Der Schatz von Njinjo (German Edition)
umstandslos und geht Sabine holen. Während der stockenden Fahrt danach im Dauerstau auf der Bagamoyo Road hält er ununterbrochen Ausschau, ob ihnen wohl jemand folgt. Niemand aber lässt sich erkennen.
Kurz danach sitzt er auf billigen Gartenstühlen am Strand des Silver Sands Hotels mit Blick auf den tiefblauen Indischen Ozean, dessen sanfte Wellen sich fast geräuschlos brechen, und versucht sich zu entspannen. Es will nicht so recht klappen. Die Erkältung macht sich schon in den Bronchien breit, das Atmen kratzt und beginnt bereits ein wenig zu schmerzen. Sabine Kortweit kann Petermanns trübe Stimmung nicht recht nachvollziehen, immerhin befindet er sich hier doch an einem der schönsten Strände weit und breit. Ihr Gespräch kommt nur mühsam voran: Beruf, Eltern, gemeinsame Bekannte haben sie durch, allein der Grund für Petermanns Reise steht noch aus. Allmählich allerdings beginnen auch Petermanns drei Kilmanjaro Premium Lager und die beiden konyagis bei Sabine zu wirken, die die beiden in den letzten fünfzig Minuten getrunken haben.
„Lass uns endlich ins Wasser gehen, es wird ja schon bald dunkel. Danach bin ich wieder voll da!“
„Ja, los komm! Nach einem Tag in meinen muffigen Archivkellern ist das immer das beste, was passieren kann: Ab in den Ozean.“ Während sie redet, hat Sabine Kortweit bereits ihr Kleid über den Kopf gezogen. Im züchtigen Badeanzug steht sie an der Wasserkante und wartet auf Petermann. Als auch er seine Unterhose unter der neuen Badehose hervorgezogen hat und die Freude über den gelungenen Trick abebbt, laufen beide platschend ins vermeintlich kühle Nass und lassen sich ins Wasser plumpsen.
„Badewannentemperatur! Herrlich! Davon werd ich nie genug bekommen!“, jauchzt die eine, „boah, ist das aufgeheizt!“, der andere. Dann schwimmen sie langsam gegen die Wellen an. Weit draußen sieht man über dem Wasser einige Fischer in ihren Auslegerbooten dümpeln. Das Meer ist ruhig und friedlich.
Kurz vor Sonnenuntergang sitzen sie halbwegs erfrischt und ausgelaugt auf der Terrasse des Hotels vor zwei kalten Cocktails. Petermann setzt endlich an, ein wenig mehr als bisher zu berichten. „Sabine, entschuldige, wenn ich was loswerden muss. Ich befinde mich in einer Art Notstand.“
Die Historikerin versteht ihren Ex-Kommilitonen kaum, würde aber gern genau das hören, was sie fühlt. Doch Petermann kommt ihr zuvor. „Nein, nicht was du denkst. Sorry, das war missraten ... Ich habe mich hier mit einem Freund getroffen, Finn Schütte, der vorgestern plötzlich tot in der Hoteldusche lag. Ich bin dann einfach abgehauen. Wir wollten zusammen in den Süden, den Spuren seiner Urgroßeltern folgen. Na, und jetzt steh ich einerseits ohne Freund da, möchte aber andererseits die Reise, für die ich zu Hause ziemlichen Ärger riskiert hab’, nicht einfach abbrechen. Ach, scheiße, es tut auch weh, dass ich nichts mehr für Finn tun kann. Aber deshalb alles sausen lassen, nur um im Hamburger Winter bei Beerdigungsvorbereitungen zu helfen?“
„Mein Gott, was ist denn das für eine Geschichte?! Kaum treff ich mal einen leidlich attraktiven Landsmann, schon kommt der Horror! Gestern las ich im „Citizen“, dass im ‚Continental’ ein Weißer tot aufgefunden worden sei, wohl ermordet. War das etwa dein Freund?“
„Wahrscheinlich, war unser Hotel. Ich weiß nicht, wie er gestorben ist. Wer sollte ihn getötet haben? Warum? Wir hatten uns doch erst zwei Tage vorher getroffen. Silvester Vormittag war ich zum ersten Mal ein, zwei Stunden unterwegs, um mich ein wenig in der Stadt umzuschauen. Als ich zurückkam, lag Finn tot hinter der Badezimmertür. Die Dusche lief noch!“
„Und die Polizei, die hat dich einfach wieder laufen lassen?“
„Die haben mich überhaupt nicht zu Gesicht bekommen. Ich bin sofort verschwunden. Ich weiß nicht, ob sie mich mittlerweile suchen, vielleicht sogar als ‚Tatverdächtigen’. Aber morgen früh will ich sowieso los, mit der ‚Canadian Spirit’ ab in den Süden.“
„Du warst noch nicht mal bei der Botschaft? Hast denen nichts erzählt? Die hätten sich doch um dich gekümmert!“
„Ach, geh, dann hätte ich ja gleich zur Staatsanwaltschaft gehen können. Zur Hamburger ...“
„Wieso bist du denn überhaupt in der Stadt geblieben?“
„Weil ich noch eine Karte haben wollte, die Finn in eurem Archiv entdeckt hat. Darauf befindet sich das Anwesen seiner Vorfahren. Die Sekretärin des Direktors hat eine Kopie
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