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Der Schatten des Chamaeleons

Titel: Der Schatten des Chamaeleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters Mechtild Sandberg-Ciletti
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offen.«
    Jones schwieg und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Habe ich Sie richtig verstanden? Wollen Sie sagen, dass auf Ihren Sachen kein Blut war und folglich die Polizei es draufgemacht haben muss?«

    »Ganz recht.«
    »Warum hat uns dann Dr. Jackson erklärt, es stamme von Raschid Mansur, der Nasenbluten gehabt habe? Hat sie gelogen?« Er sah, wie Acland die Fäuste ballte, dass die Knöchel weiß anliefen. »Es macht mich misstrauisch, wenn jemand mich der Korruption beschuldigt, Charles. Ich frage mich, was der andere zu verbergen versucht.«
    »Nichts«, entgegnete Acland zähneknirschend. »Aber wenigstens wissen Sie jetzt, wie es ist, wenn man einer Tat beschuldigt wird, die man nicht begangen hat.«
    »Besitzen Sie einen Baseballschläger?«
    »Nein.«
    »Einen Briefbeschwerer aus Glas?«
    »Alles, was ich besitze, ist in meinem Seesack.«
    »Und was geht da rein? Nicht sehr viel vermutlich. Wo ist also der Rest Ihrer Sachen?«
    »Wenn Sie die Sachen meinen, die ich nicht mehr benutze, die sind bei meinen Eltern in Dorset. Die Stereoanlage funktioniert nicht mehr, der Computer ist so alt, dass er im Zeitlupentempo arbeitet, und mit Modellflugzeugen spiele ich schon lange nicht mehr.«
    »Haben Sie irgendwo etwas eingelagert?«
    »Nein.«
    »Freunde, bei denen Sie Sachen untergestellt haben?«
    »Nein.«
    »Ich habe gesehen, was Ihr Seesack enthält, Charles. Wollen Sie behaupten, dass das Ihr gesamter weltlicher Besitz ist?«
    »Ja.«
    »Niemand reist mit so leichtem Gepäck.«
    »Ich schon.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Sie sollten es gelegentlich mal versuchen. Man kommt schneller vorwärts. Eigentum belastet nur.«
    »Da wären wir also wieder beim Trivialen.«
    »Wenn Sie so wollen.«

    »Und bei einem Mann, der ständig rennt. Haben Sie Angst, dass die Vergangenheit Sie einholt, Charles? Fühlen Sie sich wohler, wenn Sie alles hinter sich lassen?«
    Aclands Lippen zuckten kaum merklich. »Ich möchte jedenfalls nicht in Ihren Trott verfallen. So wie Sie aussehen, scheinen Sie mit Ihrem Leben ungefähr ebenso glücklich zu sein wie mein Vater, der seit Jahren mit einem Buckel voll Schulden vor sich hin ackert, weil er seinen Hof erhalten will.«
    »Vielleicht hat es ja auch etwas mit Verantwortungsgefühl zu tun. Wir können nicht alle auf Kosten anderer leben. Jemand muss den Wohlstand schaffen.«
    »So denken die meisten.«
    Jones’ sarkastisches Lächeln verriet, dass er nicht nur eine andere Meinung zur Verantwortung des Einzelnen hatte. Insgeheim ärgerte es ihn auch, dass er an seine eigenen Schulden erinnert wurde. »Aber Sie halten nichts davon?«
    Acland sah an ihm vorbei, als suchte er einen fernen Horizont. »Ich würde nicht mein Leben dafür hergeben. Die Jagd nach dem Wohlstand hat keine höhere moralische Berechtigung als die Abkehr von ihm.«
    »Womit Sie was wären? Ein Mönch?«
    »Ein Idiot«, sagte Acland langsam und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Superintendent. »Ich bin für Leute wie Sie in den Krieg gegangen und habe das hier dafür bekommen.« Er berührte die Augenklappe. »Ganz schön dumm, oder?«
     
    Jen Morley reagierte äußerst ungehalten, als Inspector Beale und Constable Khan abends um halb elf bei ihr klingelten. Sie ließ ein paar drastische Worte über die Sprechanlage los, schimpfte, sie hätten sie aus dem Schlaf gerissen, und weigerte sich, sie einzulassen. »Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich von der Polizei sind?«, zischte sie wütend. »Sie können weiß Gott wer sein.«
    Beale neigte sich zu der Sprechmuschel neben der Glastür des
Wohnhauses. »Ich kann von hier aus Ihre Wohnungstür sehen, Ms. Morley. Wenn Sie sie aufmachen, gebe ich Ihnen eine Nummer, die Sie anrufen können. Bitten Sie um eine Beschreibung von Inspector Beale und vergleichen Sie sie mit dem Mann, den Sie sehen.«
    »Das geht nicht. Ich bin nackt.«
    »Wir warten gern, bis Sie sich etwas übergezogen haben.«
    Im Hintergrund hörten sie einen Mann sprechen. Jen Morley hob die Stimme, um ihm zu antworten. »Nein, es sind nur irgendwelche Blödmänner, die Quatsch machen. Ich komme gleich.« Sie senkte die Stimme wieder zu einem Flüstern. »Hören Sie, verschwinden Sie einfach«, sagte sie. »Ich hab zu tun, okay? Ich rede morgen mit Ihnen.«
    Beale legte eine Hand über die Sprechmuschel und nickte Khan zu. »Vielleicht sieht man da etwas«, flüsterte er und wies nach rechts zu einem erleuchteten Fenster. Dann nahm er die Hand wieder weg. »Wir

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