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Der Scheich

Titel: Der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Maude Hull
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bestimmt vermißt, ebenso wie Gaston und die Eskorte.
Sicher würde Ahmed die Gefahr erkennen, in der sie schwebte, und sie retten. Daran zweifelte sie keine Sekunde lang, obwohl er sich in der letzten Woche so seltsam verändert und sie wieder so grausam behandelt hatte wie zu Beginn ihrer Gefangenschaft. Selbst wenn seine Begierde verebbte und seine Gleichgültigkeit wuchs - die orientalische Eifersucht, so tief in seinem Herzen verwurzelt, würde ihm niemals gestatten, Diana kampflos einem anderen zu überlassen. Sie mochte ihn nicht mehr interessieren, aber niemand durfte sie rauben.
In den unglückseligen Tagen seit Saint Huberts Ankunft hatte ihr die weibliche Intuition gesagt, daß er eifersüchtig war, obwohl dazu nicht der geringste Grund bestand. Doch er hatte sie trotzdem deswegen leiden lassen. Vor allem am vergangenen Abend hatte er sie verhöhnt, und nachdem der Vicomte zu Bett gegangen war, hatte er vollends die Beherrschung verloren. Es war zwar seine eigene Schuld, daß er sich mit Zweifeln quälte, doch seinen Zorn hatte er an ihr ausgetobt.
Seine harten Worte hatten sie tief verletzt. Schließlich hatte sie sich in den Nebenraum geflüchtet, da sie befürchtete, sie würde ihm sonst ihre Liebe gestehen und um Gnade flehen. Dann hatte sie wach gelegen und ihn ängstlich erwartet. Aber als er fast zwei Stunden später, die unvermeidliche Zigarette zwischen den Lippen, ins Schlafgemach geschlendert kam, war er nicht mehr zornig, sondern kühl und gleichgültig gewesen. Er hatte Diana wieder einmal die kalte Schulter gezeigt.
Bald verrieten seine gleichmäßigen Atemzüge, daß er eingeschlummert war. Fast die ganze Nacht lag sie schlaflos neben ihm und klammerte sich an das bißchen Glück, das ihr vergönnt wurde. Denn inzwischen hatte sie gelernt, für den Augenblick zu leben, und so begnügte sie sich mit Ahmeds Nähe. Im Morgengrauen hatte er sie verlassen, immer noch gleichgültig, schweigsam und mißgelaunt. Trotzdem würde er sie retten, wenn auch nur von jener Eifersucht getrieben, die von ihm Besitz ergriffen hatte.
«Er wird kommen, er wird kommen», flüsterte sie immer wieder, als könnte der Klang dieser Worte ihre Zuversicht stärken. Niemals würde er zulassen, daß ihr etwas zustieß. Und mit jeder Minute, die Ibraheim Omair dem Lager fernblieb, stiegen ihre Chancen. Wie ich mich verändert habe, dachte sie lächelnd. Nun sehnte sie den Mann herbei, den sie noch vor ein paar Wochen als ihren Entführer abgrundtief gehaßt hatte. Nur er konnte sie schützen und verkörperte für sie alles, was das Leben lebenswert machte.
Plötzlich waren aus dem Nebenraum Geräusche und Männerstimmen zu hören, und Diana sprang bebend und mit geballten Fäusten auf. Ein scharfer, gutturaler Ruf übertönte den Lärm und machte die unvernünftige Hoffnung zunichte, ihr geliebter Retter könnte eingetroffen sein. Ibraheim Omair! Viel zu früh war er gekommen. Sie biß die Zähne zusammen, holte tief Luft und bereitete sich auf die unvermeidliche Begegnung vor.
Mit einem höhnischen Lächeln sah die Araberin sie an. Aber Diana warf ihr nur einen kurzen, verächtlichen Blick zu und beachtete sie nicht mehr. Die Schultern gestrafft, stand sie da. Nervös klopfte sie mit der Fußspitze auf den weichen Teppich. Erst jetzt bemerkte sie, daß man ihr während ihrer Bewußtlosigkeit Sporen und Revolverhalfter weggenommen hatte. Warum nur, überlegte sie ärgerlich, mit jener seltsamen Distanz, die in manchen heiklen Situationen die Gedanken vom Wesentlichen ablenkt.
Im Nebenraum redeten die Männer immer noch durcheinander, bis sie fast wünschte, der gefürchtete Augenblick möge endlich eintreten. Das Warten erschien ihr noch schlimmer als die Qualen, mit denen sie rechnete. Und dann war es soweit. Die Vorhänge glitten beiseite, und der Nubier erschien. Als er auf sie zukam, stockte ihr Atem. Doch dann versperrte ihm die Araberin den Weg und schrie ihn heftig gestikulierend an. Ungeduldig schob er sie beiseite und wollte nach Dianas Arm greifen. Sie hob abwehrend eine Hand, und er fügte sich dem stummen Befehl.
Wie rasend pochte ihr Herz. Trotzdem hatte sie sich in der Gewalt. Nur ihre Finger zuckten. Hastig versteckte sie ihre Hände in den Hosentaschen. Dann ging sie zum Vorhang und bedeutete dem Neger, ihn beiseite zu ziehen. Langsam betrat sie den Nebenraum, der kaum größer als der andere und fast ebenso spärlich eingerichtet war. Dies alles nahm sie nur undeutlich wahr, denn ihre Aufmerksamkeit galt

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