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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sie erleiden musste!«
    Agella war bestürzt über den zornigen Gesichtsausdruck Vioras. »Sie braucht alle Hilfe, die wir ihr geben können«, entgegnete sie absichtlich ruhig, doch ihr eigener Zorn war nun angefacht. Sie schämt sich nicht, so mit mir zu reden, nachdem ich sie aufgenommen habe! Ich musste meine eigene Stellung hier aufs Spiel setzen, als ich die Wachen bestochen habe, und das ist nun der Dank! Energisch unterbrach sie den Strom ihrer Gedanken. Es würde nichts nützen. Also wandte sie sich von ihrer Schwester ab und kniete sich vor Felyss nieder. »Nach allem, was du durchgemacht hast, Liebes, solltest du etwas von dem schönen Wein hier trinken.« Sie drückte Felyss den Becher in die Hand und half ihr, ihn an die Lippen zu führen. »Na, komm, einen kleinen Schluck … Braves Mädchen! Jetzt noch einen …«
    Felyss zog eine Grimasse, als sie das saure Zeug schluckte. Gut, dachte Agella, auch das wird sie aus ihrer Trance reißen. »So«, sagte sie in demselben lebhaften Ton, »jetzt nimmst du ein schönes, heißes Bad, und dann wirst du dich schon besser fühlen.«
    Sie überließ Felyss dem Wein und nahm sich Viora zur Hand, der es gut bekommen würde, etwas Nützliches zu tun. »Normalerweise bade ich hier vor dem Herd – wenn ich nicht ins Badehaus gehe –, aber ich glaube, dass sie sich in meiner Schlafkammer sicherer fühlt. Danach stecken wir sie in mein Bett, und ich gehe mal eben zum Haus der Heilung hinüber. Ich habe eine Freundin dort, eine Ärztin, und sie -«
    »Warum soll meine Tochter einen Fremden ertragen, der von ihrer Schande weiß?«, fiel Viora ihr ins Wort.
    »Viora, du weißt, dass das Unsinn ist!« Agellas Geduld war damit verbraucht. »Sprich du niemals von Schande gegenüber deiner Tochter! Sie hat keinen Grund, sich zu schämen! Am Geschehenen trägt sie keine Schuld. Und Evelinden ist keine Fremde, sie ist Ärztin, und wenn Felyss jemals Heilung gebraucht hat, dann jetzt. Ich weiß, was du fühlst. Aber gebrauche deinen Verstand – um unser aller willen.«
    Viora wollte schon zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, doch die Schwester hielt sie mit einer versöhnlichen Geste zurück und sagte: »Ich kann mir vorstellen, dass es schwer für dich ist, aber versuche noch für eine Weile stark zu sein, bis wir deine arme Kleine beruhigt haben. Dann kannst du mich anschreien, soviel du magst. Also, der Zuber steht in der Spülküche. Wenn du ihn vielleicht holen könntest, während ich im Schlafzimmer das Feuer anzünde -«
    »Du hast einen Kamin im Schlafzimmer?«, fragte Viora, und Agella war schon wieder erschüttert über die Feindseligkeit in ihrer Stimme. Doch dann entsann sie sich der schlechten Wohnungen im Geißenhof. »Wir haben sehr wenig Sonnenschein im Heiligen Bezirk«, antwortete sie müde. »Die hohen Felswände lassen kaum Licht einfallen. Außer während des Hochsommers ist der Bezirk kälter als die Möhre eines Schneemanns. Beim Tempel angefangen haben alle Quartiere hier so viele Kamine, Herde, Feuerschalen und Kohlenbecken, wie nur eben Platz finden: Und wir sind dafür dankbar, das kannst du mir glauben. Jetzt beeile dich und hole den Zuber. Wir müssen uns endlich um Felyss kümmern.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Viora widerwillig. »Ich hole die dumme Badewanne. Es dauert nur einen Moment -« Auf halbem Weg blieb sie abrupt stehen, als sei ihr plötzlich ein Gedanke gekommen, und drehte sich zu ihrer Schwester um. »Wo ist Scall?«
    Pest, verdammte! Ich muss es ihr ohnehin sagen, aber ich hatte gehofft, es noch ein wenig aufschieben zu können, dachte Agella. Sie suchte fieberhaft nach einer Möglichkeit, um weiteren Streit zu vermeiden – wenigstens fürs Erste. »Er wohnt nicht bei mir, Viora«, antwortete sie schließlich ausweichend. »Die Lehrlinge haben ein eigenes Heim. Du weißt das, oder solltest es zumindest, wenn du zugehört hättest, was er dir bei seinen Besuchen erzählt hat.«
    Doch Viora blieb unbeirrt. »Wie auch immer, ich will zu ihm«, sagte sie stur. »Sobald wir Felyss im Bett haben, will ich meinen Sohn sehen.«
    Agella seufzte. Sie kam nicht um die Sache herum. Viora hasste Toulac ohne jede Einschränkung und Verhältnismäßigkeit, und zwar aus dem einen Grund: weil sie sie an ihre Jugend unter den rauen, brutalen Rotten erinnerte, eine Zeit, die sie jedoch viel lieber vergessen hätte. Kurz erwog Agella die Möglichkeit dem Sturm zu entgehen, indem sie behauptete, dass die Lehrlinge Ausgeh- und Besuchsverbot

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