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Der Schattenjäger (German Edition)

Der Schattenjäger (German Edition)

Titel: Der Schattenjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Sam.
    »Hier ist Sascha«, sagte Moische und watete durch das Meer der Gänse zu Sams Versteck. »Er ist allein, wie du es verlangt hast. Jetzt sag ihm, was du mir schon gesagt hast.«
    Doch Sam war noch nicht so weit. Er sah auf die beiden Neuankömmlinge herab, zupfte am Ärmel seines Mantels und wiegte sich vor und zurück, als sei er unschlüssig, ob er springen und davonrennen sollte.
    »Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?«, fragte er Sascha. »Woher weiß ich, dass du nicht gleich zu deinem Inquisitor rennst und ihm alles verrätst?«
    »Das sollte ich vielleicht tun«, sagte Sascha. »Er könnte dich beschützen.«
    »Das kann er nicht«, flüsterte Sam düster.
    »Vor wem fürchtest du dich?«
    »Vor dem Wesen, das auch du fürchtest«, raunte Sam, »vor dem Jäger im Schatten.«
    »Erzähl ihm«, drängte Moische seinen Bruder, »was für einen Pakt Naftali Asher mit Morgaunt geschlossen hatte.«
    »Naftali kriegt die Lieder«, sagte Sam, »und Morgaunt bekommt dafür Hemden und Blusen.«
    Sascha verstand nicht.
    »Begreifst du denn nicht?«, rief Moische. »Asher war der Mann für die magische Hemdenproduktion. Sam ist der geheime Informant, der alles an die Zeitungen gegeben hat.«
    »Aber ich habe niemandem davon erzählt«, sagte Sam.
    »Wie meinst du das, niemandem davon erzählt?«, fragte Sascha. Ihm schlug das Herz bis zum Hals hinauf. »Und warum erzählst du ausgerechnet mir das alles?«
    »Ja, weißt du das denn nicht?« Sam sah von seinem wackeligen Gestell auf Sascha hinab. Es hatte den Anschein, als wollte er sich zu ihm vorbeugen, gleichzeitig aber vor ihm zurückweichen. »Ich dachte, du wüsstest, wer hinter der magischen Hemdenproduktion steckt. Ich dachte, es sei –«
    Aber ehe Sam den Namen aussprechen konnte, flog die Kellertür mit einem lauten Knall auf.
    »Hände hoch!«, rief eine laute Stimme. »Und dass keiner auf die Idee kommt, magische Spielchen zu treiben!« Mit einem Schlag war die Luft von Federn und Magie erfüllt. Inquisitoren in blauer Uniform stürmten Zaubersprüche ausstoßend in den Raum. Sam sprang von seinem Gestell und lief gebückt zum hinteren Ende des Raumes, wo er sich in tiefem Schattendunkel versteckte. Moische packte Sascha am Arm und zog ihn mit, dabei warf er mit Zauberformeln um sich. Moische war kein mächtiger Zauberer, er konnte nur kleine Alltagssprüche, das sah Sascha auf den ersten Blick. Doch das Wenige verwendete er geschickt. Moische versetzte die Gänse in Panik, worauf diese zornig die Flügel schlugen und mit ihren Schnäbeln nach den Inquisitoren schnappten.
    Aber es nützte nichts, die Inquisitoren waren mächtiger als Moische. Die Gänse zerstreuten sich, ein paar kräftige Beamte stießen nach vorn und fassten die Jungen mit magischem Griff. Sam stolperte und ging zu Boden. Auch nach Saschas Füßen packte diese unsichtbare Macht. Er stolperte und schon sauste ein Schlagstock auf seinen Kopf nieder. Er sank in eine tiefe, samtweiche Dunkelheit, während die angsterfüllten Schreie von Mrs Moguleskos Gänsen gedämpft in seinen Ohren nachhallten.

17 Minskys Versprechen
    Blass vor Zorn erschien Wolf am nächsten Morgen in den Grüften, um Sascha aus der Haft zu erlösen. Er sprach kaum, während er erst die vielen Formulare ausfüllte und dann die Gänsefedern von Saschas Kleidung einsammelte. Sascha vermutete, dass Wolf seine ganzen Beziehungen hatte spielen lassen müssen, um seinen Lehrling freizubekommen. Andererseits hatte Sascha aber auch eine wichtige Entdeckung gemacht. »Für die Umstände, die ich Ihnen gemacht habe, möchte ich mich entschuldigen, aber Sam hat mich auf eine wichtige Spur –«
    »Still«, zischte Wolf knapp. »Hier haben die Wände Ohren!«
    Sascha hielt den Mund, bis sie wieder draußen auf der Straße waren. Und erst dann fragte er sich, wie es Sam wohl ergehen würde. Er schaute zurück auf das schreckliche Gebäude, das sie gerade verlassen hatten, dessen offizieller Name in den Stein der Fassade des Justizpalastes gemeißelt war. Nun wusste er aus eigener Erfahrung, warum man ihn »die Grüfte« nannte. Im Stillen betete er, solange er lebte, nie wieder seinen Fuß an diesen Ort setzen zu müssen.
    Sam saß jetzt dort drin, vermutlich im Kreuzverhör. Nach Wolfs Gesichtsausdruck zu urteilen, musste Sam den Mord an Naftali Asher entweder schon gestanden haben, oder er würde ihn noch gestehen.
    »Bekommen wir Sam denn nicht frei?«, fragte Sascha.
    »Nein.«
    »Wollen Sie es denn gar nicht

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