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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hätten, oder dass Scall bereits schliefe, aber am nächsten Morgen wäre dann alles nur noch schlimmer. Nein, sie wollte es hinter sich bringen. Sie drängte ihre Schwester außer Hörweite ins andere Zimmer. »Es tut mir Leid, Viora, aber du kannst Scall nicht sehen«, sagte sie mit fester Stimme. »Er ist nicht in der Stadt – ich habe ihn auf einen Botengang ins Gebirge geschickt, zur Sägemühle von Meisterin Toulac.«
    Viora machte ein entsetztes Gesicht. »Was?«, rief sie. »Du schickst ihn zu dieser ungehobelten, zwielichtigen alten Schlampe? Allein? Außerhalb der Stadt, wo ihm sonst was geschehen kann?«
    »Nein, nein«, sagte Agella hastig, »ich habe einen Wachsoldaten mitgeschickt, einen von den Schwertern Gottes. Er könnte kaum sicherer sein.« Das Bild des hinterhältigen Barsil trat ihr vor Augen, und sie schüttelte sich. Myrial sei Dank, dass sie ihn nicht kennt, dachte Agella.
    »Warum konntest du dann den Soldaten nicht allein schicken?«, verlangte Viora zu wissen. »Warum musste der arme Scall den Weg machen? Du weißt, ich will nicht, dass er mit Söldnerrohlingen wie Toulac Umgang hat!« Ihre Augen blitzten vor Zorn. »Du hast meinen Sohn wegen irgendeines unwichtigen Auftrags bei diesem mörderischen Wetter ins Gebirge geschickt, und dann besitzt du die Frechheit, mir vorzuschreiben, wie ich mich um meine Tochter zu kümmern habe? Wenn du mich fragst, dann ist es verdammt gut, dass du keine eigenen Kinder hast!« Viora stampfte hinaus und in die Spülküche, und Agella hörte sie dort klappern und scheppern, obwohl sie nichts weiter zu tun hatte, als die Waschwanne unter dem Spültisch hervorzuziehen.
    Agella ballte die Fäuste und zählte bis zehn – und fand, dass es auch nichts helfen würde, wenn sie bis hundert zählte. Also ging sie in die Schlafkammer, um das Feuer anzuzünden. Dieser Abend würde viel schwieriger werden, als sie gedacht hatte. Und wo bei alledem steckte dieser erbärmliche Ivar?

 
     
    Toulac ließ Veldan allein, damit ihr Gast sich anziehen konnte. Als sie Wasser aufsetzen wollte, hörte sie plötzlich Hufgetrappel. Das konnten doch noch nicht Veldans Leute sein? Dann wären sie verteufelt schnell den Berg heruntergekommen! »Wer zum Donnerwetter kann das sein?«, murmelte sie und ging ans Fenster.
    »Myrial im Handwagen! Der Hierarch schon wieder!« Toulac stöhnte, als sie durch den Vorhang aus Schnee den sonderbaren Reiteraufzug erblickte, der direkt auf ihre Tür zuhielt. »Und dieser elende Hurensohn Blank. Und was beim faulenden Pfühl der Hölle haben sie hier zu schaffen?«
    Unterhalb des Hauses umging der Weg einen Bergausläufer und führte dann geradeaus und steil abwärts auf die Hochebene, von der aus man die Stadt überschaute. Dort waren sie viel zu ungeschützt, um im Schneesturm weiterzureisen. Sie waren gezwungen, sich einen Unterstand …
    »Verflucht!«, murmelte Toulac grimmig. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Sie zog sich rasch vom Vorhang zurück, hielt einen Moment inne, dann griff sie nach den Waffen und verschwand damit zu Veldan, die sich gerade mit fliegender Hast die Kleider übergezogen hatte. »Bewaffnete«, sagte sie knapp. »Weiß ich von Kaz. Er versteckt sich an der Rückseite der Scheune, du solltest sie also von dort fern halten.«
    Toulac nickte. »Es sind der Hierarch und dieser hergelaufene Blank. Zieh dir eins von meinen Nachthemden über – da drüben in der Kommode. Leg dich ins Bett – ich werde behaupten, dass du krank bist …« Dann pochte es laut an die Tür. Toulac drückte Veldan die Waffen in die Arme. »Versteck sie! Und sei leise!«
    Veldan nickte. »Ich werde Elion warnen, damit er sich fern hält. Ich hoffe, dass er mit dem Schnee zurecht kommt.«
    »Besser als mit Blank, wenn der erst mal anfängt, ihm unangenehme Fragen zu stellen.« Toulac war heilfroh, dass ihr Gast wusste, wann es angezeigt war, einfach zu gehorchen. Sie rannte zur Tür. »Ich komme, ich komme. Alte Knochen können nicht so schnell … Nun, meine Herren!« Sie neigte respektvoll den Kopf – sie wollte verdammt sein, wenn sie sich vor den schleimigen Hurensöhnen verbeugte –, und trat zurück, um sie hereinzulassen. »Kommt nur herein und seid willkommen, hohe Herren«, schwätzte sie daher und winkte sie, ans Feuer zu kommen. »Es ist mir eine große Ehre, solch erlauchten Herrschaften Unterschlupf zu bieten.«
    Mazal stand breitbeinig in seiner Ecke, schlug gereizt mit dem Schwanz hin und her und streckte den Kopf vor, um

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