Der Schatten des Highlanders
ja schließlich nicht ohne Begleiter in Paris herumspazieren, oder?«
Sunny wechselte einen ernsten Blick mit Cameron, dann sagte sie Margaret und dem Rest der Familie Gute Nacht, während Cameron und Alex ihre Besprechung zu Ende führten. Sie vermutete, Cam war nicht ganz überrascht von dem, was er erfahren hatte, aber sie war es. Wenn sie nur daran dachte, dass er diese Sorgen mit sich herumgeschleppt hatte ...
Kein Wunder, dass er eine Zuflucht gebraucht hatte.
Sie stand ein paar Minuten später am Eingang und sah Cameron zu, wie er Alex die Hand schüttelte. Er lachte über etwas, das Alex gesagt hatte, und sie lächelte ebenfalls. Irgendwann würde sie Jamie sagen, wie dankbar sie war, dass er sich den Vorwand mit dem Freizeitzentrum hatte einfallen lassen -für Cameron ebenso wie für sie. Cameron verdiente es, Menschen um sich zu haben, die ihn wertschätzten und die bereit waren, ihm zur Seite zu stehen.
Sie war sehr froh, dass sie bei ihm geblieben war.
Eine halbe Stunde später ging sie mit Cameron Hand in Hand und überlegte, was sie in Schottland tun könnte, um ihn zu unterstützen. Falls sie etwas Verdächtiges in Rodneys Obduktionsbericht entdeckte, würde sie eigene Recherchen anstellen. Sie war schließlich eine erwachsene Frau. Sie konnte selbst entscheiden, was sie tun würde.
Und ihre erste Entscheidung wäre, nie wieder eine Abkürzung durch eine Gasse zu nehmen.
Sie und Cameron hatten gerade eine solche Gasse halb durchquert, als sie plötzlich umzingelt wurden. Nun, vielleicht war >umzingelt< nicht das richtige Wort. Drei Kerle griffen sie aus dem Nichts heraus an. Cameron drückte sie fluchend an eine Mauer und stellte sich zwischen sie und die Angreifer.
Die Situation war ihr so vertraut, dass sie ganz weiche Knie bekam.
Aber sie befanden sich nicht im mittelalterlichen Schottland, und Cameron hatte auch kein Breitschwert quer über den Rücken geschnallt. Er stand ohne Waffe in der Hand vor ihr und redete ruhig auf die Angreifer ein. Er sprach in gebrochenem Französisch, was sie sofort als Trick durchschaute. Umso besser, wenn die Kerle nicht merkten, dass man sie verstand. Sie war versucht, in Camerons Tasche zu greifen, sein Handy herauszuziehen und Derrick anzurufen, aber dann merkte sie, dass das nicht notwendig war, denn sie sah einen weiteren Schatten, der sich hinter den Männern die Wand entlang schob. Offenbar war das die Rettungsbrigade.
»Sagen Sie mir bitte, was Sie wollen?«, sagte Cameron stotternd.
»Geld, monsieur «, sagte der Anführer höflich. »Ihre Wagenschlüssel. Dann Ihre Freundin, wenn wir mit Ihnen fertig sind.«
Sunny wusste, dass Cameron seine Schlüssel und seine Kreditkarte im Hotelsafe gelassen hatte. Vermutlich hatte er aber genug Bargeld bei sich, doch sie bezweifelte, dass er es freiwillig herausgeben würde. Er zog jedoch einen Stapel Euroscheine aus der Tasche und streckte sie dem Anführer unbeholfen entgegen.
Dann aber hörte er auf, sich zu verstellen. Er streckte den Kerl zu seiner Linken mit einem gut platzierten Schwinger ins Gesicht zu Boden, dann widmete er sich dem, der direkt vor ihm stand. Derrick tauchte hinter dem dritten Mann auf und sandte ihn ins Land der Träume. Sie schloss erleichtert die Augen.
Aber als sie die Lider wieder aufmachte, blickte sie in das Gesicht des ersten Mannes. Blut rann von seinem Kinn, und er sah aus, als hätte er gerade einen oder zwei Zähne verloren.
Und er hielt ein Messer in der Hand.
Sie konnte nur zusehen, wie es auf sie niedersauste, zu überrascht, um etwas dagegen zu tun.
28
Cameron hörte, wie Sunny aufkeuchte und wirbelte gerade noch rechtzeitig herum. Er sah, wie Derrick jemanden von ihr wegriss. Dann stand sie an die Wand gepresst da und holte tief Luft.
Die Vertrautheit dieses Anblicks traf ihn wie ein Dutzend Fäuste. Das Dejä-vu war so lebendig, dass es ihm schwerfiel, es von der Realität zu unterscheiden. Es machte ihm nichts aus, hoffnungslos in der Minderzahl zu sein, wenn er Männern mit dem Schwert entgegentrat, aber nun war er zu Tode erschrocken, dass er getötet werden und Sunny schutzlos zurücklassen könnte. Zugleich sah er eine andere Vision über ihre Gestalt gelegt wie eine Folie: Es war immer noch Sunny, aber sie trug ein Kleid aus handgesponnenem Garn und ein blutbeflecktes Mieder.
Er blickte sie tief erschrocken an. Bei allen Heiligen, sie war damals bei ihm gewesen.
Ihm wurde schwarz vor Augen, und als Nächstes fand er sich auf seinen Knien wieder, und
Weitere Kostenlose Bücher