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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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fünf«, sagt der Polizist und tritt näher. Er nickt der Schwester zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie gehen kann.
    »Ist das okay, Silke?«, fragt sie. »Es wird nicht lang dauern. Hast du genug zu trinken? Und was ist mit Ihnen?«, fragte sie den Kommissar. »Eine Tasse Kaffee?«
    »Nein danke.«
    Sie verlässt den Raum. Der Kommissar ist alt. Ich glaube, er ist längst pensioniert. Vielleicht hat er nichts anderes zu tun. Vielleicht ist seine Frau tot. Wie meine Mutter. Vielleicht ist das so ein Tag, an dem die anderen freihaben und in der Sonne sitzen, diejenigen, die jemanden verloren haben, aber zusammenfinden müssen.
    »Schau mal, Silke.«
    Er legt fünf Bilder vor mir auf den Tisch. Fünf Fotografien. Diese Taktik ist neu. Sonst zeigt er mir immer nur eins. Aber dieses Mal sind es alle auf einmal. Ein Fächer aus Gesichtern entfaltet sich vor mir. Wo hat er die her? Wer sind diese Männer? Er hat nie etwas gesagt, und ich stelle mir vor, dass es Männer sind, die schon einmal wegen schwerer Gewalttaten verhaftet worden sind.
    »Und dann noch der hier, aber den hast du ja schon ein paarmal gesehen.«
    Das Phantombild. Das zeigt er mir immer. Als hoffte er darauf, dass mir plötzlich noch etwas in den Sinn kommt, das ich vergessen habe. Ein weiteres Detail aus meiner Erinnerung, das den Fall in einem neuen Licht erscheinen lässt. Ein dunkelhaariger Mann. Gescheitelte Haare. Bartstoppeln. Hohe Wangenknochen. Die Zeichnung konnte auf so viele zutreffen. Mir hilft sie nicht. Stattdessen betrachte ich die Bilder.
    »Nimm dir nur Zeit«, sagt er und lehnt sich zurück.
    Ich spüre, wie intensiv er mich mustert, während ich meinen Blick über die fünf Fotografien schweifen lasse. Er sucht nach einer Reaktion in meinem Gesicht. Den geringsten Anzeichen. Einem Zögern, Zweifeln, Wiedererkennen.
    »Wir haben Zeit, Silke«, betont er noch einmal. »Schau dir die Bilder genau an.«
    Fünf dunkelhaarige Männer. Der jüngste vielleicht 35. Der älteste 50 oder etwas älter. Schwarz-Weiß-Fotos. Von vorne auf genommen. Sie sehen mich an. Starren mir direkt in die Augen. Keine Spur von Reue. Kein Anzeichen, dass sie irgendetwas zu verbergen suchen. Kein Wiedererkennen bei mir.
    »Was siehst du, Silke?«, fragt er und beugt sich vor. »Hast du davon schon mal jemanden gesehen oder getroffen? Er kannte deine Mutter, das wissen wir. Vielleicht hat sie ihn mal auf der Straße getroffen, als du dabei warst? Vielleicht jemand aus ihrem Freundeskreis?«
    Das Letzte, was er sagt, verwundert mich. Mutters gesamter Freundeskreis ist gründlich untersucht worden. Mutter hatte einen Geliebten. Liebhaber sind Leute, die man auf der Arbeit trifft, in der Freizeit, während man sein Leben lebt. Oder Menschen aus der Vergangenheit, die plötzlich wieder auftauchen. Alte Liebschaften. Freunde aus der Schulzeit. Natürlich kann sie ihn auch im Internet kennengelernt haben, aber Mutter hatte keinen eigenen Computer, außerdem hat sie sich eigentlich nie für das Internet interessiert. Nein, es muss jemand gewesen sein, den sie kannte. Gearbeitet hat sie nicht. Sie war Hausfrau, wir haben von Vaters gutem Lohn gelebt, es fehlte uns an nichts, während Mutter überlegte, was sie eigentlich machen wollte. Sie bewegte sich in keinem großen Radius. Meistens war sie nur zu Hause und hat sich um sich selbst gekümmert. Und vielleicht gelangweilt. Ich habe mich das oft gefragt. Mag sein, dass die Frage banal ist, aber trotzdem: War es ganz einfach die Langeweile, die Mutter in die Arme eines anderen Mannes getrieben hatte? Meine Eltern verstanden sich gut. Jedenfalls habe ich nie irgendeinen Streit mitbekommen. Und auf der Straße gingen sie Hand in Hand. Mutter lachte oft über das, was Papa sagte. Sie war stolz auf ihn. Das konnte ich sehen. Und doch hatte sie einen anderen. Warum? Und wen?
    Wer ist der Schuldige?
    »Was meinst du, Silke? Der da?« Er zeigt auf eines der Bilder. Es ist der älteste der Männer. Ein hübscher Kerl mit entschlos senem, autoritärem Blick, buschigen Augenbrauen und einem kantigen, herben Gesicht. »Kann der das gewesen sein?«, fragte der Kommissar. »Oder der da?« Er zeigt auf einen, der etwas jünger ist. Hohe Stirn, große, weiche Lippen. Ein freundliches Gesicht. »Oder was ist mit …«
    Er schweigt. Bereut seinen Eifer. Er weiß ganz genau, dass es nichts nützt, Druck auf mich auszuüben. Es muss von mir selbst kommen. Schließlich habe ich ihn gesehen. Warum glaubt er mehr an den einen als an die

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