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Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schlaf und der Tod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Sicher konnte er sich da nicht sein. Auch Dicte konnte den aus dem Theater mitgenommen haben. Aber warum sollte sie das tun? Fragen . Das einzig Sichere war, dass sie irgendwann geflohen war, nach einem Kampf im Flur. Sie hatte sich losgerissen, und seine Schuhspitze hatte im Eifer des Gefechts den Türrahmen getroffen, wobei ein Splitter herausgebrochen war. Dann war sie gefolgt von ihm ins Treppenhaus und nach unten auf die Straße gestürzt. In wilder Panik. Er mit seiner Tasche. Und plötzlich hatte sie oben auf der Brücke gestanden, und als sie ihn unten in der Menge ausgemacht hatte, war sie aus Furcht davor, ihm wieder in die Hände zu fallen, in den Tod gesprungen. Aber warum hat sie nicht gesagt, wer es ist? Warum hat sie ihn Niels nicht gezeigt, als er zu ihr nach oben ge kommen war? Hatte die Angst sie dermaßen gelähmt, oder hatte sie derart unter Drogen gestanden? Wenn ja, was hatte er ihr gespritzt? Oder hatte sie das Zeug vorher freiwillig genommen? Auch das war eine Möglichkeit. Zwei Freunde, die sich trafen und gemeinsam Drogen nahmen, bis irgendetwas schiefgelaufen war, ein mieser Trip, der sie in den Tod geführt hatte. Er hatte einen Defibrillator dabei. Den er zuvor im Theater hatte mitgehen lassen. Und er hatte sie wiederbelebt. Oder hatten sie von Anfang an vorgehabt, mit diesem Defibrillator zu spielen, bis sie mitten im Spiel die Flucht ergriffen hatte, weil ihr das Spiel dann doch zu pervers geworden war …?
    »Haben Sie ihr Schlafzimmer gesehen?«, fragte Kristian.
    »Was?«
    Er nickte in Richtung der schwarzen Tür. Niels trat ein. Schwarze Wände, eine Seite tapeziert mit Postkarten und Bildern. Schwarze Rollos. Die Wärme war feucht und stickig. Er zog das Rollo hoch. Eine halb tote Biene versuchte zu entkommen. Die Decke bildete einen Kontrast zu den Wänden: Sie war blau, und in dem Blau waren Wolken angedeutet. Es sah aus wie die Kulisse eines Theaters. Vielleicht hatte sie einen der Theatermaler dazu gebracht, das für sie zu machen. Niels studierte die vielen Bilder, die mit Nadeln an der Wand befestigt waren. Giselle . Diverse Aufführungen – verschiedene Tänzer. Skizzen von Posituren. Gezeichnet von ihr? Was hatte Lea gesagt? Giselle hat sie in den Abgrund getrieben. Meinte sie damit Dictes Faszination für Giselle? Oder für den Tod? Vermutlich Letzteres, dachte Niels, als er die Titel der Bücher sah: Near-Death and Out-of-Body Experiences . The Afterlife . Spiritual Doorway in the Brain . Buddhist Near-Death Experiences . Wenn die Seele den Körper verlässt . Das Leben nach dem Tod . Nichts über das Ballett. Die Bücher standen auf dem Regal im Schlafzimmer neben ein paar belletristischen Titeln. Hier – in ihrem innersten Bereich – gab es schwarze Wände, einen hellblauen Himmel und Bücher über die Seele. Ein Schreibtisch aus massiver Eiche stand dicht hinter der Tür. Er öffnete die Schubladen: Kugelschreiber, Büroklammern, ein Satz Schlüssel, Steuerunterlagen, eine nicht ausgefüllte Beitrittserklärung für Greenpeace, ein paar Ballett- DVD s, Giselle, Schwanensee, Postkarten, ein Buch über Ernährung, eine Visitenkarte von etwas mit Namen Sleep – Kopen hagens Schlafpraxis. NMSB , dachte Niels. Wie passte das zusammen? Niels drehte sich noch einmal zu den Büchern um. Ein Titel?
    Er kniete sich hin und sah unter das Bett. Auch dort lag ein Buch. Niels musste halb unter das Bett kriechen, um es zu erreichen. Es war ein alter, brauner Ledereinband. Einzelne goldene Buchstaben. Antiquarisch. »Dicte van Hauen 1992« hatte sie in roten Buchstaben auf das Titelblatt geschrieben: Phaidon von Platon. Ein kleines Buch, nicht größer als ein Notizbuch. Wenige Seiten, dicht beschrieben. Niels blätterte in den ersten Seiten des Vorworts. Phaidon war einer von Sokrates’ treuesten Schülern, lernte Niels im Laufe der ersten Sätze. Und Phaidon erzählte Pla ton von Sokrates’ Tod im Gefängnis. Von seinem Beweis der Existenz der Seele, indem er Schierlingssaft getrunken hat. Niels blät terte weiter. Viele Worte. Alte Worte. Vergilbte Seiten. Unmengen von Unterstreichungen. Ein Buch, in dem Dicte seit 1992 gelesen haben musste. War das so etwas wie ihre Bibel?, fragte Niels sich selbst.
    »Niels?«, rief Kristian aus dem Wohnzimmer.
    Niels steckte das Buch in die Tasche, wohl wissend, dass er eigentlich nichts aus der Wohnung entfernen durfte.
    »Salzwasser«, sagte der Kriminaltechniker und zeigte auf den Boden.
    »Meerwasser?«
    »Möglich.«
    Niels nickte und

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