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Der Schatten im Wasser

Der Schatten im Wasser

Titel: Der Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Frimansson
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»Es hat den Stempel weg und wird ihn nie wieder los.«
    »Doch!«, hatte er geschrien. Er war damals sieben Jahre alt und sehr sensibel.
    Eines Abends bei Sonnenuntergang drehte seine Oma dem misshandelten Huhn den Hals um. Die anderen hatten so heftig nach ihm gepickt, dass es fast keine Federn mehr hatte. Die Oma kochte das Huhn, und der Geruch hielt sich noch lange im Haus. Er erinnerte sich daran, dass er sich weigerte, davon zu essen, und seine Oma Verständnis für ihn hatte, aber so seien nun einmal die Gesetze der Natur, fressen oder gefressen werden. Später gab sie auch zu, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn sie das Huhn stattdessen begraben hätten. Denn so ein zähes Huhn hätten weder sie noch sein Opa jemals zuvor gegessen.
     
    Er stieg aus und schloss das Auto ab. Zündete sich eine Zigarette an. Ging ein paar Schritte und sah das Wasser des Mälarsees im Mondlicht glitzern. Es war Wind aufgekommen. Die Pforte stand offen, sie hing schief in den rostigen Angeln und wurde wahrscheinlich schon seit langem nicht mehr benutzt. Auf dem Grundstück erblickte er einen geparkten Volvo. Er betrat das Gelände und sein Herz klopfte so laut, dass er meinte, man könne es hören.
    Was mache ich hier?, fuhr es ihm durch den Kopf. Was zum Teufel habe ich hier zu tun?
    Er drückte die Zigarette an seinem Absatz aus und ließ die Kippe in die lackentasche gleiten. Begab sich näher zum Haus, in der Gewissheit, dass jemand, der sich in einem erleuchteten Raum befand, draußen nichts erkennen konnte. Er blickte geradewegs in die Küche hinein. Sah Justine Dalvik. Sie stand zum Fenster gewandt, und für einen Augenblick dachte er, dass sie ihn direkt anschaute. Sie war vollständig angezogen und sehr blass. Sie sah älter aus, als er sie vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Der Vogel war nicht zu sehen. Sie stand wie angewurzelt da, schien zu horchen. Nicht nach möglichen Geräuschen, die er von sich gab, dessen war er sich sicher, denn er hatte sich vollkommen lautlos genähert. Aber der Vogel hatte ihn vielleicht gehört. Er besaß wahrscheinlich denselben Wachinstinkt wie ein Hund.
    Ein plötzliches Gefühl von Mitleid. Er litt mit ihr, weil sie litt, es ging ihr nicht gut, das sah man deutlich.
    Du, dachte er, und etwas in seinen Gedärmen wand sich. Du bist diejenige, die meine Berit zuletzt gesehen hat. Du weißt etwas, du musst es wissen, aber wie bringe ich dich nur zum Reden?
    Sie stand unbeweglich wie eine Wachsfigur dort. Doch plötzlich zuckte sie zusammen und verschwand aus seinem Blickfeld. Er hörte, wie die Haustür aufgerissen wurde und sie geradewegs in die Dunkelheit schrie.
    »Was wollen Sie, hören Sie auf, uns zu stören, können Sie uns nicht in Ruhe lassen!«

SIE HATTE BEGONNEN, DAS NÄCHSTE Zimmer zu putzen. Sie kroch auf Knien an der Duschkabine entlang und wischte und rieb entlang der Silikonfugen. Es passierte schnell, dass sich stumpfe, rötliche Schimmelflecken im Badezimmer ausbreiteten. Ulf hatte sie damals gründlich eingeführt, als er sie vor vielen Jahren einstellte. Dabei hatte er ernst, aber auch ein wenig verlegen dreingeblickt.
    »Also … die Hygiene in den Bädern ist sozusagen der Maßstab für die Qualität des gesamten Hotels. Wenn also die Toilette dreckig ist, bekommt das Hotel ziemlich schnell einen schlechten Ruf. Ich möchte, dass meine Angestellten darauf besonders achten.« Und dann hatte er die Türen der Duschkabine geöffnet und es ihr anschaulich demonstriert.
    Die Quizsendung war zu Ende und wurde von eintönig dahinfließenden Rhythmen abgelöst. Sie wollte sich gerade aufrichten, um das Radio abzustellen, als eine Hand sie von hinten berührte. Sie konnte ihren Schrecken nicht verbergen und stieß einen kurzen Schrei aus. Als sie herumfuhr, sah sie, dass es Britta Santesson war, Ulfs Mutter.
    »Mein liebes Kind, hab ich Sie erschreckt, Verzeihung, das wollte ich nicht«, begann sie. Dann schwieg sie.
    Ariadne kam mit Mühe auf die Füße.
    »Ist schon okay«, murmelte sie.
    Die alte Frau lehnte sich gegen den Türrahmen.
    »Sie benötigen Hilfe«, stellte sie fest.
    »Was … wieso?«
    »Ich helfe Ihnen beim Putzen.«
    »Nein, nein … das …«
    »Unsinn! Meinen Sie, ich hätte keine Augen im Kopf? Außerdem bin ich es vielleicht beim nächsten Mal, die Hilfe braucht, so ist das nun mal, da gibt es nichts zu diskutieren!«
    Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern zog einfach mit dem Staubsauger los, und um kurz nach ein Uhr war das gesamte Hotel

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