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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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wirbelnden Arme des Kraken zuhielt. Das Wasser wurde trübe vor Blut. Wir können ihn nicht allein lassen! , schrie alles in ihr auf.
    Dann sah sie, wie die Spitze der Harpune im Maul des Kraken versank. Ein schreckliches Brüllen ertönte jenseits der Welt des Helms. Fangarme zuckten, schlugen um sich ... und erlahmten.
    Kriss zog an der Sicherungsleine, fühlte, wie diese sich kurz darauf spannte. Halt, die Tafel! Sie brauchte die Tafel!
    Einen Moment lang fürchtete sie, die Schnur, mit der das Quadrat aus Holz und Wachs an ihren Gürtel befestigt war, sei gerissen. Aber sie irrte sich. Sie zog die Tafel an sich, gerade als Lian seinen Arm um sie legte; gemeinsam verließen sie die Grabkammer. Lorgis schloss sich ihnen an. Krakenblut wallte ihnen nach, als sie in den Korallenwald zurückkehrten.
    Voller Sorge sah Kriss, wie Lians Gesicht allmählich rot anlief. Sie war drauf und dran, ihm seinen Luftschlauch zurückgeben, als Lorgis zu ihnen schwamm und Lian mit seinem Schlauch aushalf.
    Kriss sah Lian erleichtert durchatmen. Wie gemein war sie gewesen, wie dumm, ihn von sich zu weisen, und das nur aus gebrochenem Stolz ...
    Während die Matrosen oben auf dem Boot an ihren Leinen zogen und sie langsam, Klafter für Klafter, zurück an die Oberfläche stiegen, erwartete Kriss halb, wieder von Fangarmen gepackt zu werden.
    Die Matrosen hievten sie auf das Boot. Natürlich war ihnen nicht entgangen, dass die Taucher in Schwierigkeiten geraten waren und waren so aufgeregt, als wären sie selbst dort unten gewesen. Kriss begann hastig, an den Bolzen des Helms zu fummeln, aber sie brauchte die Hilfe der anderen, das Ding endlich, endlich, endlich von ihren Schultern zu bekommen. Genau wie Lorgis und Lian war sie eine ganze lange Zeit nur damit beschäftigt zu atmen.
    »Was ist passiert?«, fragte ein Matrose.
    »Was habt ihr gefunden?«, ein anderer.
    Kriss antwortete ihnen nicht. Sie sah zu Lian, der sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht strich.
    »Danke«, sagte sie.
    Er lächelte, sanft und freundlich. »Ich hab doch gesagt, ich pass auf dich auf«, erinnerte er sie. Und Kriss begriff, dass er es nicht für die Baronin getan hatte.

Der Tanz
    Nur wenige Schiffe verirrten sich in das Verbotene Meer. Der Ozean hier war rauer als anderswo auf der Welt und ein harter Wind verwandelte die Wellen in weißgekrönte Ungetüme. Manche Matrosen schworen Stein und Bein, an den wenigen Tagen, wenn das Meer verhältnismäßig ruhig war, ælonische Maschinen unter der Oberfläche gesehen zu haben, riesige Schrauben, die die Wellen aufpeitschten. Andere munkelten von unterseeischen Korallen-Palästen einer fremden Rasse, die älter, viel älter war als die Menschheit und deren dunkle Erbauer sich darauf vorbereiteten, die Bewohner des Festlands eines Tages zu unterwerfen. Lorgis hatte Kriss erst gestern die Legende eines Geisterluftschiffs erzählt, das hier seine Runden drehen sollte, bemannt von untoten Luftfahrern, deren einziges Ziel darin bestand, die Schiffe der Lebenden ins Verderben zu locken. (»Der Freund eines Freundes meines Schwagers hat das Ding selbst gesehen! Ich schwör’s bei meinem Leben, Doktor!«)
    Kriss fand diese Geschichten absolut faszinierend. Aber sie glaubte keine davon. Andererseits, wenn sie so wie jetzt aus dem offenen Bullauge blickte, in die Nacht unter kalt funkelnden Sternen, ohne etwas anderes zu sehen, als das wilde Meer und den abgrundschwarzen Himmel, dann konnte sie verstehen, wieso die Seefahrer in alten Tagen davon überzeugt gewesen waren, dass hier irgendwo das Ende der Welt auf sie lauerte und sich der Ozean als gigantischer Wasserfall ins Nichts ergoss.
    Es war die Nacht des zweiten Tages, seit sie das Haus des Schläfers hinter sich gelassen hatten, und die Windrose flog mutterseelenallein im rotgelben Licht der Monde. Bisher waren sie zwei Unwettern nur um Haaresbreite entkommen. Es würden nicht die letzten sein, soviel stand für Lorgis, Barabell und ihre Kameraden fest.
    Heute Morgen hatte Kriss ungewollt ein Gespräch zwischen zwei Matrosen mitangehört, die den Gang vor ihrem Quartier schrubbten.
    »Ich sage dir«, hatte der eine angesetzt, »das Krakending, das die da unten in der Gruft geweckt haben, war’n schlechtes Omen. Mann, guck nich’ so blöd! Muss doch irgend’nen Grund haben, warum so viele von der Suche nach dieser schessk verdammten Insel nie zurückgekehrt sind!«
    »Vielleicht hat sie der Schiffsfresser erwischt«, hatte der andere Luftfahrer halb

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