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Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Der Schatz von Njinjo (German Edition)

Titel: Der Schatz von Njinjo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Gleiß
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muss seinen Ekel unterdrücken, bevor er nachhakt. „Und? Woran ist er gestorben?“
    „Das wissen wir nicht so genau. Er ist gestürzt, soviel ist sicher. Der Sturz oder auch ein heftiger Schlag hatten einen Schädelbasisbruch zur Folge, sagt unser Polizeiarzt. Dass da jemand nachgeholfen hat, ließ sich bisher nicht zweifelsfrei ermitteln, geschweige denn wer oder warum. Vieles aber, zum Beispiel weitere Knochenbrüche und die abgestellte Dusche, spricht für Fremdeinwirkung. An Mitteln, der Todesursache genauer nachzugehen, mangelt es uns allerdings derzeit. Ich bin ja schon froh, dass wir eine funktionsfähige Kühltruhe gefunden haben, in der wir die Leiche konservieren konnten. Wenn Sie wollen, können Sie die ja untersuchen lassen.“ 
    „Aber ...“, zur Lippe schluckt vor Empörung, „aber, das ist doch Aufgabe ihrer Behörde, verdammt noch mal ...“
    „Sie regen sich auf? Herr Attaché, ich bitte Sie ... Klar würden wir uns gern darum kümmern, aus postmortalem humanistischen Interesse sozusagen, aber wovon eine Obduktion bezahlen? Und wofür?“
    Zur Lippe öffnet seine Schreibtischschublade, holt einen prall gefüllten Briefumschlag heraus und legt ihn auf den Beistelltisch vor Makaïdis Sofa. Insgeheim beschließt er, vorerst keine großen Fragen mehr zu stellen. 
    „Ich hoffe, für eine sachdienliche Obduktion wird das reichen.“ Makaïdi greift nach dem Umschlag und lugt hinein. „Sie brauchen es nicht zu zählen, es sind zwei Millionen“, unterbricht ihn zur Lippe.
    „O.k., damit kommen wir sicher ein gutes Stück voran.“ Der Superintendent ist zufrieden, will es diesem arroganten muzungu jedoch nicht zeigen. Fast drei zusätzliche Monatsgehälter in nur vier Tagen – seine Entscheidung, sich diesen Fall unter den Nagel zu reißen, beginnt sich auszuzahlen. An den Botschaftssekretär gewandt, setzt Makaïdi noch einmal nach. „Aber ich brauche ihre Hilfe auch auf anderem Gebiet.“
    Bei zur Lippe schrillen augenblicklich die Alarmglocken, fast wie erwartet. Wird dieser Polizist jetzt unverschämt? „Wobei?“, presst er hervor.
    „Der Tote hatte eine Unmenge Dokumente bei sich, die meisten auf deutsch, vermutlich.“ Der Polizist schiebt dem Sekretär die Kopien übern Tisch. „Auf die Schnelle haben wir niemand auftreiben können, der sie übersetzt und uns über den Inhalt aufklärt. Deshalb bin ich eigentlich hier: um Zeit zu sparen. Wären wohl Sie so freundlich, die Blätter aus der auffällig umfangreichen Hinterlassenschaft schnell einmal quer zu lesen? Und mir deren Inhalt dann zusammenzufassen?“
    Für einen Moment wirkt Per zur Lippe direkt erleichtert. Er würde nicht weiter über Geld reden müssen, Schmiergeld, das in keinem ordentlichen Haushalt auftauchen darf. Beim Einsatz solcher Mittel wird ihm, der schließlich hofft, es in absehbarer Zeit zum stellvertretenden Botschafter zu bringen, jedesmal ein wenig unbehaglich. Dann aber verspannt er sich erneut: Dieser Polizist behandelt ihn doch ganz unverfroren wie einen Lakaien! Jetzt soll er auch noch dessen Übersetzer spielen! Am liebsten würde er dem bulligen Bullen seine Papiere vor die Füße schmeißen und ihn achtkantig hinauskomplimentieren. Bedauerlich, dass ihm das von Amts wegen verboten ist.
    Während er sich auf seine diplomatischen Pflichten besinnt, verfliegt auch zur Lippes zweite Hoffnung: Er wird den Bullen nicht so einfach vertrösten können. „Ehe wir nicht wissen, was in den Papieren steht, können wir uns kein rechtes Bild von den Ereignissen machen, geschweige denn nach irgendwelchen Verdächtigen fahnden“, erklärt ihm Makaïdi gerade. Böse fängt der Sekretär zu lesen an. Makaïdi macht es sich derweil auf dem Sofa noch ein Stück bequemer. „Ach, und lassen Sie mir doch bitte noch einen chai bringen. Danke.“ Danach liegt eisiges Schweigen im Raum, bis der Sekretär nach fast zwanzig Minuten endlich beginnt zu berichten:
    „Es stimmt, die meisten Schreiben sind in deutsch verfasst. Es handelt sich um drei Sorten von Papieren. Ich hab sie natürlich nur kurz überfliegen können. Zum einen gibt es Briefe eines Siedlers namens Friedbert Schütte ...“
    „Schütte?“
    „Ja ... geschrieben 1916 an einen Freund, der in der Nähe von Hamburg wohnt.“
    „Also stimmt die Eintragung im Hotelregister, unser Toter scheint ein Nachkömmling zu sein.“
    „Ja, ganz offensichtlich. – Das nächste sind Dokumente aus dem Bundesarchiv in Koblenz – einem Ort im Westen Deutschlands –, die

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