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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Bücher vor mir auf den Tisch und öffnet das Fenster. Sie steht einen Moment lang da und blickt in den Park, auf das sonnenverbrannte, hellgrüne Gras, die Bänke, von denen die Farbe abblättert, und die sanft im Wind schwankenden Weiden.
    »Wie geht es dir, Silke?«
    Jetzt ist sie vor mir in die Hocke gegangen. Sucht nach etwas in meinem Blick, so fühlt es sich jedenfalls an. Als wüsste sie, dass es da drinnen etwas gibt, das sie jetzt aber nicht finden kann.
    »Ich hätte es mir ein bisschen abgewöhnt, mich selbst zu befragen«, antworte ich in Gedanken. Ein Zitat vonCamus. Aus Der Fremde, einem meiner Lieblingsbücher, und für einen Moment ist es so, als hätte die Schwester das gehört, denn sie nickt, legt ihre Hand auf meine, was ich nicht mag, denn nur Vater soll mich anfassen, nur er, nur mein geliebter Vater.
    »Hast du Durst?«, fragt sie und stellt ein Glas Saft vor mir auf den Tisch.
    Und dann geht sie. Lässt mich in meiner eigenen Welt zurück, allein mit dem roten Saft, der mich an Blut denken lässt. Allein mit der Frage, die sich in mein Hirn eingebrannt hat und seit acht Jahren in meinem Kopf widerhallt: Wer ist der Schuldige?

17.
    Niels fuhr Richtung Norden aus der Stadt. Aus dieser Gegend waren schon so einige Balletttänzer gekommen. Erst wurden die Häuser kleiner und kleiner und grauer und grauer, dann wurden die Mietskasernen von Einfamilienhäuschen abgelöst, die dann ihrerseits kräftig wuchsen, bis in der Einfahrt Platz für mehrere Autos war.
    Im Radio sprach einer von Hannahs früheren Kollegen aus dem Niels-Bohr-Institut über die kommende Mondfinsternis. Niels machte das irgendwie traurig. Auch über Hannah und ihn war so etwas wie Finsternis gekommen, wie wenn die Erde sich zwischen Sonne und Mond schob.
    Vedbæk, 11.30 Uhr
    Ein neues Geräusch erfüllte den Wagen: das konstante Rieseln der kleinen Bewässerungsanlagen, die die Gärten trotz der brennenden Sonne grün und frisch hielten. Als er auf der Straße mit den unzähligen kleinen Schwellen war, schaltete er das Navi aus. Niels brauchte es nicht mehr. Die Presse hatte vor ihm das Ziel erreicht und wies ihm den Weg. Er fuhr an dem Wagen vorbei und parkte in einigem Abstand, blieb aber noch ein paar Mi nuten sitzen und beobachtete den übereifrigen Journalisten im Rückspiegel. Dann klingelte Niels’ Handy.
    »Bentzon.«
    »Hier ist Casper. Sommersted hat mich gebeten, Dictes Handy zu überprüfen und ihren Mailaccount.«
    »Wir sind mit den Toten nicht per Du, Casper«, sagte Niels verärgert und fühlte sich alt. Wenn man anfängt, erwachsene Menschen zu erziehen, hat man das Verfallsdatum überschritten. Von da an ging es nur noch bergab.
    »Ich habe Dicte van Hauens Mobiltelefon überprüft«, sagte Casper nach einigen Sekunden.
    »Und?«
    »Sie hat ihren Vertrag vor drei Wochen gekündigt. Ebenso wie Fernsehen und Internetverbindung.«
    Niels warf erneut einen Blick in den Rückspiegel. Der Journalist lief vor dem Hauseingang nervös auf und ab.
    »Was sagt dir das, Casper?«
    »Wenn ich das Gefühl hätte, Echelon sei hinter mir her, wür de ich vermutlich auch ein möglichst analoges Leben führen wollen.«
    Echelon . Niels dachte nach. An den Gesichtsausdruck von Dicte, als sie dieses Wort gesagt hatte. Ihr Blick war nach Osten gegangen, in Richtung Meer, Hafen, Morgengrauen. Hatte sie nicht sogar erleichtert ausgesehen?
    »Bist du noch da?«
    »Ja, ja, ich bin hier, Casper. Guck dir mal ihre letzten An rufe und ihre Internetaktivität an. Sagen wir, in den letzten Wochen.«
    »Ich bin dran.«
    »Und was sagen dir die Buchstaben NMSB ?«
    »Nichts«, antwortete Casper schnell.
    »Ist das eine Bank? Auf ihrer Hand stand: Bank anrufen und NMSB . Montag, 16 Uhr.«
    »Es gibt aber keine Bank, die am Pfingstmontag aufhat.«
    »Wer weiß, vielleicht gehört das gar nicht zusammen. Es ist möglich, dass dieses NMSB gar nichts mit dem Anruf bei der Bank zu tun hat.«
    Niels hörte Caspers Finger auf der Tastatur.
    » NMSB ?«
    »Ja.«
    »Es gibt eine North Middlesex Savings Bank. In Massachusetts.«
    »Ist das nicht ein bisschen unwahrscheinlich, Casper?«
    »Warum, wenn wirklich von Echelon die Rede ist …«
    Niels unterbrach Casper, bevor dieser zu tief in seine Konspirationstheorie abtauchte. »Kannst du das mal recherchieren?«
    »Wird gleich erledigt.«
    »Und such in ihren Mails und SMS danach. In ihrem Internetverlauf. Das könnte auch eine Person sein. Vielleicht die Initialen. Oder ein Bankangestellter. Ihr

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