Der Schatz von Njinjo (German Edition)
Interesse entgegen, nicht wahr?“ Ein paar nachdenkliche Sekunden aber später stellt er fest: „Gut, ja, auch den meinen. Sie sind mein Mann, Hannes. Wieviel verlangen Sie dafür?“ Diese Umkehrung aller bisherigen Widrigkeiten erstickt die letzte Angst im Keim. Einen winzigen Moment noch bin ich irritiert, dann fällt es mir leicht, einen phantasievollen Preis zu nennen. Wirtschaftsberater verlangen Tagessätze von einer Million Shilling und mehr, selbst wenn die mir noch nie jemand zahlte ... „Zweihunderttausend pro Tag bei freiem Transport, Kost und Logis.“
„Einverstanden, abgemacht.“ Dem Deutschen scheint es jetzt gar nicht mehr schnell genug gehen zu können, er denkt gar nicht daran, zu verhandeln. Unvermittelt bin ich Petermanns Zeitarbeiter. In weniger als acht Stunden schon soll es losgehen, die Nacht mit mama Mbirini hat keine Chance mehr.
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46. Makaïdi legt eine Falle
Allmählich werden Makaïdis Männer hungrig. Das große Palaver, das die Dorfälteren in Njinjo mit den Polizisten aus Dar es Salaam unter freiem Himmel angeleiert haben, will und will kein Ende nehmen. Superintendent Makaïdi selbst wird zunehmend müde und übel gelaunt, immer häufiger döst er ein. Abwechselnd steuert dann einer seiner beiden Helfer das Gespräch. Während die Honoratioren noch auf eine plausible Erklärung warten, wieso sich plötzlich jemand so intensiv für die alten deutschen Farmen interessiert, lassen sich die Polizisten ugali und pombe bringen – Armeleutebrei mit Bananenbier. Einzig der Co-Pilot bleibt nüchtern. Irgendwann geht Fundikira den Dorfchef noch einmal direkt an.
„ Mzee, seid so nett, und erzählt uns doch mal, warum Euch die Erwähnung der deutschen Siedler vorhin so verschreckt hat!“, fordert er den alten Mann beinah vertraulich auf. Der Alte jedoch gibt die Distanz nicht auf. Im Gegenteil: Als er merkt, dass er isoliert befragt werden soll, schaltet er auf stur. „Verschreckt? Wieso meinst du mich erschreckt zu haben, Jüngelchen?“ Das Einzige, was Fundikira noch herausbekommt, ist, dass sich die Leute im Dorf schon seit Jahrzehnten darüber wundern, warum sich bislang nie jemand um den Nachlass der Deutschen gekümmert hat. Schließlich sei doch bekannt, dass die Siedler während des ersten Weltkriegs fluchtartig Haus und Hof verlassen hatten. Da war einiges zurückgeblieben.
„Danach gab’s dann das große Plündern, was?“, fragt Baregu unwirsch in die Runde, ohne auf erhellende Informationen zu hoffen.
„Klar doch“, brummelt der Dorfchef unerwartet prompt zurück, „die Truppen der Engländer haben sich bedient, das machen doch alle Krieger auf der Welt.“
„Nur die? Oder auch irgendwer aus der Umgebung?“ Baregu, Großstädter ohne Geduld, lässt nun jede Höflichkeit gegenüber den Dorfbewohnern fallen. Doch mehr als empörtes Schweigen erntet er in der Runde mit seiner Frage nicht. So hakt er nach: „Als die Engländer mit ihren Hilfstruppen weitergezogen waren: Wer kümmerte sich danach um die Anwesen der Deutschen?“
„Weiß ich nicht“, murmeln mehrere der Älteren unisono. Der Dorfälteste allerdings ist so verärgert, dass er noch einmal zu einer Erklärung ansetzt. „Darüber haben weder meine Großeltern, Tanten oder gar Eltern je etwas erzählt. Die Farmen selbst hat sich der Busch zurückgeholt. Lassen Sie die Toten ruhen, junger Mann.“
Diese Verschlossenheit ruft nun auch Fundikira auf den Plan. „Niemand soll Interesse an deren Hab und Gut gezeigt haben? Oder wenigstens an den Pflanzungen? Keine Kolonialisten, niemand von hier? Das glaubt euch doch niemand!“
Aus der gereizten Abwehrhaltung der Dörfler und der Betonung vollkommener Unschuld, insbesondere der der Eltern, ziehen Baregu und Fundikira den gleichen Schluss: Irgendwer hier hat mehr als einen Krümel Dreck am Stecken. Sollte gar das ganze Dorf die Farmen ausgeräubert haben? Das liegt zwar drei Generationen weit zurück, die Täter sind längst tot, aber Nutznießer der damaligen Plünderungen gibt es vielleicht heute noch ... Ob es sich lohnt, einmal das ganze Dorf zu filzen?
Gerade, als sich Makaïdi, der der Befragung schläfrig folgte, aufrafft, wieder persönlich am Palaver teilzunehmen – keine Minute vorher hatte Baregu ihm die Idee mit der Drohung, alle Häuser zu durchsuchen, diskret ins Ohr geflüstert –, gerade in diesem Moment knattert in der Ferne ein Propellerflugzeug, das rasch lauter wird. Aufgeregt gestikulieren die rundum verstreuten
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