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Der Schaedelschmied

Der Schaedelschmied

Titel: Der Schaedelschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Kugel umher. Bei jeder Berührung mit einem der Hindernisse verursachte sie die glockenartigen Töne, die man durch den ganzen Raum vernehmen konnte. Sobald sich der Spielball, der Schwerkraft folgend, dem vorderen Rand der Platte näherte und Gefahr lief, über den Rand in einen schwarzen, gezackten Abgrund zu rollen, betätigte Hindrych gedankenschnell einen der Knöpfe, worauf kleine Hebel am unteren Rand in Aktion traten und die Kugel zurück ins Geschehen katapultierten.
    »Ein Schusser«, vertraute Wymmler Hippolit im Flüsterton an. »Neuester Geniestreich der Barlyner Unterhaltungsmechanik. Prototyp wurde unserem Gütigen Lordprotektor vor wenigen Tagen zu Test- und Erbauungszecken …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment räusperte sich Meister Alprecht vor ihnen vernehmlich. »Lordprotektor? Herr Oskulapius wäre hier, um den Fall des getöteten Schürfministers aufzuklären. Sie sollten ihn anhören, falls es Ihre Zeit erlaubt …«
    Erneut vergingen etliche Herzschläge, in denen Hindrych seine Besucher überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen schien. Lediglich das enervierende Bimmeln und Klingeln des Schussers war zu hören.
    Dann sagte Hindrych, ohne aufzusehen: »So sei es. Ich will Ihnen einige Minuten meiner kostbaren Zeit widmen. Legen Sie lo … – AHHH, bei Thellw! Verfluchte Sauerei!« Letzteres galt dem Schusser, der, just als der Zwergenherrscher kurz abgelenkt war, die silberne Kugel geschluckt hatte. Mit einem wütenden Kopfschütteln betätigte er einen Hebel und brachte einen neuen Ball ins Spiel.
    Oskulapius’ Blick flackerte unsicher zwischen dem Lordprotektor und dessen Berater hin und her. Als Alprecht ihm mit einem Achselzucken zu verstehen gab, dass diese Reaktion das Äußerste an Aufmerksamkeit war, was der Ermittler vom Oberhaupt Barlyns zu erwarten hatte, räusperte sich Oskulapius umständlich und hob die Stimme, bemüht, den Lärm des Spielgeräts zu übertönen.
    »Verehrter Lordprotektor Hindrych«, begann er zögernd. Neben ihm zückte Meister Rekten sein Notizbuch und brachte sich in Positur, um seinem Herrn mit hilfreichen Einwürfen zur Seite stehen zu können. »Verehrter Lordprotektor Hindrych«, wiederholte Oskulapius nach einem kurzen Seitenblick zu Hippolit und Wymmler, die er zwischenzeitlich entdeckt hatte. Sonderbarerweise schien ihn die Anwesenheit seines Konkurrenten nicht im Geringsten nervös zu machen, im Gegenteil: Seine Haltung straffte sich, und als er fortfuhr, lag ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht. »Sie schickten nach mir und meinem treuen Gehülfen als dem versiertesten Duo auf Lorgons weiter Flur, wenn es um die Aufklärung rätselhafter Verbrechen geht.«
    Hippolit musste an sich halten, um nicht in abfälliges Gelächter auszubrechen. Instinktiv umkrampfte seine Rechte die blecherne Schulter des Strategomaten, der prompt in Bewegung geriet und mit abgehackten Bewegungen einen schwarzen Lanzenträger über das Spielbrett schob. Wymmler warf ihm einen mahnenden Blick zu, worauf Hippolit ihm zähneknirschend zunickte und die Maschine losließ. Der Arm kam zum Stillstand. Weiter vorne fuhr Oskulapius mit seinen Ausführungen fort.
    »Und Ihre Wahl war weise«, rief er im Brustton der Überzeugung. Die kalte Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, die Hände auf dem Rücken verschränkt, begann er, hektische Kreise um den Lordprotektor und sein rasselndes Spielgerät zu ziehen. »Denn wie Sie es fraglos nicht anders erwartet haben, konnten Rekten und ich den Fall natürlich im Handumdrehen aufklären.«
    »Natürlich«, warf Meister Alprecht mit mildem Lächeln ein, bestrebt, die Dauer des Rapports zu verkürzen. Auch er hatte Hippolit und Wymmler mittlerweile bemerkt und ihnen mit einer unauffälligen Geste zu verstehen gegeben, sie mögen sich im Hintergrund halten, bis dies hier vorbei war. »Wer ist denn nun der Mörder von Schürfminister Borkudd?«
    Oskulapius, sichtlich verärgert über die Unterbrechung, machte auf dem Absatz kehrt, zog eine neue Runde um den Spielapparat, bevor er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und feierlich ausrief: »Der Mörder Ihres geschätzten Ministers war – er selbst! Wie die Indizien belegen, war es niemand anders als Herr Borkudd, der sich vermittels siebenundzwanzig Stahlnägeln …«
    »Achtundzwanzig Stahlnägeln«, sprang Rekten helfend ein.
    »… vermittels achtundzwanzig Stahlnägeln sowie des in seinem Büro sichergestellten Hammers willentlich vom Leben zum Tode beförderte.«
    Nach

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