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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Zwangsräumungen unternehmen. Das Viertel gehörte Seriema, und sie war berechtigt, nach ihren Wünschen zu verfahren. Jedoch war er nicht gewillt, Mord, Plünderungen und Schändungen durch ihre Handlanger zu dulden, und das Anzünden der Häuser, um eine Rückkehr der Vertriebenen zu verhindern, musste sofort unterbunden werden. Allein dem schlimmen Wetter war es zu verdanken, dass nicht die ganze Unterstadt mit ihren unzähligen Holzhäusern in Flammen aufgegangen war.
    An solchen Tagen fragte sich Galveron oft, warum er sich bei den Gottesschwertern verpflichtet hatte – oder vielmehr, warum er den Dienst nicht wieder quittierte. In seiner Kindheit hatte er die alten Geschichten und Legenden über die kriegerischen Helden geliebt, die er auf den Knien seiner Großmutter sitzend gehört hatte. Auch sein Vater war Soldat gewesen. Er war gestorben, als Galveron noch ein Junge war. Doch unbeirrt vom frühen Tod seiner Eltern, und beeindruckt von den Erzählungen seiner Großmutter hatte er immer der Streitmacht Gottes beitreten – Myrials Kriegern – und alles Unrecht in seinem Land bekämpfen wollen. Wie gutgläubig und arglos er doch gewesen war!
    Rasch hatte sich herausgestellt, dass die Gottesschwerter keineswegs die gottgleichen Helden waren, die Jung-Galveron erwartet hatte, sondern in jeder Form bestechlich waren und beim Würfelspiel betrogen. Ein charakterloser Haufen waren sie also, wie man nur je einen gesehen hat. Feindseligkeiten unter Rivalen konnten sich ungehindert entwickeln, ein jeder kämpfte um Rang und Gunst der Vorgesetzten; Gerüchtemacherei war an der Tagesordnung. Dass einer dem anderen in den Rücken fiel, konnte zumeist wörtlich genommen werden, und manchmal war dabei auch ein Messer im Spiel.
    Galveron presste die Lippen zusammen. Eine ständige Quelle der Verwunderung war ihm, dass er in diesem Pfuhl der Unmoral so lange hatte überleben können. Noch erstaunlicher erschien ihm und auch seinen Waffenbrüdern, dass er so schnell aufgestiegen war. Bereits im Alter von fünfundzwanzig Jahren hatte er es zum Stellvertreter des Hauptmanns gebracht. Dabei war er dem skrupellosen, verbissenen Blank so unähnlich, dass sich ihm die Vermutung aufdrängte, er könnte eines Tages der Dumme sein, den Blank für eines seiner ehrgeizigen Ränkespiele benutzte. Seit er zum Leutnant befördert worden war, hatte er täglich darauf gewartet, dass sein Verdacht sich bewahrheiten würde, aber nichts war geschehen. Vielleicht wusste Blank es doch zu schätzen, dass er wenigstens einen Ehrlichen und Pflichtbewussten um sich hatte, solange nur jemand die Dreckarbeit machte.
    So wie jetzt, dachte Galveron und wandte sich auf dem Flur, in den mehrere Gänge mündeten, nach links und eilte den langen Korridor zu den Gefängniszellen hinunter. Gleich nachdem er aus der Unterstadt zurückgekehrt war, hatte er mit der Suffraganin gesprochen, und ihm klangen noch die Ohren davon, was sie ihm mitgeteilt hatte. Wie gut, dass ihr Zorn nicht ihm galt. Doch das half ihm nicht aus seiner schwierigen Lage heraus. »Was wirst du deswegen unternehmen?«, hatte die Suffraganin ihn gefragt – ja, welche Möglichkeiten hatte er denn überhaupt? Wie konnte er einen unmittelbaren Befehl des Hierarchen missachten, und was würde ihm widerfahren, wenn er es täte? Andererseits konnte er niemals mit dem Wissen leben, dass man eine unschuldige Frau und ihr Kind ermordet hätte.
    Zavahls Entscheidung, die fahrenden Händler einzusperren, fand Galveron höchst erschreckend. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, was in dem verdrehten Hirn des Hierarchen vorgehen mochte, aber einer Sache war er sich vollkommen sicher. Ob nun ein Drache gefunden wurde oder nicht, die bedauernswerten Händler konnten die ihnen verbleibende Lebensfrist in Stunden bemessen. Kaum ein Zivilist war je aus der Zitadelle wieder herausgekommen. Außerdem war Galveron aufgefallen, dass die meisten Diensthabenden nichts von der Anwesenheit der Fremden wussten und dass die Übrigen ängstlich bemüht waren, die Sache zu vergessen. Leicht war es deshalb nicht gewesen, etwas über den Fall in Erfahrung zu bringen. Natürlich würde es niemand wagen, offen zu sagen, dass der Hierarch die Ermordung Unschuldiger befohlen hatte. Jedoch konnte gerade die peinliche Zurückhaltung der Gottesschwerter und der Umstand, dass die Reisenden in einen sehr tief gelegenen und wenig genutzten Teil der Zitadelle gebracht worden waren, seinen Verdacht bestätigen.
    Wie sollte er,

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