Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
Vom Netzwerk:
das Bett fallen ließ, dachte er an die Nordsee.
    ***
    Sie zündete zwei Zigaretten an und gab Niels eine davon.
    »Ich muss aufhören zu rauchen.«
    »Ich? Wir!«
    Sie sah ihn durch den Rauch an und lächelte.
    »Du bist solidarisch?«
    »Jetzt kommt es ja darauf an, lange zu leben. Enkel und so.«
    »Du denkst an Enkel?«
    »Warum nicht?«
    Sie hielt seine Hand. Genau wie an dem Tag ihrer Hochzeit. Nähe . Niels registrierte, wie es auf seinem Gesicht prickelte: um Nase und Augen herum. Der Druck, den er in den letzten Tagen hinter seinen Augen gespürt hatte, war ver schwunden und durch ebendieses insistierende Kribbeln ersetzt worden.
    »Niels?«
    Hannah legte die Zigarette weg und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
    »Weinst du?«
    Niels sah zu Boden. Er versteckte sein Gesicht, obwohl sie dagegen ankämpfte. Sie wollte ihm in die Augen sehen.
    »Schatz. Du darfst nicht weinen«, flüsterte sie, korrigierte sich dann aber gleich wieder, »doch, klar, du darfst weinen.«
    Niels hörte sein tiefes Schluchzen. Es klang wie Atembeschwer den. Nein, es klang nach weinendem Mann.
    »Niels, sieh mich an«, bat sie.
    Warum? Warum muss man Menschen ansehen, wenn man weint?, fragte er sich und verwehrte ihr einen Blick auf sein Gesicht. Sie kniete sich hin, um ihn auf diese Weise sehen zu können.
    »Mein süßer Niels.«
    Niels atmete tief ein. Ein Satz verließ seinen Mund: »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, sagte er. Und weinte nun noch mehr. Als wären die Worte die Vorboten der Tränen. Verloren . Manche Worte sprachen für sich.
    »Entschuldige. Ich war schrecklich«, sagte Hannah und küsste erst seine Wangen. Und dann kam – typisch für sie – etwas vollkommen Unerwartetes, was die ganze Situation änderte. Sie leckte mit ihrer Zunge die Tränen erst von der linken und dann von der rechten Wange, sodass er gar nicht anders konnte, als zu lächeln.
    »Du bist verrückt.«
    »Daran gibt es wohl keinen Zweifel.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Und weißt du, was ich bin?«
    »Nein.«
    »Verdammt hungrig.«

16.
    Islands Brygge, 20.10 Uhr
    Sie traten wieder nach draußen auf den Balkon, Hannah Lund und der Polizist. Sie lachte über etwas, das er gesagt hatte, und legte den Arm um ihn. Adam Bergmann sah auf seine Uhr. Kurz nach acht. Geduld . Es war schwer, jetzt, da er seinem Ziel so nahe war. Er öffnete seine Tasche und versicherte sich noch einmal, dass er alles hatte. Die Spritzen lagen bereit. Natürlich war alles parat, vielleicht war das auch nur ein Vorwand, um seinen Blick für einen Moment von den glücklichen Menschen abwenden zu können.
    »Es wird schon gut gehen«, hörte er sich selbst murmeln.
    Früher oder später würde sich eine Chance bieten. So war es doch. Und dann wäre er bereit und würde, ohne zu zögern, handeln. Unten am Kai saßen ein paar Studenten. Er roch ihre Pizzen. Knoblauch und Oregano. Irgendwo lief ein Radio. Aufruhr in den arabischen Ländern. Kluge Menschen analysierten die Perspektiven. Er hatte keine Lust darauf und ging ein bisschen weiter zum Kai hinunter. Wartete, zählte, so langsam er konnte, bis hundert und wurde plötzlich von einer Leere übermannt, die so überwältigend war, dass er für einen Moment Schwierigkeiten hatte, Luft zu holen. Er schüttelte den Kopf, überlegte, ob er ein Aufputschmittel nehmen sollte, und wollte die Tasche schon öffnen, als die Tür aufging. Der Polizist. Endlich. Er kam aus der Haustür und verschwand mit schnellen Schritten in Richtung eines Autos. Er ließ den Motor an und fuhr weg.
    Jetzt .
    Der Plan raste zum sicher hundertsten Mal durch seinen Kopf: Erst einmal musste er in die Wohnung und dann mit ihr ins Badezimmer. Dort musste er sie betäuben, den Pappkarton aus dem Auto holen und zurück in die Wohnung gehen, bevor er sie mitsamt Karton nach unten in die Tiefgarage brachte, sie im Laderaum des Autos verstaute und das Weite suchte.

17.
    Islands Brygge, 20.30 Uhr
    Frühlingsrollen im Sommer. Niels lächelte bei dem Gedanken. Es war lange her, dass er Blödsinn gedacht hatte. Belanglosigkeiten.
    »Zum hier Essen?«
    Niels sah sie an: »Ob ich zwei Portionen Curry, fünf Frühlingsrollen und Krabbenchips mit Dip hier essen will?«
    »Zum Mitnehmen«, schloss die Vietnamesin und zog wider strebend 15 Prozent vom Betrag ab. Niels setzte sich an einen der Tische und schlug eine Gratiszeitung auf. Ja. Er würde lesen. Nein, dazu würde er kaum kommen. Er würde Vater werden. Vater . Aber noch war es zu früh, um sich darüber

Weitere Kostenlose Bücher