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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Ort. Die Brauer bewegten sich geschäftig zwischen den Fässern, Bottichen und Destillierapparaten und vollbrachten ihre seltsamen alchimistischen Künste. Wie immer war hier alles peinlich sauber. Ganz gleich, wann er hereinkam, Kareld und Maryll, die beiden Lehrlinge, waren jedes Mal damit beschäftigt, irgendetwas zu fegen, zu scheuern oder zu schrubben. Es war warm und roch nach Früchten, Hopfen und Malz. In diesem Jahr hatte es keine Ernte gegeben, und Braumeister Jivarn sah sich gezwungen, auf alte staubige, getrocknete Vorräte zurückzugreifen, die eine ungewisse Wirkung auf die Güte der Biere haben würden – ganz zu schweigen von seiner Laune.
    »Wisch dir die verdammten Füße ab!«, brüllte jemand, als Scall durch die Tür trat. Wieder spürte Scall die Schamröte in sich aufsteigen. Warum konnte er niemals beachten, was den anderen so wichtig erschien? Glücklicherweise war vom Braumeister gerade nichts zu sehen. Maryll brachte Scall zwei gut verkorkte Flaschen mit Agellas bevorzugtem Bier und schrieb sie zu den anderen auf die Schiefertafel der Schmiedin, denn die Handwerker des Tempelbezirks hatten ein ausgeklügeltes Verfahren entwickelt, um untereinander Tauschhandel zu betreiben und Dienste zu begleichen. Agellas Teil der Abmachung bestand darin, neue Bottiche und Rohrleitungen für die Destillierapparate anzufertigen, wenn sie benötigt wurden, und regelmäßig die Vorrichtungen zu prüfen und instand zu halten.
    Scall nahm das Bier entgegen und merkte, dass er schon wieder rot wurde. Maryll war ein oder zwei Jahre älter als er. Sie hatte lange Beine, Haare wie Sonnenschein und ein hübsches sommersprossiges Gesicht. Schon oft hatte er nachts von ihr geträumt, und die Erinnerung daran machte ihn verlegen, und er brachte in ihrer Gegenwart kein Wort heraus. Als er sich stammelnd bedankte, lächelte sie ihn an, und er floh aus dem Raum, im Kopf nur den einen Gedanken: War ihr Lächeln freundlich gemeint gewesen, oder hatte sie ihn – oh Grauen! – ausgelacht?
    Scall hatte den Kopf so voll von Maryll, dass er seiner Umgebung wenig Aufmerksamkeit schenkte, und so entging ihm, dass etwas nicht stimmte, bis er im Eingang der Schmiede mit Barsil zusammenstieß. Scall prallte zurück, und weil er sich die Flaschen an die Brust drückte, damit sie ihm nur nicht zerschellten, landete er hart auf dem Hinterteil. Doch durch die Erschütterung sprang ein Korken aus der Flasche, und das überschäumende Bier ergoss sich über Weste und Hose und bildete eine Pfütze.
    In der Tür erschien Agella. »Was zum Donnerwetter ist hier los?« Sie blickte erstaunt erst Scall, dann Barsil an und wusste sofort Bescheid. Wenn dieses arbeitsscheue Rattengesicht von einem Soldaten einmal aus seiner gemächlichen Gangart ausbrach, dann konnte es nur eins bedeuten: Dass etwas passiert war. Barsil lehnte keuchend an der Tür und versuchte zu Atem zu kommen. »Schmied – komm schnell!«, japste er. »Da ist so ein Teufelsross im Stall verrückt geworden. Es hat den jungen Ruper totgetreten.«
    Agella fluchte. Ruper war der Sohn eines Stallburschen, ein großer, kräftiger Junge in Scalls Alter, doch er begriff sehr langsam und hatte den Verstand eines Fünfjährigen. Er half in den Stallen und erledigte so einfache Arbeiten wie das Ausmisten der Boxen und Tränken der Tiere. Für gewöhnlich blieb jemand in seiner Nähe, um ihn zu beaufsichtigen. Wie um alles in der Welt hatte das geschehen können? Sie griff nach Scall und riss ihn vom Boden hoch, doch ihre Aufmerksamkeit galt allein Barsil. »Welches Pferd soll das sein?«, fragte sie barsch. »Wir haben keine wilden Bestien in unseren Ställen!«
    »Äh – es ist neu. Steht im Stall.« Barsil blickte unruhig hierhin und dorthin. Niemand wagte es, die Schmiedin zu belügen. Doch Agella hatte das sichere Gefühl, dass er es auch nicht wagte, die Wahrheit zu sagen.
    »Ich weiß, dass es im Stall steht! Denn das hast du mir bereits gesagt, du verdammter Idiot!« Damit stieß sie den zögerlichen Barsil an und zog ihn kurzerhand am Arm hinter sich her, während sie im Eilschritt den Weg zu den Ställen einschlug. »Du bleibst da!«, rief sie ihrem Lehrling noch über die Schulter zu, der tropfnass dastand, die Bierkrüge an die Brust gedrückt, und ihr mit offenem Mund hinterherstierte. Sie hoffte nur, dass der dämliche Bursche es nicht geschafft hatte, beide Krüge zu verschütten. Denn sie würde bald einen guten Schluck gebrauchen können.
    Unterwegs fragte sich

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