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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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immer gegen mich aufgebracht – obwohl ich das rote Haar habe, ist sie die Aufbrausende von uns beiden. Ein Wort gegen ihn reichte völlig. Sie hat mir sogar vorgeworfen, ich sei eifersüchtig, weil ich so einen undamenhaften Beruf ergriffen und mir nie einen Mann genommen habe.
    Ein amüsiertes Funkeln trat in ihre Augen und unterbrach die düsteren Erinnerungen, weil sie an Fergist dachte, der regelmäßig mit ihr das Bett teilte. Das Verhältnis mit dem Witwer war unverbindlich, aber für beide sehr befriedigend. Soviel dazu, was Viora über mich weiß, dachte Agella selbstgefällig – und merkte, dass sie vom Wesentlichen abgekommen war. Ich bin auch nicht besser als Ulias, dachte sie. Ich sträube mich so sehr dagegen, mir das Unglück meiner Schwesterfamilie vor Augen führen zu lassen, dass ich mich in Gedanken auf jede Ablenkung einlasse. Aber damit war sie nicht die Einzige, wie sie feststellte. Viora und ihre Familie waren erschüttert und benommen. Alle erweckten sie den Eindruck, als hätten sie ihre letzte Kraft darauf verwandt, in Sicherheit zu gelangen. Nun, da sie eine Zuflucht gefunden hatten, übermannte sie die Erschöpfung. Der Schmerz über den erlittenen Verlust wurde jetzt erst wirklich spürbar. Verdammt, fluchte Agella innerlich. Hier stehe ich nun wie eine dämliche Vogelscheuche, unnütz und unfähig, mich zu rühren. Sie wenden sich um Hilfe an mich, und es wird höchste Zeit, dass ich mich darum kümmere. Aber wie? Sie zuckte die Schultern. Mit Eisen und Feuer kann ich besser umgehen als mit so etwas, gestand sie sich ein.
    Dann drehte sie sich kurz entschlossen zu ihrer schluchzenden Schwester um. »Viora?« Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter, mit der anderen kramte sie in der Rocktasche und zog ein großes Tuchstück heraus, das sie während der Arbeit für vieles in Gebrauch hatte, Naseschnäuzen inbegriffen. Sie drückte ihrer Schwester den schmierigen schwarzen Lappen in die Hand. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie hilflos. »Es ist nur ein bisschen Ruß.« Sie wollte noch hinzufügen, dass alles wieder gut werden würde, aber ein Blick auf Felyss ließ sie den Satz hinunterschlucken. »Ich werde mich um euch kümmern«, sagte sie stattdessen. »Hier seid ihr sicher.«
    Viora schnäuzte sich die Nase und gewann langsam ihre Fassung wieder. Unterdessen ging Agella in die Speisekammer. Sie fand eine Flasche Wein im Schrank, von der wirklich sauren Sorte, aber es war immerhin Wein, und zwar der Beste, den Jivarn in diesem schlechten Jahr überhaupt hatte keltern können. Sie nahm sich die Flasche und vier Becher, da fiel ihr wieder ein, dass ein Mitglied des schwesterlichen Haushalts fehlte. Wo zum Teufel konnte Ivar sein? Viora hatte ihr wohl bedeutet, dass er noch lebe, aber wenn das wirklich der Fall war, dann sollte er verdammt noch mal jetzt bei seiner Frau sein. Kopfschüttelnd brachte sie den Wein hervor und goss jedem ein hilfreiches Maß ein, zog sich einen Stuhl ans Feuer und reichte Viora einen Becher. »Jetzt erzähl mir doch mal, was passiert ist«, bat sie leise.
    Viora stürzte den Wein hinunter und antwortete mit hasserstickter Stimme: »Seriemas Schinder. Sie haben uns zur Räumung gezwungen. Alle im Geißenhof. Haben die Häuser angezündet, damit wir nicht zurückkehren können.« Ihre Hände zitterten heftig, als sie fortfuhr. »Ich habe alles ruhiggehalten! Wir wären unverletzt davongekommen. Aber dann kam Ivar zurück und versuchte, sich zu wehren …«
    Mit wachsendem Grauen hörte Agella der Geschichte bis zu jener Stelle zu, wo der Schurke durch die Hand der Gottesschwerter starb. Der übrige Bericht blieb aus, denn seit Ivars Name gefallen war, hatte Felyss eine durchdringende Klage angestimmt. Agella fürchtete die Anzeichen eines Wahns und war alarmiert. Sie sprang auf, um Felyss mit einem Schlag davon zu befreien, doch beim Anblick ihres geschundenen Gesichts erbarmte sie sich. Stattdessen nahm sie ihr den unberührten Weinbecher aus der Hand und schüttelte sie. »Hör auf damit!«, befahl sie in scharfem Ton. Felyss schaukelte sich vor und zurück, und ihre Bewegungen wurden mit jedem Mal heftiger. Die Schmiedin wusste nicht mehr weiter und nahm Zuflucht zu lautem Schreien. »FELYSS! HÖR DAMIT SOFORT AUF!« Plötzlich war es still, das verrückte Schaukeln und Klagen hatte aufgehört. Und dann begann die junge Frau leise zu weinen.
    »Lass sie in Ruhe!«, herrschte Viora ihre Schwester an. »Wie kannst du sie nur so anschreien, nach allem, was

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