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Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial

Titel: Der Schattenbund 01 - Das Herz von Myrial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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persönlich überwacht. Das Pferd, das aus meinem Stall ausbricht muss erst noch geboren werden.«
    Die Schmiedin warf einen skeptischen Blick auf den Hengst, seinen schwitzenden Hals und die weit aufgerissenen Augen, und begriff allmählich, dass bei dem wütenden Tier Angst im Spiel war. Es war seiner vertrauten Umgebung entrissen und unter fremde Menschen und Artgenossen gebracht worden. Dann war der arme Ruper gekommen … Agella verlegte ihre Aufmerksamkeit für einen Augenblick von den gefletschten Zähnen und den enormen Vorderhufen auf den Rumpf, und ihr Blick verfinsterte sich. Auf Flanken und Hinterhand fanden sich Striemen von einer Peitsche. »Wer hat ihn geschlagen?«, fuhr sie den Stallmeister an.
    »Dalvis. Rupers Vater.« Fergist schüttelte bedauernd den Kopf. »Das Pferd führte sich zuerst nicht so schlimm auf. Na ja, es war ein bisschen wild und aufsässig, als er kam, aber so etwas kennen wir auch von anderen. Das Seltsame daran war, dass es bei dem jungen Ruper sanft wie ein Kätzchen wurde – als ob es an Kinder gewöhnt sei. Darum ließen wir ihn eben zu dem Tier hineingehen. Aber dann stolperte Ruper und kam unter die Hufe, sein Vater geriet in Panik und ging mit der Peitsche rein. Das Tier ging sofort auf ihn los, es konnte gar nicht anders ausgehen.«
    »Moment mal – ich dachte, es hätte den Jungen erwischt«, fragte Agella nach.
    »Nein, nein – wir konnten Ruper herausziehen, während der Hengst Dalvis angriff. Der Kleine war gleich bewusstlos gewesen. Er ist jetzt bei den Heilern.« Und indem er sich näher zu ihr beugte, fügte er an: »Aber weißt du, was das Merkwürdigste ist? Die Bestie ist kein einziges Mal auf den Jungen getreten, während sie den armen Dalvis in den Boden stampfte – und bedenke, dass Ruper mitten in der Box lag. Es war, als ob -«
    Mit einem Knall zerbarst die Boxentür, und Agella wurde von einer Muskellawine rückwärts gegen die Wand geschleudert. Hastig rappelte sie sich wieder auf, setzte dem Flüchtenden nach, sprang dabei über ein paar Gottesschwerter, die sich gegenseitig aus der Kotrinne klaubten, und trat auf ein knirschendes Etwas – die demolierte Armbrust, die so übel zugerichtet war, als hätte das Pferd es eigentlich auf sie abgesehen. »Schließt das Tor!«, schrie Agella, aber es war schon zu spät. Sie kam mit Fergist auf den Fersen am Stalltor an und sah das schwarze Biest geradewegs auf ihren unglückseligen Lehrling zu galoppieren, der mitten im Weg stand.
    Sie rang nach Luft und sah den blassen Scall wie erstarrt dastehen und sich nicht vom Fleck bewegen. Der Schreck fuhr ihr in die Eingeweide. Oh, Scheiße!, dachte sie. Er kann sich nicht rühren.
    Doch im letzten Moment sprang der Junge beiseite, wich dem Riesen geschickt aus und schickte ihm einen langen trillernden Pfiff hinterher. Der donnernde Behemoth bremste abrupt seinen Galopp, wobei die Funken stieben und seine Hufe lange Kratzer im Steinpflaster hinterließen, drehte sich auf den Hinterläufen und kehrte – in gemächlichem Trab – zu Scall zurück. Der streckte eine Hand aus, und der Hengst stieß die Nase in seine Handfläche und leckte ihm den Ärmel hinauf, wo Scall sich mit Bier übergossen hatte.
    »Myrial im Wirbelsturm!«, entfuhr es dem Stallmeister. »Vielleicht sollte der Kleine bei mir in der Lehre sein, und, nicht bei dir. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    Die Schmiedin stieß den angehaltenen Atem in einem langen Seufzer aus und meinte: »Ich auch nicht – und ich möchte es auch kein zweites Mal sehen müssen.«
    Als sie bei Scall anlangten, wobei sie zu dem Pferd einen gehörigen Abstand hielten, klopfte er dem Hengst freundschaftlich den Hals, und meinte mit dem Ausdruck reinster Verwunderung: »Meisterin Agella – er mag mich!«
    »Scall«, setzte Agella freundlich an, »woher wusstest du, auf welche Art man nach ihm pfeifen muss?«
    Scall errötete. »Ich habe gesehen, wie diese beiden schwarzen Pferde heute Morgen mit den Händlern gekommen sind«, erzählte er, »und dabei hörte ich die Frau so pfeifen. Ich habe mir gedacht, dass er sie vielleicht vermisst. Ich dachte, ein vertrauter Laut …«
    »Gut gemacht, Junge!«, rief Agella und wollte ihm einen anerkennenden Schlag auf die Schulter versetzen – doch mit einem Blick auf das Pferd überlegte sie es sich anders.
    »Ja, wirklich, das hast du gut gemacht«, sagte auch der Stallmeister. »Fix überlegt. Aber es scheint mir auch, dass du eine besondere Begabung für diese Tiere hast. Wir

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