Der Schaedelschmied
fügten ein pflichtbewusstes »Heil Hindrych!« hinzu.
»Schön. Odalf und Pholker. Lasst uns zusehen, dass wir aus diesem verdammten Grab herauskommen. Mein Freund hier, General Glaxiko, hat sich eine Verletzung am Bein zugezogen, es ist ganz nass von Blut, seht ihr? Er muss sich dringend umziehen und seine W 7 unde versorgen. Abmarsch!«
Der Blick, den Glaxiko Jorge zuwarf, als sie sich in Bewegung setzten, war nicht zu deuten.
14
»Herr Hippolit, Sie müssen noch vom Kraut nehmen!«
»Danke, meine Teuerste, aber ich fürchte, wenn ich nur eine weitere Gabel esse, werde ich platzen wie ein Explosivglobulus achter Stufe.«
»Nussmuth! Siehst du nicht, dass Meister Hippolits Glas leer ist? Wie oft habe ich dir eingebläut, dass du aufpassen sollst, wenn wir Gäste haben?«
»Ah, danke, Herr Frietrych! Aber für mich bitte keinen Wein mehr«, beeilte sich Hippolit zu sagen. »Aufgrund meiner jugendlichen Konstitution vertrage ich nicht so …«
Pfeifend durchschnitt ein dünner Rohrstock die überheizte Luft des Speisezimmers und traf klatschend auf einen livrierten Rücken. Der kleinwüchsige Diener stöhnte auf, dann war er an Hippolits Seite und goss sein Glas bis zum Rand voll mit dunklem, rotem Wein.
Hippolit schenkte der gequälten Seele ein dankbares Lächeln und schloss für einen Moment die Augen. Er fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, die private Einladung des Vizeministers zum Abendessen anzunehmen.
Im Anschluss an seine nachmittägliche Unterredung mit Meister Everard war Hippolit in ihrem gemeinsamen Quartier mit Jorge zusammengetroffen, der ihm in epischer Breite von seinem Abstieg in die Minen und seiner Begegnung mit der geheimnisvollen Schleimkreatur berichtete. Hippolit hatte sich alles interessiert angehört und seinem Assistenten zur Belohnung für seine aufopferungsvolle Ermittlungsarbeit den Rest des Tages freigegeben – eine nicht ganz selbstlose Geste, mit der er in erster Linie verhindern wollte, dass sein Assistent ihm noch bis in die Nacht mit seinen todesmutigen, nach Sondervergütung schreienden Taten in den Ohren lag.
Anschließend hatte Hippolit sich erneut mit Polizeipräsident Wymmler kurzgeschlossen, um einen Gesprächstermin mit Herrn Frietrych auszumachen, dem Stellvertreter und potenziellen Amtsnachfolger des getöteten Schürfministers. Wie es schien, war er einer der Letzten gewesen, die Borkudd lebend gesehen hatten – Grund genug, sich einmal eingehend mit ihm zu unterhalten.
Seine Anfrage war rasch beantwortet worden. Zu Hippolits Überraschung wollte Frietrych ihn jedoch nicht in seinen Räumlichkeiten im Ministerium empfangen, sondern schlug vor, er möge ihn doch zur achten Abendstunde in seinem Privatanwesen in der Vierten besuchen. Dort könne man ungestört, in gelöster Atmosphäre parlieren, so Frietrych. Außerdem fände es seine Gattin fraglos aufregend, einen echten IAIT-Ermittler kennenzulernen.
Wie zutreffend vor allem der letzte Teil seiner Aussage war, erfuhr Hippolit wenige Stunden später am eigenen Leib.
Pünktlich zur angegebenen Zeit hatte er sich von einem Bediensteten Wymmlers ans westliche Ende der Vierten bringen lassen, das sich als ruhige Wohngegend gehobenen Standards herausstellte. Zwar waren auch hier sämtliche der einstöckigen Häuser seitlich der Straße aus den Felswänden gehauen, dafür waren die meisten von opulenter Breite, die Fassaden mit aufwendigen Steinmetzarbeiten verziert. Nicht wenige besaßen bis an die Straße reichende, penibel eingezäunte Steingärten, gekiest oder mit Marmorfliesen ausgelegt.
Hippolit fiel auf, dass die Bewohner Barlyns eine gewisse Vorliebe für Skulpturen zu haben schienen. So gut wie kein Vorgarten war frei von penibel ausgerichteten hüft- oder wenigstens kniehohen Steinfiguren. Es gab sinnfreie, geometrische Zierobjekte, wesentlich öfter allerdings kleine Gestalten mit Zipfelmützen und langen Barten. Sie bearbeiteten den Boden mit steinernen Spaten, schoben steinerne Schubkarren vor sich her oder rauchten steinerne Pfeifen.
Stirnrunzelnd näherte er sich dem Frietrych sehen Anwesen und betätigte die mechanische Klingelvorrichtung an einem der Torpfosten. Irgendwo im Innern des Gebäudes erklang ein schrilles Läuten. Sekundenbruchteile später schossen hinter einem rechteckigen Gewächshaus im hinteren Teil des Gartens zwei riesige braun-schwarz gescheckte Hunde hervor. Schwer prallten die Barlyner Hirten von innen gegen die Gitterpforte, wo sie in
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