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Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines

Titel: Der Schattenbund 02 - Der Geist des Steines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Bettes und winkte seinen Gehilfen an die andere Seite.
    Kalt schluckte schwer. Zum ersten Mal würde er nun selbst das Hinübergehen leiten müssen, und die Umstände waren überhaupt nicht, wie er sie sich vorgestellt hatte. Er fand es schon bedrückend genug, einem alten Menschen, der nach einem Leben der Plackerei hinfällig geworden seine Bürde abwerfen wollte, zur wohlverdienten Ruhe zu geleiten. Doch einen kleinen Jungen zu töten, der draußen herumtollen und spielen sollte, der sein Leben noch vor sich hatte, das war etwas völlig Anderes. Und um alles noch schlimmer zu machen, saß die trauernde Mutter dabei und sah ihn an.
    »Hast du den Verstand verloren?«, schimpfte er in Gedanken. »Warum hast du ihr erlaubt zu bleiben? Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Wäre es anständig gewesen, ihr den Wunsch abzuschlagen?« Die Stimme seines Meisters klang ernst, sein barscher Tonfall war genau so, als spräche er laut mit ihm. »Worüber machst du dir Sorgen, Kalt? Du weißt, dass du mehr als tauglich bist, um sein Hinscheiden zu bewirken. Nun fange an, mein junger Freund. Das Zögern schafft nur weitere Qual für alle Beteiligten.«
    Kalt trat an das Bett und sah, wie das Kind vor seinem Anblick erschrak, vor dem dunklen Umhang, der Kette aus Gebein und – dem schlimmsten von allem – der Maske aus einem Menschenschädel.
    Verflucht. Das ist lächerlich. Nur für dieses eine Mal, für diesen kleinen Jungen können wir die Regel beugen. Er griff sich in den Nacken, um die Maske loszubinden, aber Grimm drang mit der Wucht eines Hammerschlags in seine Gedanken. »Hör auf! Lass die Maske, wo sie ist!«
    »Aber wir können doch um des Kindes willen …«
    »Niemals und unter keinen Umständen. Wir werden später darüber sprechen, Kalt. Nun fahre fort und tue, was du tun musst.«
    Der Meister hatte Recht, Kalt wusste das. Sein Widerstreben brachte ihn dazu, das Unvermeidliche hinauszuschieben, aber damit vergrößerte er nur das Elend des Kindes.
    »Alles wird gut«, sagte er freundlich zu dem Jungen. »Hab keine Angst. Ich trage nur eine Verkleidung, wie bei einer Maskerade. Wenn du sie hässlich findest, dann solltest du mal sehen, wie ich darunter aussehe!« Der Junge nahm den Scherz dankbar auf, und ein geisterhaftes Lächeln glitt über sein Gesicht. »Und nun«, sprach Kalt weiter, »werde ich deiner Qual ein Ende bereiten.« Er redete leise und beruhigend. »Ich lege jetzt meine Hand ganz sacht auf deine Stirn« – was er zugleich tat – »und die Schmerzen werden dich bald verlassen. Das wird dir gefallen, nicht wahr?«
    Während er so redete, drang er in den Geist des Kindes ein, suchte nach der Schmerzquelle und hemmte sie. Sofort entspannte sich der Knabe, und ein ungläubiges Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. »Da haben wir es«, murmelte Kalt. »So ist es besser, nicht wahr?« Er atmete tief ein und kämpfte um eine feste Stimme. Er merkte, wie ihm die Hand zitterte, die er dem Knaben aufgelegt hatte.
    »Danke«, flüsterte der Junge rau.
    Kalt blinzelte gegen die Tränen an, und war froh, dass er die Maske trug. »Schlafe«, murmelte er und verlangsamte den Herzschlag und die Atmung. Der Junge war schon so schwach, dass nicht mehr viel zu tun blieb. Er schloss die Augen, als Kalt ihn einschlafen ließ. Dann brachte der Überbringer das Herz zum Stillstand.
    Kalt stand von der Bettkante auf. »Es ist vollbracht«, sagte er krächzend und kämpfte mit den Tränen. »Er ruht in Frieden.«
    Laut schluchzend warf sich die Mutter über den toten Sohn und nahm ihn in die Arme. Grimm fasste seinen Schüler beim Arm und bedeutete ihm zu gehen.
    In der anderen Kammer saß der Vater am Tisch und beugte sich über einen Becher mit Bier. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Die Großmutter saß am Feuer, die Ablehnung war ihr anzusehen, doch wagte sie nichts zu sagen.
    »Achtung.« Grimms Warnung hallte durch Kalts Gedanken.
    Plötzlich sprang der Vater auf, warf seinen Stuhl um und spuckte sein Bier aus, während er auf sie zutaumelte. »Ungeheuer!« brüllte er. »Ihr habt ihn umgebracht!«
    Grimm hob eine Hand, und der aufgebrachte Mann stieß gegen ein unsichtbares Hindernis. Kalt sah seinen Meister bewundernd an. In einem nichttelepathischen Geist die Illusion einer unsichtbaren Wand zu erzeugen war viel schwieriger als eine gedankliche Unterhaltung zu führen.
    »Schäme dich«, sagte Grimm streng. »Glaubst du wirklich, wir hätten ihn sterben lassen, wenn es eine andere Möglichkeit

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