Der Schatz des Blutes
Ordensbrüder sein, doch sie besitzen unser volles Vertrauen, weil wir sie alle sehr gut kennen. Die meisten von ihnen sind zu Beginn unseres Feldzugs mit uns nach Outremer gekommen und uns seitdem nicht von der Seite gewichen. Sie waren unsere Bediensteten, unsere Kameraden, unsere Leibwächter und unsere Waffenbrüder. Und sie sind uns treu ergeben.«
St. Omer zuckte mit den Achseln.
»Doch als wir uns dem Mönchsdasein verschrieben, mussten wir alles aufgeben, was uns mit unserem bisherigen Leben verband – und auch unsere Gefolgsmänner entlassen, denn wir hatten ja der Welt entsagt. Dabei hatten wir allerdings nicht bedacht, dass diese Männer nirgendwo hingehen konnten, denn sie waren ja völlig von uns abhängig gewesen. Wir mussten uns eingestehen, dass wir sie nicht in die Freiheit entlassen hatten, sondern sie inmitten einer fremden Welt zu Gefangenen gemacht hatten, ohne Hoffnung auf Entrinnen. Und so haben sie sich geweigert, sich davonschicken zu lassen. Sie haben überzeugend angeführt, dass sie seit Jahren unsere Stützen seien, deren wir auch weiterhin bedürfen würden, da wir ja als Mönche ebenso weiter in den Kampf ziehen würden. Sie würden uns weiter in unserer Eigenschaft als Krieger dienen, wenn auch nicht als Mönche. Dem konnten wir nichts entgegensetzen … vor allem nicht angesichts der Tatsache, dass wir keine Zeit haben würden, an unserer Ausgrabung zu arbeiten, wenn nur wir sieben Patrouille reiten wollten. Also habe ich Hugh meinen Vorschlag vorgetragen, und er hat sich an seine Ausführung gemacht. Hugh?«
De Payens nickte und fuhr fort.
»Wir haben dem Patriarchen den Gedanken unterbreitet, diese Männer als Sergeanten zu verpflichten und sie als Laienbrüder aufzunehmen, gebunden an unsere Tagesgebete und unsere Ordensregel, nicht aber an ein endgültiges Gelübde. Zu jedem von uns gehörten mindestens zwei solcher Männer, teilweise mehr. Manche von ihnen brachten Freunde oder Kameraden mit, deren Herren durch Krankheit oder im Kampf gefallen waren. Jetzt sind wir also sieben Ritter – acht, wenn du dazukommst – und dreiundzwanzig Sergeanten.«
»Ihre Kleidung sieht aus wie eine Uniform. Woher hattet ihr die Mittel, sie so auszustatten?«
»Die Uniformen waren ein Geschenk des Patriarchen. So konnte er ein sichtbares Zeichen für seinen Beitrag zum Wohlergehen des Königreiches setzen. Wir haben seine Großzügigkeit dankbar angenommen, ohne nach seinen Beweggründen zu fragen.«
»Und was ist mit eurem Armutsgelübde?«
»Eine gute Frage. Nach langen Gesprächen mit dem Patriarchen sind wir zu einem Kompromiss gelangt. Er braucht uns als Kampftruppe, hat aber genauso wenig wie der König den Wunsch, uns auszustatten. Er sagt, seine Diözese kann sich solche dauerhaften Kosten nicht leisten. Godfrey hat sehr gut zugehört und uns später daran erinnert, was genau der Patriarch gesagt hatte. So konnten wir uns auf seine eigene Formulierung stützen – dauerhafte Kosten – und ihn darauf hinweisen, dass wir natürlich nicht mittellos sind.«
De Payens zuckte mit einem pfiffigen Lächeln die Achseln.
»Normalerweise hätten wir nach unserem Ordensschwur all unseren Besitz an Mutter Kirche abgetreten und dafür ihre Unterstützung erhalten. Wir dagegen haben dem Erzbischof vorgeschlagen, das übliche Gelübde den besonderen Bedingungen in Jerusalem anzupassen. So hat sich jeder von uns der persönlichen Armut verschrieben, doch anstatt unseren Reichtum und unseren weltlichen Besitz der Kirche zu übertragen, sollte er allen Brüdern gemeinsam gehören und der Bruderschaft und ihren Aufgaben zugutekommen.«
De Montbard riss ungläubig die Augen auf.
»Aber das ist ja unser Schwur – den wir bei unserem Eintritt in den Orden der Wiedergeburt geleistet haben: alles gemeinsam zu besitzen, zum Nutzen aller.«
»Natürlich ist es das.« De Payens grinste so breit, dass sein ganzes Gesicht aufleuchtete. »Davon haben wir dem Patriarchen natürlich nichts gesagt. Er war sofort damit einverstanden, weil er sich nicht darum kümmern muss, uns mit Ausrüstung oder Pferden zu versorgen. Also sind wir hinreichend gut ausgestattet und können uns im bescheidenen Rahmen selbst versorgen.«
De Montbard schüttelte den Kopf und sah sich mit zunehmender Bewunderung unter den Anwesenden um.
»Ihr habt wirklich Erstaunliches vollbracht. Und ihr reitet alle auf Patrouille?«
»Aye, vorerst ja.« De Payens erhob sich und reckte stöhnend die Arme. »Wir hoffen, dass später einmal
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