Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
ein verdammt guter sein.
    Ein Geringerer als Blank hätte sich unter dem Busch zusammengekauert und über die verlorene Mühe vieler Jahre gejammert, und darüber, wie ihm das Glück ohne Vorwarnung aus der Hand geschlagen worden war. Er hingegen richtete seine Gedanken auf das nächstliegende Ziel: sein Überleben. Die Nacht war bitterkalt, der Regen hatte sich in Graupel verwandelt, und er war durchnässt und bis auf die Knochen durchgefroren. Außerdem war er zu Fuß und fern von jeder menschlichen Hilfe. Wenn er sich nicht bald auf den Weg machte und Unterschlupf fände, würde es keinen Sinn mehr haben, sich irgendeinen Plan für die Zukunft auszudenken.
    Zum Glück war die Sägemühle zu Fuß erreichbar, und er zweifelte nicht daran, dass die paar Soldaten, die er zu ihrer Bewachung zurückgelassen hatte, inzwischen nach Tiarond zurückgekehrt waren, zusammen mit ihren hinterhältigen, treulosen Kameraden. Es war unwahrscheinlich, dass sie Lebensmittel zurückgelassen hatten, aber er würde sich immerhin ein Feuer machen und bequem schlafen können. Er brauchte nichts weiter zu tun, als dorthin zu gelangen.
    Nach mehreren Versuchen gelang es Blank, sich langsam auf die Füße zu bringen. Wenigstens habe ich noch mein Schwert, dachte er beim Aufstehen, als ihm die Scheide zwischen die Beine geriet und er sich das Heft beinahe vor den Kopf schlug. Ein paar Schritte entfernt hob sich auf dem Weg etwas Schwarzes gegen die Dunkelheit ab. Es bewegte sich nicht. Sein Pferd lag dort, und es war tot. Dem Tier war nicht mehr zu helfen gewesen. Er selbst hatte gehört, wie das Bein brach, als sie zusammen stürzten. Einer der Soldaten musste es von seiner Qual erlöst haben, bevor sie fortgeritten waren.
    Wenigstens hatten sie mit dem Pferd Erbarmen, wenn auch nicht mit mir.
    Er kniete sich hin und streichelte flüchtig den kalten Hals zum Abschied. Er hatte für seine Mitmenschen wenig übrig, aber seine Liebe zu Pferden war eine Schwäche, die er stets sorgfältig vor seinen Soldaten und der Welt im Allgemeinen verborgen hielt. Denn seit Cergorn ihn besiegt und er Aveole verloren hatte, war es für seine Zwecke das Beste gewesen, sich den Ruf eines gefühllosen, steinharten und grausamen Mannes zuzulegen, der jedem anderen Angst und Ehrfurcht einflößt.
    Dieses Pferd hatte er insgeheim Windsbraut genannt, weil es temperamentvoll und schnell gewesen war. Nun war es nichts weiter als ein Haufen Hundefutter, und nach einem letzten traurigen Abschiedsgedanken schlug Blank sich das Tier aus dem Kopf und wandte sich Wichtigerem zu. Die Gottesschwerter verließen niemals den Heiligen Bezirk, und sei es auch nur zur gewohnten Patrouille, ohne in den Satteltaschen eine Grundausrüstung mitzunehmen: die Utensilien zum Feuermachen, ein Messer, ein Futteral aus geschmeidigem, geöltem Leder und eine Nahrungsmittelration. Nachdem er das tote Tier geplündert hatte, schnitt er sich einen groben Stock von eben jener Tanne ab, die fast seinem Leben ein Ende bereitet hätte, und humpelte, auf dieses dürftige Hilfsmittel gestützt wie ein gebrechlicher alter Mann, den Weg hinunter.

 
     
    Das Innere der Basilika glich einem Schlachtfeld, auf dem ein erbitterter Kampf stattgefunden hatte. Das ist gar nicht mal weit von der Wahrheit entfernt dachte Schmiedemeisterin Agella, und zeigt, wie armselig es um die Verteidigung unserer Stadt bestellt ist. Auf jedem Zoll des Steinbodens der weiten Hallen des Tempels lagerten die Tiarondianer, die den Angriff der Ungeheuer überlebt hatten. Alte und Verletzte hatten sich nach Möglichkeit hingelegt, und einige hatten das Glück, von Freunden oder Verwandten betreut zu werden. Andere verzweifelte Seelen schwebten in Lebensgefahr oder drohten von der seelischen Erschütterung und an den Verletzungen zu sterben, da sie vorerst unversorgt blieben. Manche hatten innere Verletzungen davongetragen, als sie in der allgemeinen Panik niedergetrampelt wurden. Schon stritten Leute heftig wegen einer Handbreit Platz, und viele schoben sich durch die dicht gedrängten Menschen, um nach ihren Angehörigen zu suchen, die sie auf der Flucht vor dem Gemetzel verloren hatten.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. In dem hohen Gebäude hallten Schreie von Verwundeten und das Wehklagen trauernder Menschen. Die Tiarondianer weinten und jammerten unter lauten Verwünschungen. Kinder schluchzten ungetröstet in den Armen ihrer benommenen Eltern. Überall wurden die Namen von Vermissten gerufen, und jeder hoffte bis zuletzt,

Weitere Kostenlose Bücher