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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Punkt fängst du an, ihn in den Griff zu bekommen.«
    Ich legte Autrys Ratschlag in einer staubigen, gottverlassenen Ecke meines Gehirns ab. Er half mir nicht weiter. Ich wollte »Malen nach Zahlen«. Eine konkrete Anleitung, Schritt für Schritt. Ich brauchte den Schnellkurs Schimmer-Beherrschung . Oder eine Broschüre, in der die Zehn Dinge, die man wissen muss, wenn man gefährlich anders ist, drinstanden, nicht dieses nebulöse Gerede über Entscheidungen und Ängste.
    Ich wusste schon, was mir Angst machte. Aber das würde ich doch meinem Onkel nicht auf die Nase binden.

15
    »Wir bringen Ledger bei, wie er seinen Schimmer in den Griff bekommt«, verkündeten Marisol und Mesquite am nächsten Morgen beim Frühstück.
    Das war mir neu. So neu, dass ich mich fast an meinen Haferflocken verschluckte.
    »So?«, erwiderte Autry, ohne den Blick von dem Schmetterlings-Fachblatt vor ihm zu heben.
    »Wir müssen eine gute Tat vollbringen«, erklärte Mesquite.
    »Um unser Karma zu verbessern«, fügte Marisol hinzu. »Du weißt schon – damit wir mehr Glück haben.« Autry zog eine Augenbraue hoch, las aber immer noch weiter.
    »Euer Karma ist bestimmt prima«, erwiderte er dann. »Aber es ist wahrscheinlich nicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt, einem anderen …«
    »Ach, Papi! Das wird ein Kinderspiel!« Marisol wischte die Bedenken ihres Vaters vom Tisch. »Schließlich macht es niemand außer uns schon seit seinem sechsten Lebensjahr.«
    »Genau! Wir sind doch keine Amateure, Papi. Ledge zu unterrichten wird pipileicht!«, fügte Mesquite hinzu.
    »Oder ihr versucht gleich, Wackelpudding an einen Baum zu nageln«, murmelte Rocket in seinen Orangensaft, während er in seiner eigenen Zeitschrift herumblätterte – einer mit lauter Bildern von Motorrädern, die mehr Ähnlichkeit mit Onkel Autrys Insekten hatten als mit Zweirädern. Rocket hätte die Knucklehead geliebt, die ich ruiniert hatte.
    Ich schob meine halb aufgegessenen Haferflocken weg. Keinen Bissen kriegte ich mehr runter – dazu blieb mir keine Zeit. Ich war nämlich viel zu sehr damit beschäftigt, die plötzlich überall aus dem Tisch springenden Nägel mit dem Daumen schnell wieder zurück ins Holz zu drücken.
    »Kann sicher nicht schaden, wenn ihr Ledge ein paar Tipps gebt«, segnete Autry die Pläne seiner Töchter schließlich ab. Er war immer noch zu sehr in seine Zeitschrift vertieft, um meine stumme Empörung zu bemerken.
    Gypsy beugte sich vor, weil sie die Überschrift des Artikels lesen wollte, der Onkel Autry derart in den Bann zog.
    »›Flug und Leid der Königin-Alexandra-Vogelfalter‹?« Gypsy betrachtete mit großen, leuchtenden Augen die Abbildungen der Schmetterlinge, deren braune Flügel in allen Blau- und Grüntönen schillerten. Ihre Lippen formten ein kleines »O«, und als sie weitersprach, war ihre Stimme nur noch ein staunendes Flüstern: »Waren solche in der Kiste, die gestern für dich angekommen ist, Onkel Autry? Königin-Alexandra-Vogelfalter?«
    »Ja! Ich glaube schon.« Autry schaute schließlich doch noch auf. Er strahlte. »Stellt euch das mal vor! Die größten Schmetterlinge der Welt!« Er tippte mit dem Finger auf eins der Fotos. »So groß wie Teller – und wir haben zwölf Stück davon! Zwölf! Zumindest werden wir sie haben, sobald sie geschlüpft sind.«
    »Warum musst du denn so was lesen?«, fragte ich mit einem Blick auf die Zeitschrift, bevor ich drei weitere herausspringende Nägel bearbeitete. »Solltest du das nicht einfach alles so … nun, du weißt schon … wissen ?«
    Autry lächelte. »Nur weil jemand ein Talent hat, heißt das ja nicht, dass er nicht noch dazulernen kann, oder? Und wenn ich Recht habe, was diese Chrysaliden angeht, und es sich wirklich um Alexandras handelt, dann muss ich so viel lernen, wie es nur geht. Sie sind vom Aussterben bedroht und sie stammen nicht von hier – sogar alles andere als das.«
    Ich weiß, was du meinst , dachte ich, denn ich fühlte mich auch ganz weit weg von zu Hause, und wenn ich an die Zwillinge und den mir bevorstehenden Unterricht dachte, fürchtete ich, dass auch ich vom Aussterben bedroht sein könnte.
    »Was sind denn Kristall-Lider?«, fragte Fedora, während sie mit ihrem Löffel auf einen herausragenden Nagel einschlug.
    » Chry-sa-li-den , Fe«, wiederholte Autry noch mal langsam. »Manche nennen sie auch Kokons«, erklärte er. »Aber das ist nicht ganz richtig. Motten bilden Kokons, aber Schmetterlinge nicht. Mitarbeiter der

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