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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sonst sollte er allein, im Dunkeln, in kaltem Lehm …
    Lehm? Schlamm! Eine donnernde, dröhnende, wallende Lawine erstickender Dunkelheit. Ein Niederkrachen. Keine Luft mehr, nur Rutschen und Rollen, Stemmen und Klammern, Angst und Verlust …
    Veldan! Kazairl stieß ein angstvolles Brüllen aus, und der getrocknete Lehm begann zu bröckeln. In der Nähe löste sich Geröll. Der erste Schreck der Erkenntnis und eine aufrüttelnde Panik trieben ihn aus der seichten Lehmkuhle, die beinahe sein Grab gewesen wäre. Solch rasche Bewegung, solch hemmungslose Verausgabung seiner Kräfte war unklug. Das hatte zwangsläufig seinen Preis. Ein weiß glühender Schmerz durchfuhr seine Glieder wie ein Blitz. Doch er kam frei.
    Kaz taumelte und stolperte auf unsicheren Beinen. Er schüttelte den Kopf in dem vergeblichen Versuch, seine Benommenheit zu vertreiben. Stattdessen fühlte er einen pochenden Schmerz an der weichen Stelle zwischen seinen Hörnern, und immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen. Außerdem war sein Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, denn bei jeder Bewegung des Kopfes schien sich die Welt um ihn zu drehen, oder sie neigte sich zur Seite, und dann verschwamm ihm die Sicht. Wahrscheinlich war er viele Stunden bewusstlos gewesen; er empfand Dankbarkeit, dass er überhaupt noch lebte. Ein Feuerdrache besaß einen Schuppenpanzer, Reißzähne und Krallen und einen stacheligen Schwanz, mit dem er verheerende Schläge austeilen konnte, aber auf dem Kopf hatte er eine verwundbare Stelle. Zum Ausgleich war der Schädel durch zwei Paar Hörner geschützt: jene beinernen Dreiecke über den Augen, die seinem Schädel die schnittige Keilform gaben, und durch die langen, elegant rückwärts gebogenen Hörner.
    Verzweifelt versuchte Kaz, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Wie lange hatte er hier gelegen, während sein Partner ihn gebraucht hätte? Wenigstens ein paar Stunden. Es war bereits Nacht und finsterer als im Herzen eines Vampirs. Obwohl er bei Dunkelheit recht gut sehen konnte, vermochte er nichts zu erkennen. Er hörte nur das Wasser rinnen, dazu das unaufhörliche Prasseln des Regens, sein eigenes raues Atmen und das Scharren und Klicken seiner Krallen auf den Steinen.
    Wo mochte Veldan sein? Wie tief war sie verschüttet worden? Glücklicherweise verfügte der Feuerdrache über eine Fähigkeit, die ihm jetzt helfen würde. Er vermochte die Körperwärme anderer Lebewesen als einen glühenden Schein wahrzunehmen, selbst wenn sie verdeckt waren. Auch sein Geruchssinn war sehr fein. Ob sie nun also tot oder lebendig war, aufspüren konnte er sie. Auf wackligen Beinen, doch umso verbissener begann Kazairl das wüste Durcheinander aus Schlamm, Ästen und Geröll nach seiner verlorenen Gefährtin abzusuchen.
    Leicht war Veldan darin nicht zu finden, nicht in dieser verklumpten, verschlungenen, schier unbeweglichen Barriere. Der Erdrutsch hatte Kaz tief in die enge Schlucht gerissen, und er musste den Abhang nun vorsichtig und systematisch Zoll für Zoll durchkämmen und sich dabei mühsam nach oben arbeiten. Bei jedem Ast, den er abbrach oder zur Seite schob, war zuerst zu prüfen, ob er dadurch nicht ein Nachrutschen der Massen verursachte und seinen Partner noch unglücklicher verschüttete.
    Die Suche schien sich ewig hinzuziehen, und Kaz wollte die Schnauze zum Himmel heben und seinen Verlust und die Enttäuschung hinausheulen. Am Ende fand er Veldan doch noch oben am Hang, nahe beim Weg, wo er schon zweimal gesucht und sie nicht bemerkt hatte. Sie lag vollkommen versteckt unter einem Haufen Astwerk und war so ausgekühlt, dass ihr bisschen Körperwärme sich kaum von der Umgebung abhob.
    Mit Klauen und Zähnen riss er an allem, was ihn von seiner Partnerin trennte. Als er schließlich bis zu ihr vorgedrungen war, fühlte er sich unendlich erleichtert und war zugleich erschrocken. Sie lebte, aber ihr Herz schlug nur schwach und langsam. Jetzt erst begriff er, welches Glück Veldan gehabt hatte. Die weichen Äste einer jungen Kiefer hatten sie davor bewahrt, zerschmettert zu werden, und eine Luftkammer gebildet, in der sie dem Erstickungstod entgangen war.
    Veldan hatte er nun gefunden, aber damit war erst die halbe Schlacht geschlagen. Sie brauchten Hilfe, menschliche Hilfe. Und zwar rasch, sonst starb Veldan am Ende doch noch. Und da erst fiel Kaz der Seher ein; ein plötzliches Schuldgefühl übermannte ihn. Was war mit dem Drachen? Lebte er noch, oder war er tot?
    Kazairl schüttelte den Kopf und zuckte

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