Der Schatten des Highlanders
verlegen, »wenn ich mit ihnen umgehen kann.«
James hob kurz eine Augenbraue. »Das möchte ich doch meinen«, murmelte er. »Nun, Sie legen Sunshine jetzt am besten hier ab und machen sich auf den Weg. Ihre Verlobte wartet.«
Cameron merkte, dass er seltsamerweise gar keine Lust hatte, Sunshine Phillips loszulassen. Er blickte auf sie hinunter und spürte, dass ihn ein merkwürdiges Gefühl durchfuhr, dasselbe Kribbeln im Arm, das er auch bei den beiden vorherigen Gelegenheiten wahrgenommen hatte, bei denen er sie berührt hatte.
Wirklich merkwürdig.
Er verlagerte ihren Körper in seinen Armen und merkte, wie leicht sie war. James hatte gesagt, sie hätte eine Kopfverletzung gehabt, aber vielleicht war sie auch krank gewesen. Aber dieser Eindruck konnte auch täuschen. Unbezweifelbar war, dass sie ihn unten mit stürmischer Wiedersehensfreude umarmt hatte. Und mit Erleichterung.
Als hätte sie ihn gekannt.
Aber das war unmöglich. Er hatte sie noch nie zuvor gesehen, außer im trüben Licht von Tavish Fergussons Leuchtreklame an der Ladenfassade.
»Lord Robert?«
Cameron sah James gedankenverloren an, dann konzentrierte er sich wieder auf die Situation. Er zwang sich, durch die Kammer zu gehen, legte Sunshine Phillips sanft auf dem Bett ab und blieb dann noch einen Augenblick stehen. Vielleicht hatte ihr die Beule am Kopf ja vorübergehend das Bewusstsein geraubt, und sie hatte ihn mit jemandem verwechselt.
»Was ist mit Sunny passiert?«
Cameron blickte sich um und sah, dass zu ihm und James
noch ein weiterer Mann getreten war, bei dem es sich, angesichts seiner Ähnlichkeit mit seinem älteren Bruder, nur um Patrick MacLeod handeln konnte. Beide waren zähe, kräftige Kerle. Cameron mochte ihre Art, und fast konnte er darüber die unselige Erbfehde vergessen, an die ihn ihr Nachname erinnerte.
Er trat zur Seite, da Patrick sich auf den Bettrand setzen wollte. Patrick legte seine Hand auf Sunshines Stirn, dann blickte er auf. Cameron realisierte, dass der Blick, der ihn traf, nicht sonderlich unfreundlich war, aber forschend.
»Lord Cameron«, sagte Patrick mit gedehnter Stimme. »Sie sind geschäftlich hier, nicht wahr?«
»Einfach nur Cameron, ohne den Lord«, sagte Cameron abwesend, »und ja, das stimmt.« Er hielt inne. »Sie ist ohnmächtig geworden.«
»Sie hatte eine schwere Gehirnerschütterung«, erklärte Patrick. Er griff nach ihrem Handgelenk und fühlte fachmännisch den Puls. Dabei warf er seinem Bruder einen strengen Blick zu. »Das war viel zu früh, sie herzuzitieren, du Trottel.«
»Aber du hast mir doch gesagt, es ginge ihr gut genug, dass sie herkommen könnte«, entgegnete James empört.
»Das habe ich nie gesagt. Ich habe nur gesagt, es gehe ihr gut genug, dass sie aufstehen kann. Sie ist extrem widerspenstig und befolgt meinen Rat nicht, noch zwei Wochen zu Hause zu bleiben. Du hättest das nicht zulassen dürfen. Und jetzt ist sie hier, und sie hat verdammt Glück gehabt, dass sie nicht schon wieder mit dem Kopf aufgeschlagen ist!«
James sah aus, als hätte er seinen Bruder am liebsten erwürgt, und Patrick schien bereit, diese Gunstbezeugung zu erwidern. Cameron räusperte sich.
»Die Schuld liegt zum Teil bei mir«, bemerkte er. »Ich glaube, sie dachte, dass sie mich irgendwie wiedererkannt hat, und das hat sie aus der Fassung gebracht. Ich bin sicher, dass ich sie nie zuvor gesehen habe. Obwohl«, fügte er hinzu, »das stimmt nicht ganz. Ich bin ihr vor einiger Zeit schon einmal begegnet. Penelope ist im Dorf mit ihr zusammengestoßen und hat sie zu Fall gebracht, und ich habe ihr aufgeholfen.« Er sah Sunny bestürzt an. »Vielleicht stammt die Beule an ihrem Kopf ja daher.«
»Vielleicht«, stimmte Patrick zu, »aber ich würde mir deswegen keine Gedanken machen. Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber ich kümmere mich schon um sie.«
Cameron nickte und wusste, dass es an der Zeit war, zu gehen. Er trat widerstrebend aus der Kammer, dann stieg er mit James die Treppe hinunter. Unten blieb er stehen und sah James an.
»Lassen Sie mich das Ganze noch eine Weile überdenken«, sagte er langsam. »Ich melde mich bald wieder, ja?«
James lächelte und wollte anscheinend keineswegs drängen. »Selbstverständlich.«
Cameron sah ihn noch einen Augenblick an, dann schüttelte er den Kopf. James MacLeod sollte ein Laird aus dem Mittelalter sein? Was für ein Quatsch. James hatte sich hier sein kleines Reich geschaffen, samt einer Hexe, die ihm Tinkturen braute, mehr
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