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Der Schattengaenger

Der Schattengaenger

Titel: Der Schattengaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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unmissverständliche Warnung an der Außenwand meiner Wohnung hinterlassen. Pass auf dich auf, Jette. Solltest du etwas Verdächtiges bemerken, ruf bitte sofort den Kommissar an. Wirst du das tun?«
    Also hatte Merle sich den Verfolger nicht eingebildet. Ich zog mir die Ärmel meines Sweatshirts über die Hände. Eine Geste der Abwehr, wie ich von Tilo gelernt hatte. Aber es gab keine Möglichkeit, drohendes Unheil abzuwehren. Nicht auf diese Weise. Wenn ich etwas begriffen hatte, dann das.
     
    Manuel raste über die schwarze Landstraße und fühlte sich zu allem fähig. Der mickrige kleine Alltag, der ihm immerzu Fesseln anlegte, spielte keine Rolle mehr.
    Sollte der Boss ihn doch feuern. Egal. Manuel hatte Besseres zu tun, als mit öligen Fingern an Motoren herumzufummeln. Er konnte den Krach in der Werkstatt nicht mehr ertragen und die blöden Witze seiner Kollegen nicht mehr hören.
    Das alles hatte ihn einmal gehalten. Er hatte sich frei gefühlt und als sein eigener Herr. Heute konnte er es kaum glauben. War er wirklich zufrieden gewesen mit dieser Durchschnittlichkeit? Hatte er keine Ziele gehabt?
    Arbeit. Genug Geld, um leben zu können. Bücher. Mehr hatte er nicht gebraucht. Dann und wann ein Mädchen, für ein paar Wochen vielleicht. Aber keine Bindung.
    Es hatte funktioniert, bis er Imke Thalheim begegnet war, ihren Gedanken und Gefühlen und wie sie sie in Worte kleidete. Da hatte er den Mangel gespürt.
    Manuel hämmerte mit der Faust auf das Armaturenbrett ein, so lange, bis seine Hand ein einziger glühender Schmerz war. Er wurde mit jeder Schwierigkeit fertig, solange er handlungsfähig war. Doch jetzt war er gezwungen, diese grässliche Ohnmacht auszuhalten.
    Wie lange noch? Wann würde das Versteckspiel ein Ende haben?
    Er nahm die Hände vom Lenkrad, schloss die Augen und trat das Gaspedal durch. Mit angehaltenem Atem schoss er so durch die Dunkelheit, überließ sich blind und ohne Führung seinem Schicksal. Als er nach ein paar Sekunden die Augen wieder öffnete und nach dem Lenkrad griff, stellte er triumphierend fest, dass er immer noch lebte und keine einzige Schramme hatte.
    Er war stark genug, um jeden herauszufordern, der sich ihm in den Weg stellte. Wenn es sein musste, sogar Gott.
     
    Bert hatte keine Ahnung, wie spät es inzwischen war. Er hatte nicht ein einziges Mal auf seine Uhr geschaut. Die ganze Nacht hätte er so mit Imke Thalheim dasitzen können. Sie redeten und redeten, und er hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein.
    Mach dich nicht lächerlich, dachte er, während er ihr Gesicht betrachtete, das unter der Perücke ganz verändert wirkte und doch so vertraut. Diese Frau ist nichts für dich und das weißt du genau. Bitte um die Rechnung und zieh dich mit Anstand zurück.
    Aber er blieb sitzen und hörte ihr zu. Hatte er Margot auch so angesehen, damals? Sich so hungrig ihre Gesichtszüge eingeprägt, aus lauter Angst, sie sonst zu vergessen?
    Ganz kurz überfiel ihn das schlechte Gewissen. Er schob es beiseite.
    Ihr Lachen kam von tief innen heraus. Manchmal warf sie dabei den Kopf zurück und er sah ihren langen weißen Hals. Bert musste sich zurückhalten, um ihn nicht mit den Fingerkuppen sacht zu berühren.
    Noch war es möglich, es bei ihrem Gespräch bewenden zu  lassen. Er brauchte nur aufzustehen und zu gehen. Noch war nichts geschehen, was er sich hätte vorwerfen müssen.
    Eine Geschichte zwischen ihnen war unmöglich. Nicht nur, dass Bert verheiratet und Vater zweier Kinder war, während sie mit Tilo Baumgart zusammenlebte, nicht nur, dass ihre Berufe sie in völlig verschiedene Welten geführt hatten - Imke Thalheim war in einen Mordfall verwickelt, und Bert war der Mann, der ihn aufklären musste.
    Steh auf, sagte er sich. Jetzt. Sofort. Steh auf und geh.
    Aber er wusste, dass er bleiben würde.
     
    In jedem Fenster war Licht. Schon von Weitem leuchtete die Mühle in der Nacht wie ein großer Lampion. Er hat keine Angst, dachte Manuel. Oder er will sie nicht zeigen. Vielleicht hat er dieses Spektakel einzig und allein für mich aufgezogen.
    Er konzentrierte sich auf seine Schritte. Es war so still, dass das Knacken eines zertretenen Zweigs doppelt und dreifach laut durch den Wald hallte. Zwar hatte Manuel eine Taschenlampe bei sich, doch er wollte sie nur im Notfall benutzen.
    Oder war die zur Schau gestellte Sorglosigkeit eine Kampfansage? Sieh her, ich präsentiere mich vor aller Augen. Du hast zwar unser komplettes Leben aus den Angeln gehoben, aber

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