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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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gehalten hatte. Sie hatte die Zähne zusammengebissen und sich gezwungen, sich vorzubeugen und das Ohr mit dem Ring in die Hand zu nehmen. So etwas hatte sie noch nie gefühlt – es war hart und kalt, und nichts erinnerte mehr daran, dass es einmal menschlich, warm und lebendig gewesen war.
    Alice hatte die Finger geöffnet, um es wieder auf den Tisch fallen zu lassen, und der Ring war laut klappernd gelandet. Dann hatte sie Hassan angesehen, der sie mit unergründlicher Miene betrachtete.
    »Wo ist er? Wo habt Ihr den Rest des Mannes?«
    Alice sprach fließend Arabisch, denn sie war an einem Ort zur Welt gekommen, an dem Französisch die Sprache der Ferenghi war, der fränkischen Fremden. Arabisch konnte sie lange, bevor sie die Muttersprache ihres Vaters gelernt hatte.
    Ein winziges Zucken, vielleicht ein unterdrücktes Lächeln, flackerte in Hassans Mundwinkel auf, doch er schüttelte ohne jede Spur von Humor den Kopf.
    »Nirgendwo. Der Mann ist bei seiner Ergreifung umgekommen. Es ist schon einige Zeit her.« Er wies mit dem Daumen auf die abgetrennten Ohren. »Das hier hat man mir gestern überbracht, in Eis und Salz eingepackt.«
    Um ein ausdrucksloses Gesicht bemüht, nickte Alice.
    »Ich lasse Euch heute noch die Belohnung schicken.«
    »Das ist nicht nötig. Ich bin nicht auf eine Belohnung aus. Ich brauche kein Geld.«
    »Ihr nicht, aber vielleicht der Mann, der sie Euch gebracht hat.«
    Hassan schüttelte kaum merklich, aber entschlossen den Kopf.
    »Er hat seine Bezahlung schon, ich habe ihn selbst entlohnt, als er seine Beweise überbracht hat.«
    »Ich verstehe. Ihr wollt damit sagen, dass er es für Euch getan hat, nicht für mich oder um meiner Belohnung willen.«
    Es war eine Feststellung, keine Frage, und als der Moslem zustimmend nickte, richtete sich Alice auf.
    »Warum habt Ihr ihn dann damit beauftragt? Was wollt Ihr von mir?«
    Jetzt lächelte Hassen.
    »Ich will gar nichts von Euch, Prinzessin Alice. Ich möchte Euch nur etwas zu Bewusstsein bringen.« Er hielt kurz inne, doch bevor sie eine Frage an ihn richten konnte, fuhr er fort. »Ihr seid eine höchst bemerkenswerte Frau, Prinzessin. Ihr seid Euren Jahren weit voraus, und ich rechne damit, dass Ihr einmal große Veränderungen in diesem Land bewirken werdet, für die Moslems wie die Christen. Da bei Euch im Frankenland auch eine Frau Regentin werden kann, gehe ich davon aus, dass Ihr einmal an die Stelle Eures Vaters treten werdet … und ich glaube, dass Ihr eine bessere und mächtigere Regentin sein werdet als er.«
    »Das werde ich. Darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
    Ihre Stimme war todernst, und ihr Zuhörer schien sie exakt genauso ernst zu nehmen, als sie jetzt fortfuhr.
    »Aber warum sollte Euch das interessieren, einen Moslem und Pferdehändler?«
    »Weil ich weit mehr bin als das.«
    Alice runzelte die Stirn, doch Hassan grinste breit.
    »Um das zu tun, was ich in Allahs Heiligem Namen tun muss, muss ich den menschlichen Charakter studieren. Wenn ich also Euer Stirnrunzeln und Eure blitzenden Augen sehe, empfinde ich große Hoffnung für die Zukunft, weil Ihr keine Angst davor habt zu tun, was Ihr für nötig haltet.«
    Sein Finger wies beiläufig auf die Ohren auf dem Tisch.
    »Ihr habt keine Angst davor, die Wahrheit auszusprechen; keine Angst davor, zu verlangen und Euch zu nehmen, was Ihr wollt und was Ihr für richtig haltet. Das macht Euch einzigartig unter den Menschen in Eurer Umgebung. Die meisten von ihnen ertragen lieber jede Schmach und schlucken jede Beleidigung herunter, anstatt offen zu sprechen und Dinge zu sagen, die später Unannehmlichkeiten nach sich ziehen könnten. Schon in Eurem jungen Alter bringt Ihr frischen Wind in eine Gesellschaft, in der Kompromisse und Korruption an der Tagesordnung sind.«
    Natürlich genoss Alice dieses Gespräch mehr und mehr.
    »Und was hat das mit den Dingen zu tun, die Ihr mir zu Bewusstsein bringen wolltet?«
    »Alles.«
    Hassans Miene war jetzt nüchtern, und jede Spur von Leichtigkeit oder Humor war daraus verschwunden.
    »Auf Eurem Weg durchs Leben werdet Ihr feststellen, dass es Menschen gibt, die Euch Kummer und Ärger verursachen, die Euch das Leben schwer machen und Euch in Rage versetzen; Menschen, die Euch im Weg stehen, die danach trachten, Eurem Ruf zu schaden und Eure Pläne zu durchkreuzen. Mit vielen von ihnen werdet Ihr selbst fertigwerden. Ich bin mir sicher, dass Ihr längst selbst wisst, wie man solche Menschen in ihre Schranken verweist. Aber es wird

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