot, sein Verstand ist primitiver als der einer Abortfliege. Kein vernünftiges Wort herauszubringen aus dem Kerl. Ich weiß gar nicht, warum wir ihn überhaupt beschäftigen. Wahrscheinlich arbeitete bereits sein Vater in diesem Flügel der Minen, eine Gefälligkeit der Obrigkeit … vergessen Sies! Er hat das Monstrum auch gar nicht selbst gesehen.«
    »Nicht? Aber der andere, dieser Frantz …«
    »Labiler Typ. Un-zu-ver-läs-sig. Kam ständig zu spät zu seiner Schicht. Ich weiß gar nicht, warum wir ihn überhaupt noch beschäftigt haben. Wahrscheinlich arbeitete bereits sein Vater in diesem Flügel der Minen, eine Gefälligkeit der Obrigkeit … vergessen Sie’s! Nun, ich weiß auf jeden Fall nicht, was er hier unten getrieben hat oder warum er so weit in den Stollen vorgedrungen ist. Das gehörte definitiv nicht zu seinen Aufgaben.«
    »Es war also Frantz, der das Monstrum gesehen hat?«
    »Das behauptete er zumindest. Bevor er zusammengebrochen ist. Minenkoller. Passiert leider immer wieder. Manch einer kommt mit der Dunkelheit und der Enge nicht zurecht und dreht irgendwann durch. Grässlich. Wir können uns so etwas hier unten nicht leisten, verstehen Sie?«
    »Kann ich saugut nachvollziehen. In diesem Stollen also, so, so. Dann schauen wir uns das mal an. Glax, was meinst du?«
    Glaxiko schien nicht begeistert, aber vor Jorge wollte er offenbar nicht wie ein Feigling dastehen. Er nickte zaghaft.
    »Gut. Zwerg, gib mir eine Fackel. Wir werden uns ein wenig umsehen.«
    Jorge spürte noch immer eine unterschwellig brodelnde Panik in seinem Inneren, aber sein Stolz verlangte, dass er die Sache jetzt durchzog. Sein Auftritt im Fahrstuhl war alles andere als bewundernswert gewesen, und das wollte er wiedergutmachen.
    Hinreitz, der die Pechfackel aus dem engen Fahrstuhl mit nach draußen genommen hatte, entzündete eine weitere und reichte sie Jorge.
    »Also, wie sieht’s aus, Glax? Kommst du?«
    Einen Moment lang schien Glaxiko mit sich zu ringen, dann setzte er sich in Bewegung. Mit gezierten Schritten stakste er zwischen dem Unrat hindurch, verzweifelt darauf bedacht, so wenig wie möglich mit dem Müll in Kontakt zu kommen.
    »Ich warte hier auf Sie«, sagte Hinreitz.
    Jorge glaubte seinen Augen nicht zu trauen, aber der Zwerg zog eine Zigarre aus einer Jackentasche und entzündete sie an seiner Fackel. Wie konnte der Kerl bei dieser Hitze bloß rauchen, bei Batardos? Jorge wurde aus diesem Volk einfach nicht schlau.
    »Will schließlich nicht Ihre wichtigen Ermittlungen behindern, die Herren!« Hinreitz grinste hässlich. »Aber Obacht: Ein Stück weiter den Gang hinunter kreuzen sich Stollen aus unterschiedlichen Richtungen. Wir wollen doch nicht, dass Sie sich verlaufen und verloren gehen.«
    Jorge winkte ab. »Ein altes Troll Sprichwort

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