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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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große Teile der Schlussfolgerung des alten Philosophen – als Wissenschaftlerin konnte sie gar nicht anders. Und war sie nicht selbst eine halbe Stunde lang tot gewesen? Sie konnte die Existenz der Seele nicht länger leugnen. Aber wenn die Seele zwischen dem Jenseits und hier hin- und herreiste, wie Sokrates behauptete, war es für die beiden Föten, die beiden Seelen, die sich in ihr aufhielten, doch besser, noch ein bisschen weiterzusuchen. Und zwar so schnell wie möglich. Sie sollten sich eine Mutter suchen, die gesundere Hüllen erschaffen konnte.
    Wann hatte sie sich hingesetzt? Sie erinnerte sich nicht. Jetzt tat sie zwei Sachen gleichzeitig: Sie widerstand dem Drang, eine Zigarette zu rauchen, und ging ins Schlafzimmer, um ein paar Kleider zusammenzupacken. Das war jetzt der richtige Moment. Dann wollte sie ein Taxi rufen und sich zum Rigshospital bringen lassen. Einen besseren Zeitpunkt würde es nicht geben. Klarer als jetzt würde sie niemals sein.

8.
    Die Königliche Bibliothek, 10.08 Uhr
    Niels spielte mit dem Gedanken vorzuspulen. Er sah jetzt schon seit Minuten das gleiche Bild. Ein Esstisch in einem Wohnzimmer. Nicht Dictes Wohnzimmer, das kannte er. Nein, es war das Heim eines Mannes – keine Frau würde sich ein Plakat mit Wolkenkratzern ins Wohnzimmer hängen. Plötzlich tauchte Dicte auf. Niels bekam einen Schock, sie so lebendig vor sich zu sehen. Sie sagte irgendetwas, das er aber nicht hören konnte. Casper musste hinterher das Band erhalten, um die Nebengeräusche her auszufiltern. Was als Nächstes geschah, überraschte Niels. Dicte zog sich den weißen Pullover über den Kopf und entblößte ihren nackten Körper. Niels war wie gefangen von ihren Brüsten, eigentlich nur die Andeutung zweier Brüste. Dabei kannte er ihren nack ten Körper überraschend gut. Er hatte sie ja nie mit Kleidung gesehen – und auch heute sollte das allem Anschein nach nicht der Fall sein.
    »Bist du so weit?«
    Das war Joachims Stimme. Niels reduzierte die Lautstärke, wohl wissend, dass er die erlaubte Lautstärke im Lesesaal schon jetzt überschritt.
    »Ja«, antwortete Dicte flüsternd.
    Niels sah, wie Joachim ins Bild trat und etwas auf die eine Seite des langen Tisches stellte.
    »Defibrillator«, sagte er. Dicte nickte. Joachim zog eine Spritze auf. »Und Adrenalin. Sag mir, was jetzt passiert, tust du das auch aus freien Stücken?«
    »Es ist mein eigener Wille«, antwortete Dicte.
    »Du willst, dass dein Herz zu schlagen aufhört, um danach wie derbelebt zu werden?«
    »Ja.«
    »Wie lange soll der Herzstillstand dauern?«
    »Drei Minuten.«
    »Drei Minuten? Einhundertachtzig Sekunden?«
    »Ja.«
    Joachim stellte eine Digitaluhr auf den Tisch.
    »Und wie willst du den Herzstillstand herbeiführen?«
    Dicte flüsterte. Niels konnte ihre Antwort nicht verstehen. Er spulte zurück und drehte die Lautstärke auf. »Ekstase«, antwortete Dicte. Danach folgte ein offensichtlich einstudiertes Ritual. Dicte legte sich auf den langen Esstisch, die Beine leicht gespreizt. Sorgfältig fesselte er ihre Handgelenke mit einem Samtband, das er unter der Tischplatte festknotete.
    »Zieh mal so fest, wie du kannst«, sagte er. Ihr Tonfall klang, als wollten sie einen Küchenschrank aufbauen und nicht ihren eigenen Tod in Szene setzen. Dictes Körper bäumte sich auf, als sie an den Fesseln zerrte.
    »Das hält.«
    »Jetzt binde ich deine Beine. Damit du dich nicht verletzt, sollte dein Körper sich zur Wehr setzen.«
    »Ja«, antwortete sie feierlich.
    Was wohl ein Richter dazu sagen würde?, dachte Niels. Er zweifelte aber daran, dass die Filmaufnahmen das Strafmaß herabsetzen würden. Joachim konnte ja einen Helfer hinter der Kamera haben, den man nicht sah und der eine Waffe auf ein Familienmitglied richtete. Das hier war kein Beweis für Freiwilligkeit. Das ganze Video war naiv. Vielleicht war Joachim genau das klar geworden, bevor er in den Tod gesprungen war.
    »Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Joachim trat hinter die Kamera und zoomte Dictes Gesicht heran. Sie drehte den Kopf und sah Niels direkt an.
    »Mein Name ist Dicte van Hauen. Ich glaube … nein, ich weiß, dass die Seele unsterblich ist. Ich war schon dreimal tot und bin wiederbelebt worden, zum ersten Mal als Teenager. Und zwei weitere Male im letzten Jahr – unter kontrollierten Bedingungen. Ich liege hier aus freiem Willen. Ich habe um Hilfe gebeten, damit mein Herz zum Stillstand kommt. Das ist die einzige Mög lichkeit für den Körper, die Seele

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