Der Schatz des Blutes
also damit gerechnet, dass es schwierig werden könnte, den König zur Genehmigung eures Wunsches zu bewegen, aber er hat es offensichtlich geschafft. Wie hat er das gemacht?«
Hugh de Payens antwortete nicht ohne Ironie.
»Ohne Umschweife. Er ist jedem möglichen Missverständnis aus dem Weg gegangen, indem er den König präzise über unser Vorhaben in Kenntnis gesetzt hat – und zwar so, dass Baldwin die Vorteile klar erkennen musste. Als König und Oberbefehlshaber der Armee von Jerusalem, von allen Seiten durch Invasoren bedroht, hatte er sich stets geweigert, seine Verteidigungskräfte zu schwächen, nur um einen Haufen Pilger zu schützen … Aber wir waren ja genau genommen kein Teil seiner Armee. Wir waren vor allem unseren Lehnsherren verpflichtet. Daher konnte er seine Autorität als König geltend machen und uns ganz legitim aus ihrem Kommando berufen. Seinen einzigartigen, revolutionären Schritt zur Vernichtung der Banditenplage konnte schließlich jeder nur begrüßen.«
De Payens erinnerte sich lächelnd.
»Baldwin ist schließlich kein Dummkopf, das mussten wir bedenken, als wir mit ihm unseren Plan persönlich erörtert haben. Er wusste natürlich sofort zu schätzen, dass wir ihm keine Kosten verursachen würden und er nichts zu verlieren hatte. Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass wir keinen Erfolg hatten. Aber selbst in dem Fall wären wir noch eine sichtbare Präsenz auf den Straßen und damit ein sichtbarer Beweis dafür gewesen, dass er es versucht hatte. Im besten Fall konnten wir tatsächlich für eine Verbesserung der Zustände auf den Straßen sorgen. Also hat er uns seine königliche Erlaubnis erteilt, uns als Mönchskrieger an die Kirche zu binden; er hat unseren Lehnseid auf Bischof Warmund übertragen und mit unserer Hilfe seinen Ruf als weiser König und Regent verbessert.«
»Mönchskrieger … das hat es noch nie gegeben. Es ist doch ein Widerspruch in sich.«
»Ganz und gar nicht. Angesichts der Umstände, die hier herrschen, hat der Begriff nichts Widersprüchliches an sich.«
»Es erstaunt mich, dass der Papst etwas Derartiges gestattet hat.«
»Hier in der Fremde, Bruder, ist Erzbischof Warmund praktisch der Papst. Und seine Bedürfnisse waren wichtiger als alle Bedenken.«
»Und ihr wart – wie viele? Sieben?«
»Aye. Sir Godfrey und ich waren die Ersten, dann St. Agnan, Rossal, Montdidier. Gondemare und Geoffrey Bissot, der draußen Wache steht, sind etwas später dazugestoßen. Damit sind wir jetzt sieben.«
»In Zukunft acht.« De Montbard betrachtete sie der Reihe nach. »Es wäre mir eine Ehre, mich euch anzuschließen, wenn ihr es gestattet. Graf Hugh hat mir die Erlaubnis dazu erteilt, und wenn ich es wünsche, kann ich als einer von euch hier in Outremer bleiben. Wie gesagt, wenn ihr es gestattet …«
Wieder lächelte Hugh de Payens.
»Warum nicht? Du bist doch schon einer von uns, durch dieselben Gelübde gebunden … abgesehen davon, dass du jetzt auch noch ein Keuschheitsgelübde ablegen müsstest. Wäre das ein Hinderungsgrund?«
De Montbard erwiderte sein Grinsen.
»In meinem Alter? Nicht im Geringsten. Meine Frau ist vor sechs Jahren gestorben, und das Feuer zwischen uns war schon lange abgekühlt. Nein, ein Keuschheitsgelübde schreckt mich nicht. Aber …« Er zögerte, dann fuhr er fort. »Aber es leben auch noch andere Männer unter euch, die weder Ritter noch Mitglieder unseres Ordens sind. Allerdings sind sie alle einheitlich gekleidet. Ich habe heute Morgen bei meiner Ankunft mindestens sechs von ihnen gesehen. Wer sind diese Männer, und was ist ihre Aufgabe?«
De Payens wandte sich St. Omer zu.
»Godfrey, möchtest du das beantworten? Es war schließlich deine Idee, sie zu verpflichten.«
»Aye.« St. Omer erhob sich und nickte Montbard zu. »Einen guten Tag wünsche ich, Master de Montbard. Wahrscheinlich erinnerst du dich nicht an mich, aber ich weiß noch sehr gut, wie du meinen Vater, Henri St. Omer, in der Picardie besucht hast, als ich noch ein Junge war.«
De Montbard nickte würdevoll.
»Ich erinnere mich gut an deinen Vater, Master St. Omer, wenn auch leider nicht an dich.«
»Ich war ja auch noch ein Junge, als ich dich das letzte Mal gesehen habe, und du warst schon ein berühmter Ritter.«
Er hielt kurz inne, winkte mit der Hand und fuhr fort.
»Diese Männer, nach denen du dich erkundigst, ermöglichen es uns erst, unsere Arbeit zu tun. Wir nennen sie Sergeanten. Sie mögen zwar weder Ritter noch
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