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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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seine Gelüste abzuwägen, den Wert seiner Prinzipien gegen das Gefühl ihres nackten weichen Schenkels in seiner Hand, da vergaß er all die noblen Ideale, auf die er einmal so stolz gewesen war.
    Seine derzeitige Übellaunigkeit rührte daher, dass einer seiner Spitzel vor einiger Zeit entdeckt hatte, dass Alice sich von dem jungen Mönchsritter St. Clair fasziniert zeigte. Es war eine Hausdienerin gewesen, die Alice meistens so nah war, dass sie unsichtbar geworden und ihre ständige Anwesenheit eine Selbstverständlichkeit war. Er hielt sie für absolut vertrauenswürdig. Sie war es gewesen, die hörte, wie Alice ihrem Faktotum, einem Eunuchen namens Ishtar, die Anweisung gab, St. Clair – oder Bruder Stephen, wie er sich selbst nannte – beobachten zu lassen und sie darüber ins Bild zu setzen, wer seine Geliebten waren und was er mit ihnen machte.
    Natürlich hatten sie keine Geliebten gefunden, und nichts hatte darauf hingedeutet, dass sich St. Clair zweifelhaft verhielt. Das hatte Alice allerdings nur dazu getrieben, weiter nachzubohren. Odo wusste zwar, dass sich St. Clair nicht das Geringste hatte zuschulden kommen lassen. Doch als er die Besessenheit der Prinzessin stetig weiterwachsen sah, hatte Odo seine eigenen Spitzel auf die ihren angesetzt, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das den Mönch in Misskredit bringen würde – vor aller Welt und vor Alice.
    Während er nun am Fenster stand, in den Hof hinunterstarrte und darüber nachdachte, was Gregorio gesagt hatte, erkannte Odo den ersten Hauch einer Idee, die ihm vielleicht helfen würde, selbst wieder in den Mittelpunkt von Alices Interesse zu rücken.
    Durch diesen Gedanken ermutigt, begann er, einen Plan zu schmieden. Als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte, pfiff er leise vor sich hin – für jeden, der ihn kannte, ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Bischof angestrengt nachdachte.
5
    A
    LSO WIRKLICH, ODO, Ihr seid heute ausgesprochen anstrengend. Ich habe Euch kommen lassen, weil ich gehofft hatte, Ihr würdet mir heute Nachmittag Ablenkung verschaffen, doch Ihr habt die ganze Zeit nichts anderes getan, als wie ein Greis zu jammern.«
    »Unsinn, werteste Prinzessin, sprechen wir doch lieber die Wahrheit aus. Ihr habt mich kommen lassen, weil Ihr gehofft habt, mir Neuigkeiten über Euer jüngstes Lieblingsthema zu entlocken. So, wie Ihr es immer versucht. Aber so sehr ich Euch auch verehre und so gern ich Euch zu Willen wäre, ich konnte Euch heute nichts erzählen, weil ich nicht weiß , was Ihr wollt. Wenn Ihr lieber ein Spielchen spielt, anstatt mich direkt zu fragen, dann gebt mir wenigstens nicht die Schuld dafür, dass ich Eure wahren Absichten manchmal nicht entschlüsseln kann.«
    Alice de Bourcq zählte schweigend bis zehn und kniff die Augen zusammen.
    »Ich bin sehr froh, dass Ihr bei diesen Worten gelächelt habt, Mylord«, sagte sie frostig. »Sonst hätte ich Euch vielleicht für dreist gehalten. So jedoch habt Ihr mich endlich zum ersten Mal amüsiert. Also kommt her und setzt Euch neben mich. Ich würde Euch gern ein Geheimnis ins Ohr flüstern.«
    Während er sich erneut wunderte, wie jemand, der so jung war, so reif und weltgewandt klingen konnte, erhob sich Bischof Odo langsam und sah sie einige Sekunden lächelnd an, bevor er das Zimmer durchquerte. Alice, die ihn nicht aus den Augen ließ, ruhte auf einer Couch und hatte die Füße sittsam unter ihren langen Röcken verborgen.
    Trotz all ihrer verblüffenden Raffinesse, so dachte er, konnte sie ihren Mangel an Jahren und an Erfahrung doch nicht immer verbergen. In mancherlei Hinsicht war ihre Jugend noch so durchsichtig wie feines Glas. Und diese unverblümte Gier, ihren Willen zu bekommen, war ein solcher Punkt.
    Er selbst hatte seine Rolle heute Nachmittag perfekt gespielt, dachte er, als er jetzt auf sie zuging. So gekonnt hatte er den Zerstreuten und Abgelenkten gegeben, dass sie nun ihrerseits neugierig geworden war, obwohl sie sich ärgerte. War ihre Neugier erst einmal geweckt, konnte sie noch so verärgert sein – es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie nicht mehr widerstehen konnte.
    Schon konnte er ihrem Gesicht ansehen, dass es kein Zurück mehr gab. Sie würde jetzt keine Ruhe mehr geben, bis sie sicher sein konnte, dass sie ihm auch das letzte bisschen Wissen entlockt hatte.
    Unmittelbar vor ihr blieb er stehen, sodass sie den Kopf zurücklegen musste, um zu ihm aufzublicken. Damit stellte sie ihren schneeweißen Hals und die glatte Haut

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