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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Schüler bin, und ein paar von ihnen haben mich gewarnt, dass die Weihe gefährlich ist … dass sie große Risiken in sich birgt … Aber ich vermute, dass sie mich damit nur hänseln wollen, und ich möchte meine Frage nicht daran verschwenden …«
    »Dann fragt mich etwas, das Ihr wissen wollt.«
    Hugh zögerte nur wenige Sekunden und nagte an seiner Oberlippe, dann platzte er heraus: »Warum ich, Mylord? Warum nicht mein Bruder William?«
    »Ah, dann wisst Ihr das also. Ich hatte mich schon gefragt, ob Ihr es wüsstet.« Der verschwommene Umriss regte sich in seinem Sitz. »Wer hat Euch davon erzählt?«
    »Mein Vater und mein Großvater. Sie haben es mir beide gesagt und mich ermahnt, es William gegenüber nicht zu erwähnen, weil er nichts von den Zusammenkünften weiß und der Bruderschaft nicht angehört. Ich habe sie gefragt, von welcher Bruderschaft die Rede war, denn William ist doch mein Bruder, aber mehr wollten sie mir nicht sagen. Sie haben gemeint, nach meiner eigenen Weihe würde ich alles verstehen, und bis dahin könnten sie darüber nichts mehr sagen … Aber sie haben mich davor gewarnt, ein Wort davon zu William zu sagen, denn damit wäre meine eigene Chance dazuzugehören dahin. Aber ich weiß gar nicht, ob ich einer Bruderschaft angehören möchte – und es ist mir gleichgültig, was sie tut oder war sie anderen bedeutet –, wenn ich dazu meinen eigenen Bruder verleugnen muss.«
    Im ersten Moment schwieg St. Clair, dann atmete er laut aus.
    »Das hat nichts mit Verleugnung zu tun, Hugh, doch ich verstehe, was Ihr meint. Ich bin selbst einmal in derselben Lage gewesen, und zwar aus demselben Grund. Mein älterer Bruder wurde auch übergangen, genau wie William.«
    »Aber warum? Und wozu?« Es lag etwas Flehendes in der Stimme des jungen Mannes. »William ist doch kein unfähiger Mann, er ist einfach nur … jung.«
    »Aye, jung … das ist er … und schwach, ob Ihr Euch das eingestehen wollt oder nicht.« Die Stimme, die aus der Dunkelheit kam, war jetzt ernst. Sie sprach langsam und deutlich.
    »Er ist zwei Jahre älter als Ihr, Hugh, und Ihr seid ihm an Rang und Können bereits um Jahre voraus. Wie lange kann ein Junge Kind bleiben, bevor er zum Mann wird? Euer William versucht genau wie damals mein Bruder Richard, dem Erwachsenwerden aus dem Weg zu gehen, und zwar mit Erfolg, wie es scheint. Und hier geht es hauptsächlich darum, erwachsen und ein Mann zu werden, Hugh.«
    »Aye, das mag sein, aber William wird eines Tages der Baron de Payens sein.«
    »Und Ihr nicht. Stört Euch das?«
    Hugh blinzelte, überrascht über die Frage.
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe noch nie daran gedacht, Baron zu werden. Mir scheint nur, dass er, wenn man ihn für geeignet hält, Baron de Payens zu werden, auch für gut genug erachtet werden sollte, dieser Bruderschaft anzugehören.«
    »Ganz und gar nicht.« St. Clairs Stimme war flach und unerbittlich. »Dass er der Erbe Eures Vaters ist, hat nichts mit seiner Eignung zu tun. Es ist schlichter Zufall. Als Erstgeborener ist er gesegnet unter den Söhnen Eures Vaters, aber er ist nicht notwendigerweise der beste unter ihnen. Sollte sich William als schwacher Baron herausstellen – oder als törichter oder gar tyrannischer –, so kann sein Nachfolger den Schaden, den er anrichtet, wiedergutmachen. Sollte er sich aber als schwaches Mitglied unserer Bruderschaft herausstellen, so ist es möglich, dass er ihr Schaden zufügt, der zu ihrer Vernichtung führt.«
    St. Clair hielt nachdenklich inne, dann fuhr er fort:
    »Das Ereignis, auf das Ihr Euch gerade vorbereitet – Eure Weihe – wird Euch den Zugang zu den Rängen einer erstaunlichen Kameradschaft eröffnen, Hugh, einer Bruderschaft, die sich großen Idealen und dem Schutz grauenvoller Geheimnisse verschrieben hat. Ihre Wurzeln sind uralt, ihre Geschichte ist in die Nebel der frühesten Antike gehüllt, und Ihr wisst nichts darüber. Könnt Ihr erraten, warum Ihr nichts wisst?«
    Hugh blinzelte kopfschüttelnd und begriff im selben Moment, dass ihn St. Clair wahrscheinlich gar nicht sehen konnte. »Nein.«
    »Weil sie wirklich geheim ist und das von Anfang an so gewesen ist. Das ist wichtig für ihren Fortbestand. Daher müssen wir, ihre Hüter, stets wachsam sein, vor allem den Unsrigen gegenüber. Ich sage Euch dies nur, weil ich weiß, dass Ihr die morgige Prüfung ohne jede Schwierigkeit bestehen werdet und Ihr auf jeden Fall in unsere Bruderschaft aufgenommen werdet. Ein Mann, der zu viel

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