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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Berater …«
    »Also NMSB suchen?«, unterbrach Casper ihn.
    »Genau.«
    »New Mexico School of Baseball.«
    »Du verschwendest meine Zeit, Casper.«
    »Brauchen wir da nicht erst einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Ruf Sommersted an. Sag, dass es eilt«, antwortete Niels und beendete das Telefonat.
    ***
    Niels sah den Fotografen, bevor dieser ihn sah. Der Paparazzo richtete seine Kamera auf das Messingschild, das solide platziert an der Mauer hing, die das doppelte Metalltor einrahmte.
    »Sie sind von der Polizei, nicht wahr?« Der Journalist hatte ihn erkannt. Vielleicht hatte auch Niels ihn schon einmal gesehen. Ruhiger Gesichtsausdruck und mitfühlender Blick hinter einer billigen Brille, die ihn aus irgendeinem Grund sympathischer machte.
    »Sie waren ja schnell hier«, sagte Niels und hätte den Fotografen am liebsten an die Mauer gestoßen.
    Der Journalist zuckte mit den Schultern. »Darf ich Ihnen eine einfache Frage stellen?«
    »Sie wissen ganz genau, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Fragen beantworten kann.«
    »Sie wissen doch gar nicht, was ich Sie fragen …«
    Niels fiel ihm ins Wort: »Hören Sie. Hätten Sie nicht wenigstens einen Tag warten können? Einen einzigen Tag? Das hier ist eine Tragödie.«
    Der Journalist zückte seinen Block und schrieb Tragödie . So kriegen die also ihre Zitate, dachte Niels. Wie sehr man sich auch vornahm, nichts zu sagen, irgendwie bekamen sie doch immer etwas.
    »Das waren Sie, der sie davon abzubringen versucht hat, nicht wahr?«
    Erste Eingebung: Lügen. Nein sagen. Niels folgte seiner zweiten, drehte sich um und klingelte.
    »Sind deshalb jetzt auch Sie gekommen? Wollen Sie sich entschuldigen?«
    Niels drehte sich um. »Entschuldigen?«
    »Ja, weil Sie sie nicht retten konnten.«
    Klick. Und noch einmal. Klick. Der Fotograf trat einen Schritt näher und schoss noch zwei weitere Fotos von Niels. Niels klingelte noch einmal.
    »Kommen Sie für gewöhnlich nicht immer zu zweit?«, fragte der Journalist.
    Für gewöhnlich . Für gewöhnlich war tot, dachte Niels. Für gewöhnlich starb, als Dicte sprang – denn vor ihr hatte er noch nie einen verloren, niemals.
    Eine belegte Stimme meldete sich durch die Gegensprechanlage. »Was wollen Sie? Lassen Sie uns in Ruhe.«
    »Ich komme von der Kopenhagener Polizei. Können Sie mich reinlassen?«, sagte Niels entschlossen.
    Der Journalist notierte sich noch immer etwas, als Niels über den Gartenweg zur Haustür ging. Irgendwie war Niels erleichtert, nicht der Erste zu sein, der die schreckliche Nachricht überbringen musste, so brauchte er nicht zuzusehen, wie die Mutter kollabierte, nicht der vollkommenen Ohnmacht der ersten Se kunden beizuwohnen. Niels sah den Hinterbliebenen immer in die Augen, wenn er den Eltern oder dem Ehepartner sagen musste, dass einer ihrer Liebsten gestorben war. Man durfte den Blick nicht senken oder wegsehen. Man musste den Kontakt halten – ihnen zeigen, dass sie nicht allein waren, bereit, um einzugreifen. Es war, wie wenn man zusah, wie eine große Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde, und alle Hoffnung schlagartig verschwand. Die ersten Sekunden waren die schlimmsten, obwohl sie stumm waren. Dann kamen das Weinen und die Schreie – aber diese Phase war trotz allem leichter. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und die Hand einer Frau kam zum Vorschein, gepflegt, mit einem schlichten Goldring.
    »Kommen Sie herein«, hörte er sie hinter der Tür sagen. Sie wollte sich nicht zeigen, was verständlich war, denn der Foto graf war schon wieder aktiv und hielt alles fest, was er kriegen konnte – ein von einer Tür halb verdecktes, verweintes Gesicht, eine abwehrende Hand. Je mehr das Opfer sich schützte, desto besser.
    Niels trat schnell ein, und die Tür wurde hinter ihm geschlossen. Als seine Augen sich an den dunklen Flur gewöhnt hatten, erblickten sie eine Frau. Sie war zu jung, um Dictes Mutter zu sein, für ihre Schwester aber zu alt.
    »Niels Bentzon, Polizei Kopenhagen. Es tut mir schrecklich leid.«
    Er ergriff ihre ausgestreckte Hand; sie war kühl und trocken und passte gut in seine. Niels hielt sie ein paar Sekunden länger, als man es sonst tun würde.
    »Cecilie van Hauen. Ich bin Dictes Schwägerin«, flüsterte sie. Sie hatte grüne Augen, und ihre schwarzen, glatten, schulterlangen Haare unterstrichen die beiden roten Steine an ihren Ohrringen. Sie wirkte irgendwie südländisch, dachte Niels, bevor er den Händedruck löste. »Kommen Sie, ich gehe vor.«
    Er

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