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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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erwähnte er ihre Flucht und den Tod des wertvollen Pferdes. In dieser Hinsicht war er großzügig. Nachdem die Episode vorbei war, mochte er sich nicht mehr damit befassen. Allerdings war er nur freundlich zu ihr. Die Leidenschaft in seinen dunklen Augen zeugte nicht von der ersehnten Liebe. Er empfand lediglich Begierde für eine Frau wie Diana, die sich derart von seinen früheren Gespielinnen unterschied. Wenn sie an ihre Vorgängerinnen dachte, verspürte sie brennende Scham, die mit jedem Tag wuchs und ihrer heißen Liebe kaum nachstand. Schmerzliche Eifersucht quälte sie mit Zweifeln und Ängsten. Und sie konnte den Gedanken an die Vergangenheit nicht loswerden, als nicht sie in den Armen des Scheichs gelegen, als nicht ihr Mund seine verzehrenden Küsse empfangen hatte. Daß andere so glücklich gewesen waren wie sie - dieses Wissen glich einer offenen Wunde, die nicht heilte. Sie schalt sich für diese Überlegungen. Schließlich konnte man nicht erwarten, daß dieser starke, vitale Mann bis jetzt gelebt hatte wie ein Mönch. Auch die Zukunft machte ihr angst. Sie wollte ihn für sich allein haben und träumte davon, daß seine Liebe nur ihr galt. Daß er mit Leib und Seele Araber war, löste in ihr die schlimmsten Befürchtungen aus. Wann würde sie den Reiz für ihn verlieren?
Sie liebte ihn so leidenschaftlich und von ganzem Herzen. Außer ihm gab es nichts. Er war ihre Welt. Freudig gab sie sich ihm hin, und notfalls hätte sie ihr Leben für ihn geopfert. Doch sie zwang sich, ihre Liebe und Sehnsucht zu verbergen und seine Zärtlichkeiten teilnahmslos über sich ergehen zu lassen. Denn sie glaubte, sobald er ihre Gefühle erkannte, würde die gefürchtete Katastrophe eintreten. Immer wieder gingen ihr seine Worte im Kopf herum: «... Wenn du mich liebtest, würdest du mich langweilen, und ich müßte dich gehenlassen.» Deshalb verschloß sie die Liebe in ihrem Innern und heuchelte Gleichmut. Aber es fiel ihr schwer, Widerstreben zu zeigen, während sie sich ihm rückhaltlos schenken wollte. Sie warf den Zigarettenstummel in den Kaffeerest, wo er zischend verlosch, und blätterte eine Seite um.
Dann blickte sie plötzlich auf. Unbeachtet fiel das Magazin zu Boden. Vor dem Zelt erklang derselbe leise Bariton, der in der letzten Nacht vor ihrer Abreise aus Biskra das kaschmirische Liebeslied gesungen hatte. «Pale hands I loved beside the Shalimar. Where are you now? Who lies beneath your spell?» Die Stimme näherte sich und er kam ins Zelt. « Pale hands pink-tipped ...» sang er weiter und zog Dianas Finger an seine Lippen.
Aber ehe er sie küssen konnte, entzog sie ihm ihre Hand. «Sie sprechen Englisch?» fragte sie in scharfem Ton und musterte ihn mit schmalen Augen.
Lachend warf er sich neben sie auf den Diwan. «Weil ich ein englisches Lied singe?» erwiderte er auf französisch. «La, la! In Paris sah ich eine Carmen-Vorstellung, und da trat ein Spanier auf, der kein Wort Französisch konnte. Wie ein Papagei plapperte er den einstudierten Text nach. Genauso lerne ich eure englischen Lieder», fügte er hinzu und lächelte.
Sie beobachtete, wie er eine Zigarette anzündete, und runzelte nachdenklich die Stirn. «In jener Nacht haben Sie das Lied vor dem Biskra-Hotel gesungen, nicht wahr?» Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
«Manchmal ist man eben unvernünftig», neckte er sie, «besonders, wenn der Mond so hoch am Himmel steht.»
«Und Sie waren es auch, der in mein Schlafzimmer schlich, um die Platzpatronen in meinen Revolver zu stecken?»
Er zog sie an sich, und sie hob das Gesicht, so daß er in ihre Augen schauen konnte. «Glaubst du, ich hätte jemand anderem erlaubt, in dein Zimmer zu gehen - ich, der Araber, dem du gehören solltest?»
«So sicher waren Sie sich?»
Er lachte leise, als würde ihn der Gedanke amüsieren, einer seiner Pläne könnte scheitern. In seinen dunklen Augen flammte Leidenschaft auf. Wild preßte er sie an sich, und ihr schlanker Körper schien ein schwelendes Feuer zu schüren. Doch sie wehrte sich und wandte den Kopf ab. «Warum so kühl?» tadelte er. «Küß mich, kleine Eisprinzessin.»
Wie gern hätte sie das getan, und es brach ihr fast das Herz, ihn zurückzuweisen. Beinahe hätte sie dem Wunsch nachgegeben, ihre Liebe und die Zweifel und Ängste zu gestehen, die an ihren Kräften zehrten. Doch da sie noch hoffte, fand sie den Mut, die Worte hinunterzuschlucken, die ihr auf der Zunge brannten. Sie zwang sich, gleichgültig dreinzublicken und

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