Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
eine weitere Tasse und schob sie mir über den Tisch. Skeptisch schnupperte ich an der dunkelgrünen Flüssigkeit. Die Alte kicherte, wobei ihr aus dem Mundwinkel Speichel tropfte, den sie einfach mit ihrem Ärmel fortwischte.
»Ist ein guter Tee gegen schwaches Blut. Trinken Sie nur!«
Da sie selbst einen Schluck aus ihrer Tasse nahm, überwand ich mich und nippte an dem heißen Getränk. Es schmeckte aromatisch und leicht nach Kampfer.
»Sie haben Schweres hinter sich, aber keine Angst, das wird schon wieder. Sie sind jung und gesund und werden noch viele Kinder haben.«
»Woher wissen Sie?«, fuhr ich auf. Automatisch zog ich meine Hand zurück, als sie ihre krummen, hutzeligen Finger darauf legte. Erneut kicherte sie. Natürlich wusste Maggie Baldwin, wer ich war. Langsam gewöhnte ich mich daran, dass hier in der Gegend kein Ereignis lange ein Geheimnis blieb. Ich erinnerte mich an Wilmas Worte und sagte:
»Man erzählt sich, dass Sie den ganzen Sommer über verschwunden waren. Allgemein wurde angenommen, Sie seien irgendwo draußen im Moor ums Leben gekommen.« Ihre stechenden Augen starrten mich an.
»Das wäre so manchem mehr als Recht gewesen. Nun, es gab im Frühjahr so einige ... sagen wir mal Schwierigkeiten. War besser, dass ich fortging. Außerdem wachsen im Sommer oben in den Bergen Wurzeln und Kräuter, die ich hier nicht finden kann. Habe mich gut für den Winter eingedeckt.«
Ich blickte zur Decke, an der Dutzende getrockneter Kräuterbündel hingen. In einer Ecke sah ich einen dicken, saftigen Schinken baumeln. Da ich nicht annahm, dass eine Frau wie Maggie Baldwin über so viel Geld verfügte, sich ein solches Stück Fleisch kaufen zu können, vermutete ich, dass der Schinken wohl in einem Tauschgeschäft gegen Kräuter in die Hütte gekommen war. Wilma hatte erwähnt, dass die Alte als Hexe verschrien war, da sie auch diverse Liebeszauber und unheilvolle Tränke braute. Plötzlich begriff ich die Zusammenhänge.
»Verkaufen Sie Kräuter, die eine Fehlgeburt auslösen können?«, stieß ich unbedacht hervor.
Jetzt lachte sie mit offenem Mund, und ich erkannte, dass sich kein einziger Zahn mehr in ihrem Mund befand.
»Ja, ja, manche Mädchen brauchen einen solchen Trank. Denken vorher nicht darüber nach, wenn ihr Blut in Wallung gerät.« Sie schüttelte so heftig ihren Kopf, dass ich meinte, er würde jeden Moment von ihrem dürren Hals abfallen.
»Haben Sie in den letzten Wochen jemandem eine solche Mixtur verkauft?«, bohrte ich weiter.
Sie zuckte mit den Schultern.
»Habe viel verkauft, seit ich wieder hier bin. Manche Leute schimpfen zwar lautstark über mich, dennoch kommen sie zu mir. Meistens abends, wenn es dunkel ist. Damit niemand sieht, dass sie die alte Maggie besuchen. Wenn sie gut bezahlen, gebe ich ihnen, was sie wollen. Ist nicht meine Angelegenheit, was sie damit machen.«
Ich lehnte mich zitternd zurück.
»Dann haben Sie also solche Kräuter verkauft! An wen? Bitte, es ist sehr wichtig für mich!«
Ihr Blick fixierte mich weiterhin.
»Nicht an Sie, Lady, nicht an Sie. Trotzdem haben Sie es eingenommen. Ich habe nicht an den Worten der feinen Lady gezweifelt, die die Kräuter für sich erwarb.«
»Es war Violet, die Dame, die seit einiger Zeit in Cromdale House wohnt, nicht wahr?«, sagte ich bitter.
Ohne mir zu antworten, stand Maggie auf und humpelte durch den Raum. Aus einer schäbigen Holztruhe entnahm sie einen kleinen Leinenbeutel und drückte ihn mir in die Hand.
»Nehmen Sie ihn als Dank für Ihre Hilfe.« Unschlüssig starrte ich auf das kaum handtellergroße Säckchen. »Sie müssen es um den Hals tragen«, fuhr Maggie fort. »Es hält böse Geister und unheilvolle Tränke fern.«
Ich glaubte nicht an Geister, an Gift seit meinem letzten Erlebnis allerdings schon.
»Sie meinen, wenn ich es trage, kann mir niemand mehr Gift ins Essen mischen?«
»Gift!« Erneut spuckte sie in hohem Bogen aus. Angewidert wich ich zurück. »Ich kann das Wort nicht leiden. Es gibt kein Gift. Keine Pflanze auf der ganzen Welt ist derart beschaffen, dass sie nicht auch nützlich wäre. Aber es ist wie mit vielem: Wendet man etwas falsch oder in einer zu hohen Dosierung an, tötet es einen Menschen.«
Langsam erhob ich mich, das Gespräch begann mir unheimlich zu werden. Zwar glaubte ich immer noch nicht, dass die Alte eine Hexe sein sollte, aber ganz richtig im Kopf war sie sicher nicht.
»Ich muss jetzt gehen. Hoffentlich geht es Ihrem Fuß bald wieder besser.« Sie nickte und
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