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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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hat den Tod nicht gespürt . Aber wer wusste eigentlich wirklich, welche Schmerzen ein Mensch hatte, dessen Schädel in tausend Stücke zersprang? Vielleicht nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber nichts spüren?
    »Sagt dir das Wort ›Echelon‹ etwas?«
    »Echelon?«
    »In etwa, ja. Das war das Letzte, was sie gesagt hat.«
    »Echelon?«
    »Ja.«
    »Wie dieser amerikanische Nachrichtendienst?«
    Niels entschied sich, diese Frage zu ignorieren. »Könnte das irgendeine Droge sein? Etwas Neues?«
    »Nee, ich habe jedenfalls noch nichts davon gehört.«
    Der Keller unter dem Rechtsmedizinischen Institut war kalt und voller Stahl und weißer Fliesen. Die Leuchtstoffröhren summ ten leise, ansonsten war es vollkommen still.
    »Wie alt ist sie, was glaubst du?«, fragte Niels.
    »Um die dreißig«, sagte der Rechtsmediziner. »Siehst du die kleinen Fältchen an ihren Augen? Aber fit. Guck dir mal die Beinmuskeln an.«
    »Drogenabhängige sind nicht fit«, wandte Niels ein.
    »Die war ganz sicher nicht drogenabhängig«, sagte Theodor. Er sah sich ihre weißen Arme genauer an. »Auf jeden Fall hat sie sich nichts gespritzt. Nicht die Spur eines Einstichs. Die Adern sind in Ordnung. Auch sexuell ist sie nicht missbraucht worden.«
    Niels zwang sich dazu, die Tote näher in Augenschein zu nehmen.
    »Man redet ja über das sogenannte body age«, sagte der Rechts medizinier. »Schon mal davon gehört? Das Alter des Körpers. In Zeiten, in denen sich die westliche Welt zu Tode frisst, ist es nichts Ungewöhnliches, dass Leute mit fünfzig ein body age von siebzig haben. Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, das alles. Bei ihr ist das aber umgekehrt.«
    »Ihr Körper ist jünger?«
    »Das will ich meinen. Das ist der Körper eines ganz jungen Mädchens.«
    »Kommt sie aus Osteuropa?«
    »Nee, die ist urdänisch«, sagte er und nahm eine ihrer Hände. Er hob sie ein paar Zentimeter an, sodass Niels sie mustern konnte. Buchstaben. Geschrieben mit Kugelschreiber. »Hier hast du dein Tattoo«, sagte er lächelnd. »Sie ist eine von denen, die ihren Kalender auf der Hand haben, du kennst diese Leute?«
    »Meine Frau gehört auch dazu«, sagte Niels und spürte einen Stich. Frau . Liebe. Schmerz. Er starrte auf die kleinen Buchstaben auf ihrer Hand: »Bank anrufen.« Und darunter: » NMSB . Mon. 16.«
    »So lese ich das auch.«
    » NMSB . Was bedeutet das denn?«
    Rantzau zuckte mit den Schultern. »Aber eine Rumänin würde sicher nicht ›Bank anrufen‹ schreiben. Und ›Mon. 16‹.«
    »Wahrscheinlich nicht. Was könnte NMSB bedeuten? Nordischer Ministerrat …«
    »… für sozial Belastete?«
    Niels unterdrückte ein Lächeln. Dies war nicht der Ort, um zu lächeln.
    »Und dann hat sie hier noch eine alte Narbe.«
    Theodor ließ seine Finger über die Narbe gleiten. Sie führte von der Augenbraue zu einer Schläfe: »Ich habe das alles in meinem Bericht notiert.«
    »Von einer Operation?«
    »Nein, an der Stelle würde man niemals einen Schnitt machen. Das muss ein Unfall gewesen sein. Aber wie gesagt, das ist viele Jahre her. Das kann sogar in ihrer Kindheit gewesen sein.«
    »Sonst noch was?«
    »Ungewöhnliche Knie.«
    »Das musst du mir erklären!«
    »Ihre Knie zeigen nach außen. Siehst du? Ihr Gang muss etwa so gewesen sein wie die Zeiger einer Uhr bei zehn vor zwei. Wie Chaplin. Warst du dabei, als sie abtransportiert worden ist?«
    Niels spürte, wie eine Welle der Schuld über ihm zusammenschlug, die sich dann in Übelkeit manifestierte.
    »Warum habt ihr versucht, sie wiederzubeleben?«
    »Wie meinst du das denn?«
    »Ein Defi kann keinen zerschmetterten Schädel retten. Das soll ten die Ärzte eigentlich wissen. Und die Rettungssanitäter erst recht.«
    »Es wurde keine Wiederbelebung versucht.«
    »Sicher?« Der Rechtsmediziner wunderte sich.
    »Ich war da.«
    »Und was ist dann das hier?« Er zeigte auf einen Bereich unter ihrer linken Brust.
    Niels sah sich die Stelle genauer an. Es sah aus wie der Abdruck eines Schlags.
    »Das ist von einem Defibrillator. Rechteckige Elektroden, und gleich mehrere davon.« Theodor ließ seine Finger fachmännisch über den Abdruck auf ihrer Haut gleiten, von der untersten Rippe bis zu ihrer Brust. »Da gibt es keinen Zweifel.« Er hob den Kopf. »Da kannst du alle Rechtsmediziner der Welt fragen: Diese Frau ist mit einem Defibrillator reanimiert worden.«
    Ein Telefon klingelte. Aus irgendeinem Grund dauerte es Sekunden, bis Niels begriff, dass es sein eigenes

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