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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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nachdem er all das erraten hatte, der armen Frau noch ins Gesicht sehen?
    Endlich gelangte er zu der Zellentür, doch er wusste schon, bevor er eintrat, dass er zu spät gekommen war. Er hörte einen grässlichen Schrei, der plötzlich abbrach, und ein Kind kreischte: »Nein, nein, nein …«
    Galveron stürmte in den Raum und sah die Frau aus den Händen des Soldaten gleiten, sah ihre toten Augen in dem blaufleckigen Gesicht. Das Kind verstummte, als die Mutter mit zuckenden Gliedern schwer auf den Boden fiel. Der Mund blieb ihm offen stehen, die Augen waren blicklos vor Entsetzen. Der Soldat wickelte sich wie unbeteiligt die Kordel der Garotte um die Finger und sah den Leutnant voll Abneigung an.
    Der Augenblick des Grauens verstrich, und Galveron fand die Sprache wieder. »Barsil! Was in Myrials Namen glaubst du, was du da tust?« Er war sich kaum bewusst, dass er schrie. »Warum hast du nicht auf meine Rückkehr gewartet? Sie war eine hilflose Frau, eine unschuldige Händlerin. Um Myrials willen!«
    Der Soldat riss die Augen auf. »Händlerin? Aber ich habe doch gehört, wie Hauptmann Blank Verräterin sagte. Aber das spielt keine Rolle, Herr, es war der Befehl des Hierarchen. Die Frau und das Kind müssen zum Schweigen gebracht werden, hat er gesagt. Sie dürfen niemals über …«
    Was ihn unterbrach, war das plötzliche Tappen kleiner Füße und das Mädchen, das zur halb offenen Tür rannte.
    Galveron griff vor Überraschung daneben, als sie an ihm vorbeischlüpfte, und dann war sie entwischt und sauste wie der Wind den Gang hinunter. »Mist!«, zischte Galveron. Schon war sie um die Ecke verschwunden und würde gleich den Flur erreichen, wo die vielen Gänge zusammenliefen. Galveron raste hinterher, der Soldat war ihm dicht auf den Fersen.
     
    Toulac erwachte von dem Hufgetrappel, als eine Reitergruppe auf dem nahen Weg an ihrem Haus vorbeizog. Sie zog den Vorhang beiseite und spähte hinaus – sie musste träumen. Da ritt doch glatt der Hierarch persönlich! Dieses verschrobene, ewig unzufriedene Gesicht sollte sie weiß Gott kennen. Und bei allem, was heilig war, – an seiner Seite ritt dieser kaltblütige Bastard Hauptmann Blank! Als sie vorüber waren, blies Toulac lange den Atem aus und merkte erst dadurch, dass sie ihn angehalten hatte. Sie seufzte. »Warum, bei den sieben Fallgruben der Verdammnis, reiten sie mit so vielen Soldaten ins Gebirge?« murmelte sie vor sich hin. »Um jemandem Ärger zu machen, darauf wette ich.«
    Mit Unbehagen dachte sie an den eigenartigen Besuch, der in der Nacht angekommen war, und an das noch viel eigenartigere Wesen, das sich in ihrer Scheune ausruhte. Es hieß, dass der Hierarch über alles Bescheid wisse, was in seinem Reich …
    »Abergläubischer Quatsch!«, sagte sie laut. »Wenn er es gewusst hätte, wäre er dann vorbeigeritten?« Dennoch konnte sie den Gedanken nicht einfach abschütteln, dass die beiden Ereignisse in einem Zusammenhang standen. Auf irgendeine Weise. Das konnte kein bloßer Zufall sein.
    Toulac bewegte energisch den Pumpenschwengel über dem alten Steinbecken und dankte der Vorsehung, dass ihre Mutter gnadenlos genörgelt hatte, bis der Vater es endlich ermöglichte, Wasser im Haus zu schöpfen. Es hätte ihm fast das Rückgrat gebrochen, als er im Keller den Brunnen grub, aber zweifellos hatte er sich damit ein langes Herumwerken erspart. Sie trank einen großen Schluck, dann ließ sie sich das kalte Wasser in die Hände laufen und wusch sich das Gesicht. Sie brauchte unbedingt einen klaren Kopf. Am Vormittag hatte sie noch ein, zwei Stunden im Schaukelstuhl gedöst, aber sie war müde von der schlaflosen Nacht, und ihr Verstand arbeitete nur langsam. Außerdem machte sie sich Sorgen um diese unheimliche Frau, die ihr das Schicksal vor die Tür gelegt hatte, ganz zu schweigen von ihrem äußerst unheimlichen Begleiter.
    Die andere fortwährende Sorge galt dem armen Mazal. Das Pferd war wiehernd in die Nacht hinaus verschwunden, fast wäre es vor Angst verrückt geworden, und sie konnte es ihm nicht verdenken – dieses fremdartige Tier sah schließlich fast wie ein Drache aus. Toulac war ernsthaft besorgt wegen ihres alten Kampfgefährten, wenngleich ihm von der großen Eidechse keine Gefahr drohte, die nun in der Scheune schlief, nachdem sie fast alle Fleischvorräte verschlungen hatte. Doch es gab Raubtiere in den Bergen, Bären, Großkatzen und dergleichen. Es drängte Toulac, sich auf die Suche nach Mazal zu machen, aber sie wagte noch

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