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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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redet, kann niemals, niemals , Hugh, in unsere Bruderschaft aufgenommen werden. Euer Bruder William trinkt zu viel, und das löst ihm die Zunge. Die Gefahr, dass er trinkt oder sich eine Hure nimmt und dann zu plaudern beginnt, ist zu groß. Er ist ein wunderbarer Mann, ein guter Kumpan, wenn man eine Flasche Wein oder ein Mahlzeit teilen will und über Nichtigkeiten lachen will, doch er ist willensschwach, ungezügelt, bisweilen streitsüchtig und stets zu redselig und indiskret. Daher wurde er der Zugehörigkeit für unwürdig befunden.«
    »Für unwürdig befunden? Von wem denn? Wer könnte so arrogant sein, den Sohn Baron Hugo de Payens’ für unwürdig zu befinden?«
    St. Clair seufzte.
    »Eure eigenen Mentoren, Junge. Sein Vater, Baron de Payens selbst, und sein Großvater, Lord Baldwin von Montdidier.«
    Der junge Mann war so verblüfft, dass er darauf keine Antwort hatte, daher fuhr der Ritter fort.
    »Eine Person pro Familie, Hugh, mehr ist nicht erlaubt. Ein Sohn aus jeder Generation der beteiligten Familien darf in die Mysterien eingeweiht werden, und die Auswahl hat nichts mit dem Recht des Erstgeborenen zu tun. Der Erstgeborene erbt, wenn er lange genug lebt. Das ist Gesetz. Doch der Sohn, der ausgewählt wird, Mitglied unserer Bruderschaft zu werden, wird nach seinen Verdiensten ausgesucht, nicht durch irgendeinen zeitlichen Zufall. Daher werden alle Söhne der betreffenden Familien durch alle Ältesten genau beobachtet. Wir können uns keine Irrtümer oder Unvorsichtigkeiten leisten.«
    Er hob die schwach sichtbare Hand, um Hugh das Wort abzuschneiden.
    »Ich weiß, was Ihr sagen wollt … Wie können sie so etwas beurteilen? Nun, niemand kann Mitglied werden, bevor er achtzehn ist, und bis dahin hat man ihn jahrelang beobachtet und auf eine mögliche Eignung hin beurteilt. Wenn eine Familie also sieben Söhne hat, die alle im Abstand von zwei Jahren geboren wurden, und keiner von ihnen ausgeprägte Voraussetzungen für die Mitgliedschaft an den Tag legt, ist es möglich, dass die Ältesten ihre Wahl aufschieben, bis genug Zeit verstrichen ist, um auch den jüngsten Sohn zu beurteilen. Der älteste Sohn wäre vierzehn, wenn der siebte geboren wird. Wenn dieser achtzehn wird, wäre der älteste immer noch erst zweiunddreißig Jahre alt – sollte die endgültige Wahl doch auf ihn fallen. Aber selbst dann ist es möglich, dass die Ältesten niemanden aus dieser Generation in ihre Mitte bitten, wenn sie sich nicht entscheiden können. Unsere Bruderschaft ist streng geheim, daher wüsste also niemand, der nicht dazugehört, was vor sich gegangen ist, und so wäre auch niemand gekränkt oder beleidigt. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas geschieht. Es gibt genügend Familien, die dafür sorgen, dass es in jeder Generation Nachwuchs gibt, und eine übersprungene Generation kann gut beim nächsten Mal würdige Mitglieder hervorbringen.«
    »Aber –« Hugh schluckte seine Erwiderung hinunter, bevor sie ihm über die Lippen gehen konnte, doch St. Clair ließ nicht locker.
    »Aber was? Was wolltet Ihr sagen?«
    »Nichts, aber das erscheint mir falsch. Was würde denn geschehen, wenn die Ältesten zwei oder mehr Mitglieder derselben Generation einer Familie für würdig halten, aufgenommen zu werden?«
    Hugh konnte das Lächeln in St. Clairs Stimme hören, als ihm der Ritter antwortete.
    »Dann hätte die betroffene Familie bemerkenswerte Nachkommen hervorgebracht. Das geschieht oft, Hugh … weit öfter, als Ihr vielleicht glaubt. Dennoch wird in jeder Generation nur ein Mann pro Familie zugelassen. Wie Ihr seht, ist die endgültige Wahl daher eine Angelegenheit von Feingefühl und gutem Urteilsvermögen, die umfangreicher Diskussion und Überlegung bedarf.«
    »Und wer sind diese Ältesten?«
    St. Clair reckte sich. Es lag immer noch ein Lächeln in seiner Stimme, auch wenn Hugh sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Das ändert sich jedes Jahr, je nachdem, wer stirbt und wer am Leben bleibt. Und das, mein junger Freund, muss Eure zehnte und letzte Frage sein, da ich Euch nur eine gestattet habe.«
    »Nur noch eine, Mylord, eine kurze, bitte: Wie lange ist es her, dass Ihr geweiht worden seid, und hat es Euer Leben wirklich verändert?«
    Hugh spürte, wie die Gestalt des Ritters in der Dunkelheit erstarrte. Und als die tiefe Stimme dann wieder sprach, war sie leiser als zuvor.
    »Ich war achtzehn, genauso alt wie Ihr jetzt, und es ist lange her … über dreiundzwanzig Jahre. Was den Unterschied in

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