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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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anderen? Wegen ihrer Alibis? Oder sind sie durch andere Sachen ins Blickfeld der Polizei geraten?
    »Silke, die Fotos kannst du gerne behalten«, sagt er und seufzt. »Ist das in Ordnung?«
    Er kann seine Enttäuschung nicht verbergen, als er aufsteht. Es ist jedes Mal das Gleiche. Anfangs ist er voller Optimismus. Voller Hoffnung. Und dann – wenn es klar ist, dass ich den Mörder wieder nicht wiedererkannt habe – weicht die Hoffnung der Enttäuschung.
    »Was meinst du? Soll ich morgen oder übermorgen noch einmal kommen? Und du guckst dir in der Zwischenzeit noch einmal die Bilder an. Okay?«
    Warum stellen sie mir alle diese Fragen? Sie wissen doch, dass ich keine Antworten gebe.
    Dann folgt der übliche ungelenke Schluss. Er weiß, dass er mir nicht die Hand geben kann. Ich schlage nicht ein. Er darf mich nicht berühren. Trotzdem – und immer endet es so – legt er mir kurz die Hand auf den Kopf, als wäre ich ein Kuscheltier oder eine Puppe, und sagt:
    »Wir geben nicht auf, Silke, das verspreche ich dir.«

34.
    Vesterbro, 14.30 Uhr
    Niels sah auf die Uhr seines Handys. 14.30 Uhr. Noch anderthalb Stunden bis zu Dictes Verabredung mit NMSB . Er war nicht weitergekommen. Es stachelte sein Interesse nur noch mehr an, dass keine der Personen in Dictes Umfeld wusste, was oder wer NMSB war.
    Ihre Wohnungstür war inzwischen mit Absperrband abge riegelt worden. Ein Anblick von beinahe ikonischem Status, das eigentliche Bild der Polizeiarbeit. Jedenfalls sah Niels das so. Die Treppe hätte gut mal wieder geputzt werden können. Aggressive Sonnenstrahlen fielen durch die kleinen Fenster und heizten die Luft wie in einem Treibhaus auf. Niels zog sich Handschuhe an, tauchte unter dem Absperrband hindurch und schloss die Tür ihrer Wohnung auf. Er stieg über ein paar Platten mit Gelfolien und einen rostigen Eimer mit Pinseln.
    »Niels«, sagte einer der Techniker und blickte auf. Niels meinte sich zu erinnern, dass er Kristian hieß.
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Massenweise Fingerabdrücke.«
    Niels sah sich in der eleganten, weißen Wohnung um. Der Ver kehr, der draußen pulsierte, war als schwaches Summen zu vernehmen. Ein paar Fenster standen auf Kipp. Die Wohnung stimmte auf den ersten Blick mit seiner Vorstellung von dem Zuhause einer Balletttänzerin überein. Ästhetisch. Aufgeräumt. Kühl und minimalistisch. Exklusive Möbel. Skandinavisches Design. Das Sofa stand in der Ecke und schaffte Raum für ein beinahe leeres Wohnzimmer. An den Wänden hingen ein paar Lithografien. Tal R., Niels erkannte den Stil, Kathrine hatte vor ein paar Jahren über seinen Stil gesprochen. Kein Fernseher. Ein DAB -Radio und ein Laptop. Casper musste den Computer untersuchen.
    Auf den ersten Eindruck konnte Niels die perfekte Wohnung, in der er stand, nicht mit der panischen Frau auf der Brücke in Einklang bringen.
    Giselle hat sie in den Abgrund getrieben . Waren Sie schon mal bei ihr zu Hause?
    Niels bemerkte eine leicht dunklere Farbe etwa in der Mitte des weißen Parkettbodens. Er kniete sich hin und fuhr mit der Hand über die breiten Dielen. Sie wirkten etwas kühler als die anderen. Hatten sie Wasser abbekommen? Oder Öl? War dieser Teil des Fußbodens nachträglich gefettet worden? Aber nein, das musste frisch sein. Vom Vortag. Sonst wäre das schon wieder trocken. Es klopfte laut an der Tür.
    »Ich geh schon«, sagte Niels und öffnete.
    Ein dicker Mann stand schwitzend im Treppenhaus. »Entschuldigen Sie, aber was ist denn hier los?« Seine Brille beschlug etwas.
    »Polizei Kopenhagen. Ich muss Sie bitten, von der Tür wegzutreten.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Treten Sie bitte einen Schritt zurück. Sie dürfen nichts berühren.«
    Der Mann wich zurück. »Ich habe nichts berührt.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich wohne nebenan. Ich war einfach nur neugierig.«
    Niels wollte die Tür schon wieder schließen, musterte den Mann aber doch noch einmal. »Wie gut kannten Sie Ihre Nachbarin?«
    »Was ist denn passiert? Was ist mit Dicte?« Er sah nicht so entsetzt aus, wie er zu klingen versuchte.
    »Sie ist tot«, sagte Niels.
    »Das ist ja schrecklich. Sie war noch so jung.«
    »Was können Sie mir über sie sagen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Aber Sie kannten sie?«
    »Man trifft sich ja im Treppenhaus. Und ich habe sie gehört.«
    »Sie haben sie gehört?«
    »All die Männer, das war ein ziemliches Kommen und Gehen.«
    Niels wartete ab. Er wusste, dass noch mehr kommen würde.
    »Aber sie ist ja auch ein

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